Die Knickerbocker Bande 23 - Die Drachen-Dschunke
waren allerdings schon kurz nach 13 Uhr beim Treffpunkt eingetroffen und mußten jetzt warten. Allerdings nicht lange. Bereits um 13.28 tauchte Pingpong auf. Er sah sich immer wieder um und schien Angst vor Verfolgern zu haben. Er verschwand durch die Tür in der Spelunke.
Ungefähr 15 Minuten lang geschah dann gar nichts. „Eine Langnase“, flüsterte Kwan-Ling plötzlich. Neugierig spähten die Junior-Detektive durch den Spalt zwischen den Fässern und erkannten einen älteren Mann, der zweifellos nicht aus China stammte. Wahrscheinlich handelte es sich bei ihm um einen Europäer, und die hatten bei den Chinesen den Spitznamen „Langnase“. Auch er betrat den „Feuertopf“. Nur eine Minute danach tauchte eine rothaarige junge Frau auf. Sie schien der „Langnase“ gefolgt zu sein, ging zwar nicht in das Lokal, versteckte sich dafür aber hinter den Kisten, die vorher der Bande als Unterschlupf gedient hatten.
Alles, was sie jetzt tun konnten, war warten. Allerdings war den vier Knickerbocker-Freunden die Sache nicht mehr geheuer. Um wen handelte es sich bei dem alten Mann? Wer war die Frau? Wieso schlich hier einer dem anderen nach? Was ging vor sich?
Hinter Axel knisterte und raschelte es. Der Junge zuckte zusammen und drehte den Kopf. „Vorsicht, der Giftzwerg!“ schrie er auf. Pingpong war aus einer niederen Tür aus Bambus und geflochtenem Stroh getreten und schien selbst sehr erschrocken. Wahrscheinlich hatte auch er vorgehabt, hinter den Fässern Stellung zu beziehen und Li abzupassen. Nun aber stand er sieben Leuten gegenüber. Er überlegte nicht lange, sondern trat den Rückzug an. Der Zwerg rollte sich wieder zu einer Kugel ein und verschwand blitzschnell durch die Bambustür. Axel und Dominik stürzten ihm nach und betraten eine völlig verqualmte, stinkende Küche. Sie husteten und fuchtelten mit den Händen vor ihren Gesichtern herum, damit sie irgend etwas erkennen konnten. Diese Sekunden hatte Pingpong zum Untertauchen genutzt.
Lieselotte und Poppi waren aber auch auf Zack und hinter dem Fässerstapel vorgestürzt und zur Eingangstür des „Feuertopfes“ gelaufen. Sie warteten eine halbe Minute, ob Pingpong hier herauskam. Als die Tür geschlossen blieb, stürmten sie in die Hafenkneipe.
Auch der Gastraum lag in dichtem „Rauch-Nebel“. Außer ihnen befand sich nur der ältere Herr und ein chinesischer Matrose herinnen. Möbelstücke gab es auch nur wenige. Drei Tischchen und einige zerfledderte Korbstühle.
Durch die Tür, die „Gaststube“ und „Küche“ verband, stolperten Axel und Dominik. „Habt ihr ihn?“ rief ihnen Lieselotte zu. Die Jungen schüttelten die Köpfe. „Er muß sich in Luft aufgelöst haben.“
„Darf ich erfahren, wen ihr sucht?“ erkundigte sich der ältere Mann. Die Knickerbocker starrten ihn wie ein Weltwunder an.
Der Rote Drache
„Sie ... Sie sprechen deutsch?“ fragte Poppi verwundert. „Also ich habe die Sprache immer für Deutsch gehalten, aber vielleicht ist es in Wirklichkeit Chinesisch, und das, was die Leute hier sprechen, ist Deutsch, und . “ Der Mann redete nicht weiter, sondern brach in schallendes Gelächter aus. „Jetzt erklärt mir aber bitte, was euch hierher verschlägt? Wie kommt ihr in diese finstere Gegend? Spielplatz ist das nämlich keiner!“
Lieselotte blickte den Mann wütend an. „Das wissen wir selbst. Aber haben Sie einen kleinen Chinesen gesehen. Er ist vorhin hier hereingegangen und dann durch die Küche wieder raus und dann dort wieder rein.“ Der Mann blickte Lilo an, als würde er sehr an ihrem Grips zweifeln. „Könnte es sein, daß bei dir einige Schrauben locker sind?“ erkundigte er sich vorsichtig. Lieselotte schnaubte wie ein wildgewordener Stier, den jemand zu lange gereizt hatte. „Es ist wichtig! Auch wenn es kompliziert und blöd klingt, es war genau so.“ Der Mann schüttelte den Kopf und strich sich mit beiden Händen über sein Haar. Er lächelte die vier Freunde an und bat sie, Platz zu nehmen. „Der Mann hat so liebe Augen. Sie sind so weich. So, daß man ihm alles erzählen kann“, dachte Poppi. Die Knickerbocker holten die restlichen Korbsessel zusammen, die sich in dem stickigen Raum befanden, und rückten sie zum Tisch des Mannes. Nun erhob sich der zweite Gast und kam zu ihnen. Er redete mit dem Mann auf chinesisch. „Ich habe für euch Cola bestellt. Ist doch in Ordnung so, oder?“ Die vier nickten. „Ich darf mich kurz vorstellen“, sagte der Mann dann höflich.
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