Die Knickerbocker Bande 28 - Titanic, Bitte melden
Mister Herman über Bord zu stoßen. Der Seemann tat es, ohne mit der Wimper zu zucken. Dem verzweifelten Schrei Mister Hermans folgte ein klatschendes Geräusch.
Poppi drängte sich zur Reling und schaute in die Tiefe. Mister Herman war verschwunden. „Mörder... Sie haben ihn umgebracht... Mörder!“ kreischte Poppi. Der Kapitän erblickte sie und war sichtlich entsetzt. Offenbar hatte er damit gerechnet, daß dieses Kapitel abgeschlossen und das jüngste Mitglied der Bande bereits beseitigt war. Er kämpfte sich zwischen den Passagieren, die noch immer nicht in Sicherheit waren, zu Poppi vor. Sie erkannte an seinem wilden Blick, daß er mit ihr dasselbe vorhatte wie mit dem Engländer. Ihr blieb nichts anderes übrig, als sich an den nächstbesten Menschen zu klammern, der neben ihr stand, und laut zu heulen. Poppi hatte einen rüstigen, alten Herrn erwischt, der sie sofort einem Seemann für das nächste Rettungsboot übergab. „Ein Kind... kümmern Sie sich um das Kind!“ trug er dem Matrosen auf, der Poppi in Empfang genommen hatte. Der Kapitän rief etwas, und die Junior-Detektivin spürte, wie der Matrose sie mit etwas zuviel Schwung zum Boot hin schwenkte.
Da packten zwei weitere Hände zu und zogen sie in Sicherheit. „Vorsicht, was tun Sie da!“ sagte eine tiefe Stimme vorwurfsvoll. Poppi war am Ende ihrer Kräfte. Ihr wurde schwarz vor den Augen, und sie versank in eine tiefe Ohnmacht.
Axel und Lieselotte standen noch immer im Frachtraum, dessen Boden sich neigte und neigte... Zuerst gerieten die hohen Holzcontainer ins Rutschen und schlitterten quer durch den Raum. Sie waren nur schlecht verankert gewesen und krachten gegen die Wand links von der Tür. Für einige Augenblicke übertönte das Splittern der Bretter das Ächzen der untergehenden „Titanic“. Axel keuchte. Ein Container war nicht einmal eine Handbreit neben seinem Arm gegen die Wand gedonnert. Nur ein kleines Stück, und er hätte ihm die Schulter zerquetscht.
Aber auch die Stahlcontainer rissen aus den Verankerungen. Mit einem mehrfachen Knall zerbarsten die Befestigungsketten. Beim nächsten stärkeren Ruck des Schiffes setzten sich die mehr als mannshohen und drei Meter langen Tresore in Bewegung und rutschten in Richtung der Schiffsmitte, wo sich die Frachtraumwand mit der Tür befand. Lieselotte preßte sich an Axel, als die Stahlschränke näher und näher herankamen. Wie Schrottpressen zerquetschten sie die Holzkisten, die der Wucht der tonnenschweren Kolosse nicht lange standhielten.
Das Wasser stand den Knickerbockern bereits bis weit über die Knie. Die Tür blieb verschlossen. Axel lehnte sich mit dem Rücken dagegen und beobachtete, wie in ihrem Kerker eine Lampe nach der anderen erlosch. Der Raum war nur noch schwach erhellt. Aber auch dieses wenige Licht reichte aus, um Axel klarzumachen, daß Lilo und er von den nun auch in
Längsrichtung des Schiffes in Bewegung geratenden Tresoren zerquetscht werden mußten.
Ein eiskaltes Grab
Genau vor den beiden Junior-Detektiven befand sich fast am anderen Ende des Frachtraumes ein Stahltresor, der sich bisher nicht bewegt hatte. Im Gegensatz zu den anderen stand er quer in den Raum. Die Tür des Tresors war offen und schwenkte hin und her. Wenn er sich losriß, würde er wie ein Kolben durch den Gang rasen, den die Kisten links und rechts von Axel und Lilo bildeten, und die beiden Freunde gegen die Tür pressen und zerquetschen. Die Verankerungen knarrten und krachten bereits beängstigend. „Lieselotte... der Tresor... vor uns!“ keuchte Axel. Auch das Superhirn erkannte die Gefahr und blickte suchend in die Höhe. Sie mußten versuchen, auf die Stahlcontainer zu klettern. Nur dort waren sie sicher. Sonst nirgendwo. Oder gab es einen anderen Ausweg? „Axel... wir müssen in den Tresor hinein!“ rief Lieselotte. „Spinnst du?“ brüllte Axel. „Los, komm...!“ Das Mädchen ließ seinem Kumpel keine Zeit, lange zu überlegen. Dafür schien der Tresor schon zu lose zu sein. Es war keine Sekunde mehr zu verlieren. Die beiden Knickerbocker kämpften sich über den schrägen Schiffsboden, der von Holzstücken und Nägeln übersät war, zu dem offenen Tresor vor. „Du bist verrückt... das ist Irrsinn. Nein, nein!“ wehrte sich Axel, aber Lieselotte gab nicht nach. Sie hatten den Stahlsafe erreicht, und das Oberhaupt der Bande stieß Axel durch die offene Tür hinein. „Hinsetzen... ganz hinten... festhalten... verspreiz dich... wir dürfen nicht nach vorn
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