Die Knickerbocker Bande 23 - Die Drachen-Dschunke
Cousine schien sehr begeistert zu sein. Auf der Rückbank wurde es zwar etwas eng, als sie sich auch noch dazuzwängte, aber auf diese Weise war wenigstens allen schön warm.
„Ich habe Cousine Li die freudige Neuigkeit mitgeteilt“, sagte Kwan-Ling zu Lieselotte, die neben ihr auf dem Beifahrersitz saß. Das Mädchen blickte die Frau fragend an: „Und? Was sagt sie dazu?“ Kwan-Ling überlegte kurz: „Eigentlich gar nichts. Das heißt, sie hat einen Vorschlag gemacht. Wir sollten alle gemeinsam in die Longqing-Schlucht fahren und die Eispaläste und Eislaternen bewundern.“
Die Knickerbocker-Bande wußte zwar nicht, was das sein sollte, war aber einverstanden.
„Wieso schweigt die junge Frau? Warum sagt sie nichts! Sie ist der Schlüssel“, dachte Axel und musterte Cousine Li vom Kopf bis zu den dicken Stiefeln. Sie war nicht so hübsch wie Kwan-Ling, hatte langes Haar und ein grobknochiges Gesicht. Ihr Mund war verkniffen. Sie schien Mühe zu haben, etwas für sich zu behalten. Aber was?
Die Überraschung, die die Bande in der Longqing-Schlucht erwartete, war groß. Als sie dort eintrafen, war es bereits ziemlich düster. Die hohen, schroffen, spitzen Felsen der Berge waren nur noch schwach zu erkennen. Dafür glitzerte und funkelte es vor ihnen.
In dieser Schlucht errichteten Künstler nämlich jedes Jahr meterhohe Laternen, Paläste, Schlösser, berühmte Bauwerke, Figuren aus Märchen und Sagen und auch Drachen aus Eis. Die Gebäude und Laternen wurden von innen beleuchtet und strahlten wie im Wunderland.
Die vier Freunde, Kwan-Ling und Li spazierten zwischen den mächtigen und eindrucksvollen Gebilden aus Eis herum, staunten und ließen sich von dem Glanz und dem Glitzern verzaubern.
Lieselotte beugte sich zu Axel und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der Junge riß erstaunt und überrascht die Augen weit auf, nickte dann aber zustimmend. „Kwan-Ling, dürfen wir ein wenig herumgehen ... ich meine allein?“ fragte das Superhirn. Die Chinesin gab zögernd ihre Zustimmung. Die vier Knickerbocker liefen los, blieben aber nach einigen Metern wieder stehen. Sie begannen heftig zu streiten. „Nein, ich will nicht zu den Ungeheuern!“ protestierte Poppi. „Ich will zu dem großen Pandabären.“ Lilo funkelte sie wütend an. „Mir egal! Ich will zu den Monstern, und es geschieht das, was ICH möchte!“ Die Jungen waren damit aber nicht einverstanden. „Quatsch mit grüner Soße“, fauchten sie. „Das Tollste sind die Häuser aus Eis, zu denen wollen wir. Mach dich nicht so wichtig!“
Poppi, Axel und Dominik deuteten Lieselotte den Vogel und drehten sich weg. Sie ließen das Superhirn einfach stehen. Das Mädchen stampfte wütend mit dem Fuß auf und schrie seinen Freunden nach: „Ihr seid mega-dämlich!“ Dann drehte es sich um und lief in die entgegengesetzte Richtung. Lieselotte bohrte die Hände tief in die Jackentaschen. Die Kälte machte ihr sehr zu schaffen. Sie trat mit der Stiefelspitze gegen einen kleinen Eisklumpen, der sofort davonschlitterte.
Zwischen den Eis-Wunderwerken waren nur noch wenige Menschen unterwegs. Das windige Wetter hatte viele Besucher abgehalten. Durch den Wind wurde die Kälte nämlich noch viel schlimmer.
Lilo war ungefähr 100 Meter weit gegangen, als sie stehenblieb und die Augen zukniff. Sie riß sie wieder auf und starrte auf die Eislaterne, die sich nur wenige Schritte vor ihr befand. Durch die Eis wand konnte man in das Innere der Laterne blik- ken. Dort war gerade ein Kampf im Gange. Er fand genau vor der Lampe statt, die die Laterne erleuchtete. Ein großer Schatten traf auf die Eiswand. Durch die Unregelmäßigkeit des Eises wirkte er verschwommen und nicht genau erkennbar. Lilo zögerte nicht, sondern hastete zu der Eislaterne. Sie hatte Mühe, nicht auszurutschen und auf den Beinen zu bleiben, als sie das Eisbauwerk umrundete und nach dem Zugang suchte. Er befand sich auf der Seite, die am weitesten von dem Besucherweg entfernt war. Das Mädchen bückte sich und blickte durch die niedere Öffnung, durch die man nur auf allen vieren kommen konnte. Auf dem Boden neben dem Scheinwerfer lag eine Frau mit langem, schwarzem Haar. Sie wälzte sich dort mit ihrem Gegner.
Für Lieselotte gab es keinen Zweifel. Der feuerrote Mantel gehörte Li!
Pingpong
Lilo wartete nicht, sondern rutschte auf den Knien in die Eislaterne. Sie kämpfte sich zur Lampe vor und packte Li an den Schultern. Ihr Angreifer mußte unter ihr liegen. Er war nämlich im
Weitere Kostenlose Bücher