Die Knickerbocker Bande 33 - Im Riff der Teufelsrochen
Witz.
Aber da sauste schon einer der braunen Arme über die Wellen und klatschte zurück ins Meer. Jetzt wußten die anderen, daß es sich um keinen Scherz handelte, streckten die Arme aus und zerrten ihre Kumpel an Bord. Axel war schon fast im Boot, als er wieder abrutschte und zurück ins Wasser fiel. Seine Fußsohlen schlugen auf einer kalten, harten Oberfläche auf. Er mußte direkt auf dem Körper des Kraken gelandet sein. Der Junge strampelte verzweifelt. Bolell packte ihn an den Haaren und am Taucheranzug und bot alle seine Kräfte auf. Axel purzelte, Kopf voran, in den Kahn und blieb regungslos liegen.
In der nächsten Sekunde reckten sich gleich zwei Fangarme suchend nach oben, und erst als sie nichts zu fassen bekamen, versanken sie im Meer. Der mauritische Begleiter der Knickerbocker ließ den Motor an und gab Vollgas.
„Das kann nicht wahr sein. Das kann es nicht geben!“ jammerte Bolell. Poppi hob den Kopf und folgte seinem Blick über das Wasser. Das Mädchen, das eine große Tierkennerin war, ging sofort wieder in Deckung. An den Wänden des Motorboots schossen Muränen vorbei, deren schlangenförmige Körper den Durchmesser eines Telegrafenmasts hatten. Die Mäuler, so groß wie die von Krokodilen, hatten sie weit aufgerissen.
Ihnen folgte eine Heerschar von Quallen, von denen jede einzelne das Ausmaß eines riesigen Sonnenschirmes hatte. Die giftigen Nesseln flimmerten bedrohlich. Eine Berührung mußte tödlich sein!
„Wo . wo kommen diese Ungeheuer her?“ keuchte Bolell. Poppi konnte sich die gigantischen Meerestiere nur mit gewagten Züchtungsmethoden und sogenannten Genmanipulationen erklären. Das bedeutete, daß die von den erwachsenen Tieren den Jungen vererbten Eigenschaften verändert worden waren. Jemand mußte etwa mit radioaktiven Strahlen Einfluß genommen und sich wie Dr. Frankenstein verhalten haben .
Bolell spähte über den Bug des Bootes. „Die schwarzen Teufelsrochen!“ meldete er. „Ich kann sie sehen . sie folgen noch immer dem schwimmenden Roboter.“
Lieselotte, die im Bauch des Bootes kauerte, trug dem Mauritier auf: „Verfolg sie ... schau, wo sie die Kugel
hinführt!“
Weiterhin glitten schaurige Tiere am Boot der Freunde vorbei. Einmal warf Poppi ein paar Brocken Fleisch ins Wasser und beobachtete sprachlos, wie sich zwei riesige Seeschlangen daraufstürzten und einander im Kampf um die Beute fast zerfetzten.
Aufgeregt deutete Bolell nach links zur Küste. „Seht nur ... eine umgedrehte Salatschüssel aus Glas!“ meldete er. Eng an den Felsen geschmiegt war der obere Teil der Halbkugel sichtbar geworden. Bolell erinnerte sich, daß ihm sein Vater einmal von der Forschungsstation erzählt hatte.
Der Unterwasser-Roboter machte eine scharfe Kurve und steuerte direkt darauf zu. „Das ist der Platz, wo Virginies Onkel Pierre gearbeitet hat . oder . oder arbeitet oder . ich weiß nicht!“ stammelte Lieselotte. Bolell blieb den Teufelsrochen auf der Spur, die an der linken Seite der Glaskuppel entlang auf eine niedere Öffnung im Fels zuschwammen. „Köpfe einziehen!“ kommandierte er und preßte sich auf den Boden, ohne dabei das Steuerruder auszulassen und gleichzeitig den Motor zu drosseln. Die Fahrt verlangsamte sich, und das Boot glitt unter einer Felskante in eine erleuchtete Höhle. Dominik sah eine Metalltür, die an Ketten in die Höhe gezogen worden war. Rasselnd senkte sie sich nun wieder.
An der Decke der Höhle konnte Axel mehrere Lampen ausnehmen, die ein bläuliches Licht abgaben. „Tageslichtlampen“, stellte er fest. „Sie ahmen das Sonnenlicht nach.“
Das Boot stieß an eine harte Kante, die knapp unter der Wasseroberfläche lag. „Ich kann nicht weiter!“ meldete Bolell. Die Juniordetektive erhoben sich vorsichtig und sahen sich um. Vor ihnen lagen gigantische Becken, wie sie zur Zucht von Fischen verwendet werden. Dazwischen waren Gitterroste verlegt worden, auf denen man gehen konnte.
An der rechten Wand im hinteren Teil der Höhle gab es eine Tür. Sie war offen. Gleich daneben stand jemand an einer Schalttafel. Es war ein Mann in einem weißen Arbeitsmantel und mit einer schwarzen Hose. Sein Haar klebte an seinem Kopf und strotzte von Pommade. Er war bestimmt nicht mehr jung, und an einer seiner Backen glaubte Lilo einen Bart zu erkennen.
Plötzlich wurde ihr klar, um wen es sich handelte.
Das war der Mann auf dem Ölbild, das den Untergang des Bootes darstellte. Das war . Onkel Pierre! Lieselotte nahm allen Mut zusammen
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