Die Knickerbocker Bande 28 - Titanic, Bitte melden
gespenstische Stille.
Mister Gray öffnete eine Tür und trat auf das Deck hinaus. Er watete durch eine zentimeterhohe Schicht aus Eisstücken und wollte sich zu den Rettungsbooten vorkämpfen. Axel und Lieselotte starrten verzweifelt vor sich hin und wußten nicht, was sie tun sollten. Hier kamen sie nicht durch. Auch der Kapitän hatte das inzwischen erkannt. Er drehte um und kam wieder auf die Tür zu. Unsanft stieß er die Knickerbocker zur Seite und schnauzte sie an: „Kommt mit, und keine Extratouren. Es geht um euer Leben!“
Die drei rannten los. Die Junior-Detektive folgten dem Kapitän. Der Mann verschwand um eine Ecke, und gleich darauf hörten Axel und Lieselotte einen freudigen Aufschrei. „Thank you, Michael! Thank you!“ zwitscherte eine Frau. Als die Abenteurer um die Ecke bogen, sahen sie die rotblonde Frau, die den Kapitän stürmisch umarmte und leidenschaftlich küßte. Wofür bedankte sie sich?
Er stieß sie von sich und deutete mit dem Kopf in Richtung Knickerbocker. Die Frau war plötzlich nicht mehr ängstlich und hysterisch, sondern schien genau zu wissen, was sie wollte. „Wohin mit ihnen?“ fragte sie den Kapitän. „Frachtraum!“ lautete seine kurze Antwort, bevor er weiter stürmte. „Aber...!“ Lilo hob die Hand. „Hinunter!“ fauchte die Frau. Axel tippte sich an die Stirn. „Sie haben sie ja nicht alle! Wir müssen an Deck, zu den Rettungsbooten und nicht hinunter! Wollen Sie uns umbringen?“ Die Frau zog eine Pistole unter ihrem Abendkleid hervor und richtete sie auf die Junior-Detektive. Das war Antwort genug. Als die beiden nicht schnell genug gingen, trat die Frau nach ihnen und drohte: „Wenn euch euer Leben etwas wert ist, dann tut jetzt, was ich von euch verlange!“ Axel und Lieselotte erkannten, daß es für sie keine andere Möglichkeit gab, und hasteten weiter. Was hatte die Frau vor?
Ein schauriges Knarren und Ächzen zog sich durch die Wände der „Titanic II“. Das Schiff bekam immer mehr Schlagseite, und den beiden Knickerbockern fiel es zusehends schwerer, dem Befehl der Frau Folge zu leisten.
Als Axel und Lieselotte den Frachtraum erreicht hatten, drehten sie sich fragend um. „Hinein!“ kommandierte die Frau. Die beiden betraten den Raum, in dem noch immer die Holzkisten umherstanden. Vielleicht sollten sie helfen, die Kunstwerke zu retten. „Und jetzt...?“ Weiter kam Lieselotte nicht. Die Rotblonde hatte die Tür zugeschlagen und verriegelte sie von außen. „Sind Sie irre? Rauslassen! He!“ Das Superhirn trommelte verzweifelt mit beiden Fäusten gegen die Stahltür. „Es ist doch klar, daß sie uns umbringen will. Sie war nur zu feig, uns mit der Pistole zu erledigen!“ schrie Axel. „Hast du wirklich geglaubt, die hilft uns, du blöde Kuh?“
Lieselotte gingen die Nerven durch, und sie verpaßte ihrem Kumpel zwei schallende Ohrfeigen. Erbost riß er sie an den Zöpfen. „Ich will nicht ertrinken! Ich will nicht!“ schrie er. „Ich will nicht absaufen wie eine Ratte. Ich will nicht. Nein!“ Er warf sich gegen die Tür, bis seine Schulter so sehr schmerzte, daß er zu Boden sank. Da spürte er etwas Entsetzliches. Sein Hosenboden wurde naß. „Wasser... das Wasser kommt schon herein! Hilfeee!“ Die Hoffnungslosigkeit seiner Lage ließ den Jungen fast ohnmächtig werden.
Lieselotte aber erstarrte nicht, sondern begann die Holzkisten zu durchsuchen, als wüßte sie, daß sich irgendwo zwischen den Bildern ein Stahlschneider befand, mit dem sich die Knickerbocker einen Weg aus dem Frachtraum schweißen konnten. Die Tränen traten ihr in die Augen und verschleierten ihren Blick. Sie heulte vor Verzweiflung los, hörte aber nicht auf, die Bilderkästen zu durchsuchen. Auf dem Boden entdeckte sie das Brecheisen, das die Piraten benutzt hatten, und bohrte es in die nächste Kiste. Als der Deckel aufflog, konnte das Mädchen nicht glauben, was es sah. Es nahm sich die nächste Holzkiste vor und dann die übernächste. „Tu doch etwas... hör auf, die Kisten zu zertrümmern!“ schrie sie ihr Kumpel an. Das Wasser stieg. Da bestand kein Zweifel. Lieselotte versetzte den Kisten einen Tritt und kämpfte sich durch das fast schon kniehohe Wasser zur Tür. Das Mädchen setzte das Brecheisen an und versuchte die Tür aufzubrechen. Ein völlig sinnloses und hoffnungsloses Unternehmen, wie das Superhirn bald erkennen mußte. „Nein!“ brüllte Lilo, die jetzt auch die Nerven verlor. „Nein!!!!!“ Der große Frachtraum schien auf einmal
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