Die Knickerbocker Bande 28 - Titanic, Bitte melden
grinste verlegen. Der Bursche blieb vor ihr stehen und starrte sie prüfend an. Schließlich fragte er sie etwas auf englisch, aber Poppi verstand ihn nicht. Sie zuckte hilflos mit den Schultern. Der Matrose verzog den Mund und kläffte: „Wuff, wuff!“ Wahrscheinlich meinte er Emil. „Jaja, ich habe einen Hund. Was ist mit ihm?“ wollte sie wissen. Der Mann deutete auf sie und machte immer wieder Wuff-wuff. „Ja, der Wuff-wuff gehört mir!“ sagte sie und zeigte mit der Hand auf sich. „Mir, mir, aber warum...?“ Nun tat der Matrose etwas Unerwartetes. Er packte das Mädchen und legte ihm eine Hand über den Mund, damit es nicht schreien konnte. Mit der anderen Hand öffnete er die Kabinentür und stieß Poppi hinein. Er versetzte ihr einen heftigen Tritt, der sie mit dem
Kopf voran in den Raum sausen ließ, und knallte die Kabinentür zu. Dann wurde von außen abgesperrt. „He... was soll das? Aufmachen!“ schrie Poppi, aber es nützte nichts. Das Mädchen erhob sich stöhnend. Es war unglücklich gefallen, und seine Arme und Beine schmerzten höllisch. „Aufmachen, rauslassen!“ wimmerte Poppi kläglich. „Bitte... was...?“ Sie richtete sich auf, erreichte die Wand und suchte den Lichtschalter. Das Mädchen wollte wenigstens wissen, wo es gelandet war.
Da... da war der Lichtschalter! Poppi drückte ihn, und das Deckenlicht ging an. Die Junior-Detektivin schrie auf, als sie sah, wer zu ihren Füßen lag. Es war Mister Forsyth-Herman, gefesselt und geknebelt. Er blinzelte müde ins Licht. Stöhnend versuchte er sich aufzurichten. Poppi traute ihm nicht. Warum lag er da und war gefesselt? Während sie ihn anstarrte, erschütterte ein heftiger Ruck das Schiff. Ein lautes Quietschen und Knarren ließ Poppi erschauern. Der Mann verdrehte die Augen und rang nach Luft. Mutlos ließ er sich zurücksinken. Aber bald darauf richtete er sich wieder auf und streckte Poppi den Mund entgegen. Er versuchte, etwas zu sagen, aber der breite Klebestreifen über seinen Lippen verhinderte das. Mister Forsyth warf den Kopf verzweifelt von einer Seite auf die andere.
„Was... was war das?“ fragte Poppi halblaut. Ängstlich lauschte sie in die plötzliche Stille. Die Motoren waren verstummt, und auf der „Titanic II“ war es gespenstisch ruhig geworden. Die flehenden Laute des Mannes wurden immer heftiger, und schließlich rang sich das Mädchen durch, ihn wenigstens von dem Klebestreifen zu befreien.
„Er hat... er hat es wahrgemacht. Ich wußte es... ich wußte es!“ keuchte der Mann. „Bitte, binde mich los. Deine Freunde sind in Lebensgefahr.“ Poppi schüttelte stumm den Kopf. Sie traute dem Mann nicht. „Mach schon, oder willst du sie nie wiedersehen? Wir müssen sie suchen. Hoffentlich hat er ihnen noch nichts angetan!“ schrie der Mann. Poppi hatte noch immer ihre Zweifel. „Mädchen, das Schiff wird sinken. Und wenn du mich nicht losbindest, dann versinkt es mit dir und mir und deinen Freunden.
Kapierst du das nicht?“ Poppi war wie gelähmt. Sie war unfähig, eine Entscheidung zu treffen. „Wieso... soll das Schiff untergehen?“ stammelte sie. „Weil es soeben gegen einen Eisberg gelenkt wurde“, erklärte der Mann. „Es geht jetzt um Minuten. Der Kasten kann schon in einer halben Stunde auf dem Meeresgrund liegen. Bitte, glotz nicht so. Glaub mir! Du und deine Freunde und ich, wir wissen zuviel. Wir könnten für sie gefährlich werden und ihren Plan durchkreuzen.“ Ungläubig starrte Poppi den gefesselten Mann an und klammerte sich an einem Kästchen fest. Unter ihren Schuhen begann sich der Kabinenboden immer mehr zu neigen. „Spürst du nicht, daß das Schiff bereits Schlagseite bekommt? Mach endlich! Mach!“
„Wer... wer sind Sie denn?“ fragte Poppi. „Sind Sie... Mister Herman?“ Der Mann starrte sie fassungslos an, nickte dann aber heftig. Poppi war entsetzt: „Das kann nicht stimmen, Mister Herman ist doch tot!“ Der Gefesselte verdrehte verzweifelt die Augen: „Ich bin nicht tot, das siehst du doch. Aber ich werde es bald sein, wenn du weiter so dastehst.“ Poppi ließ sich nicht beirren und fuhr fort: „Wir haben in London angerufen und erfahren, daß Mister Hermann vor drei Monaten gestorben ist.“ - „Wer hat das behauptet?“ fragte der Mann und versuchte, einen scharfen Gegenstand zu finden, an dem er die Fesseln aufschneiden konnte. „Ihre Frau, die dort abgehoben hat“, berichtete Poppi. Der Mann brach in schallendes Gelächter aus. Es gab einen weiteren
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