Die Knickerbocker Bande 23 - Die Drachen-Dschunke
schlossen die Augen. Cousine Li schlief. Sie schien völlig erschöpft und entkräftet. Also würden sie die Knickerbocker-Freunde erst später kennenlernen.
Zur Begrüßung gab es für die Junior-Detektive ein köstliches Essen. Familie Tang und die vier Freunde knieten auf kleinen Kissen auf dem Boden rund um einen schwarz lackierten Tisch. Das Besondere daran war, daß er sich drehen ließ. Mutter Tang hatte nämlich mindestens dreißig kleine Schälchen daraufgestellt, in denen jeweils eine andere Köstlichkeit lag. Wer von allem kosten wollte, brauchte den Tisch nur zu drehen und sich zu bedienen. Es gab Gemüse, klein geschnitten in würzigen Soßen, Glasnudeln, Sojakeimlinge, Fische, knusprige Ente, die als Peking-Ente bekannt ist, Reis, Teigwaren und viele süße, saure, süß-saure und pikante Soßen.
Ziemlich vollgefuttert erhoben sich die Knickerbocker schließlich, verneigten sich vor der Familie Tang und baten, schlafen gehen zu dürfen. Kwan-Ling begleitete die vier zu ihrem Zimmer.
Dabei kamen sie durch einen düsteren, länglichen Raum, in dem zwei geschnitzte, vergoldete Löwen neben einer Marmorsäule standen. „Darauf hatte der Jadedrache seinen Platz, bevor er gestohlen wurde“, berichtet die chinesische Freundin der Bande. Die Junior-Detektive beschlossen, gleich am nächsten Tag diesen Raum genauer unter die Lupe zu nehmen. Der Diebstahl lag zwar bereits drei Jahre zurück, aber trotzdem konnte eine Untersuchung nicht schaden.
Kwan-Ling öffnete eine weiße Schiebetür, hinter der sich das
Zimmer der Knickerbocker-Bande befand. Es waren vier Matten für sie aufgebreitet und reichlich Kissen und Decken bereitgelegt worden. Zum Glück war das Haus gut geheizt und angenehm warm. Einer ruhigen Nacht stand nichts im Wege.
Höchstens der kleine Mann, der in schwarze Tücher gehüllt war und seit Einbruch der Dunkelheit wie ein Panther um das Haus schlich .
Heulen in der Nacht
Es dauerte lange, bis Axel, Lilo, Poppi und Dominik an diesem Abend einschliefen. Zu viele Gedanken jagten durch ihre Köpfe. Es gab so viele Fragen, die noch beantwortet werden mußten. Der grüne Drache aus Jade gab ihnen zahlreiche Rätsel auf. So viel hing davon ab, ob er wieder gefunden werden konnte. Außerdem war Lieselotte ein Verdacht gekommen: Es war kein Zufall, daß der Drache gestohlen worden war. Er war nicht nur wertvoll, sondern . Ja, sondern was? Was war sein Geheimnis? Es gab eines. Das spürte das Superhirn der Bande genau, und Lilo hatte sich noch selten getäuscht.
Der Wind brauste um das ungewöhnliche Haus. Im schwachen Licht des Mondes ähnelte es ein wenig einer Krake. Der Turm war der Körper, die ebenerdigen, meist langgestreckten Zimmer die Arme. Aus altem Aberglauben waren an den zahlreichen Dächern und Giebeln geschnitzte Drachenköpfe angebracht. Sie dienten nicht als Wasserspeier, sondern sollten böse Geister fernhalten.
Allerdings machten sie auch etwas anderes. Sie ließen das Brausen des Windes zu einem schaurigen Wimmern und Heulen werden. Jede Windböe klang wie ein Wehklagen.
Poppi war die erste, die von den gespenstischen Geräuschen geweckt wurde. Sie richtete sich auf und wickelte die Decke um ihre Schultern. Die anderen schienen nichts zu bemerken. Links und rechts von ihr war nur regelmäßiges, tiefes Atmen zu hören. Dominik schnarchte wieder einmal lautstark.
Poppi konnte nicht mehr einschlafen. Eine seltsame Unruhe hatte sie gepackt. Sie saß nur still da und lauschte dem Heulen und Jaulen des Sturmes.
Tap-tap-tap! Schritte! Da waren Schritte! Tap-tap-tap! Da schon wieder! Wer auch immer auf dem Gang vor ihrem Zimmer ging, er schien sich keine Mühe zu geben, leise zu sein. Es knirschte, und die Schiebetür erzitterte. Poppi biß in die Kante der Decke, um nicht laut aufzuschreien. Die Tür wurde geöffnet. Im Zeitlupentempo wurde sie zur Seite geschoben. Das Mädchen erkannte entsetzt, daß es zum Hinlegen und Schlafendstellen zu spät war. Es erstarrte zur Salzsäule. Poppis Herz pochte so laut, daß sie es hören konnte. Hatte es auch der Unbekannte auf dem Gang bemerkt?
Das Mädchen spannte alle Muskeln an und wünschte sich fort. Weit fort! Es war stockfinster im Zimmer. Poppi konnte nichts sehen. Allerdings war das auch ihr Vorteil, denn dem Eindringling erging es genauso.
Wums! Die Schiebetür war wieder zugeschoben worden. Poppi atmete auf und entkrampfte sich. Tap-tap-tap. Die Schritte marschierten weiter. Nein, das war bestimmt niemand, der zur Familie
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