Die Knickerbocker Bande 35 - Die Geisterreiter
doch nicht... daß sie... daß sie das alles...?“ stammelte die Frau. „Ich... kann mir das nicht vorstellen. Du etwa?“
Vorstellen? Es ging nicht darum, sich etwas vorzustellen. Es ging um eine Erklärung für absolut unmögliche, übersinnliche Erscheinungen.
Nachdem sie sich von Mrs. Gilles verabschiedet hatte, kehrte Lilo zu den anderen Knickerbockern zurück und berichtete, was sich ereignet hatte.
„Und?“ fragte Axel. „Was denkst du?“
„Ich... ich werde aus all dem nicht mehr klug“, gab das Superhirn zu. „Ulrika hat ein Motiv, den ganzen Spuk zu veranstalten. Sie will von ihren Pflegeeltern weg, die auf mich allerdings einen sehr netten Eindruck machen.“
„Kannst du dir vorstellen, daß sie wirklich so schrecklich und bösartig sind, wie Ulrika sie beschreibt?“ wollte Dominik von Axel wissen.
Dieser schüttelte energisch den Kopf.
Poppi war anderer Meinung. „Ich glaube nicht, daß sich Ulrika das alles nur einbildet!“ meinte sie schüchtern. Sofort spürte sie, wie ihre Kumpel mißbilligend die Stirn runzelten. Poppi, die kleine Poppi, sah eben überall Gespenster.
„Und der Geist von Mr. Saxon?“ warf Dominik ein.
Lieselotte hatte dafür nur eine Erklärung: „Es kann sich nur um jemanden handeln, der... der... sich verkleidet.“ Allerdings wußte sie, daß das keine überzeugende Antwort war. Wozu der Aufwand? Dazu benötigte Ulrika einen Verbündeten, und so einfach war es sicher nicht, einen geeigneten zu finden.
„Wenn wirklich sie hinter dem Geisterreiter-Spuk steckt, dann heißt das, daß sie etwas über Mr. Saxon weiß... über seinen Tod. Möglicherweise hat die Sache wirklich mit ihren Zieheltern zu tun!“ meldete sich Poppi noch einmal zu Wort. „Sie will sie erschrecken, unter Druck setzen... “
Axel sah das nicht so. „Der Typ war eine irre Erscheinung. Deswegen hat sie sich ihn ausgesucht. Er läßt sich leichter darstellen als jeder andere. Kapierst du?“
„Aber was will sie bewirken? Ihr glaubt doch nicht wirklich, daß ihre Pflegeeltern plötzlich sagen: Ja, der Geist von Mr. Saxon hat uns überzeugt. Ulrika soll gehen. Gehen, wohin?“ rief Poppi aufgebracht.
„Wir nehmen uns heute nacht auf jeden Fall noch einmal das Haus von Mr. Saxon vor. Es darf uns aber auf keinen Fall jemand sehen. Wir müssen es schaffen, den Weg ohne Taschenlampen zu finden, und auch im Haus darf kein Licht gemacht werden!“ sagte Lilo.
„Unmöglich, wir sind doch keine Katzen!“ erwiderte Dominik.
Axel hatte aber eine Lösung für das Problem. „Ich habe zu Weihnachten von meinem Vater ein Nachtsichtgerät geschenkt bekommen. Das Ding wird uns gute Dienste leisten!“
Abermals kam Mrs. Dexter und holte Lieselotte zum Telefon. Zur großen Überraschung des Mädchens war Ulrika am anderen Ende der Leitung.
„Ich... bitte... ich muß mit euch sprechen... bitte!“ flehte sie.
„Gerne, wann?“
„Heute nachmittag besuche ich einen Gitarrekurs in der Stadt. Ich komme gegen sieben Uhr zu euch. Hinter dem Internat ist ein kleines rundes Gebäude. Es ragt nicht weit aus der Erde. Es ist das ehemalige Eishaus. Bitte wartet dort auf mich!“
Den Rest des Nachmittags versuchten sich die vier Freunde mit Büchern und Musik zu vertreiben. Allerdings jagten ihnen ständig Gedanken über den Geisterreiter durch den Kopf und lenkten sie ab.
Kurz nach fünf schlug Lieselotte dann vor, zu Green Cottage zu laufen. Draußen war es bereits dunkel, und Lilo wollte lieber jetzt gehen als später in der Nacht. Ihre Kumpel waren über den Vorschlag nur froh, zogen sich so warm wie möglich an und machten sich auf den Weg.
Die Knickerbocker hielten es für angebracht, die Straße zu meiden und nicht auf den Schutz der Hecken zu verzichten, die die Fahrbahn säumten. So konnten sie sich nicht verirren und wurden von den Vorbeifahrenden nicht bemerkt. Zu ihrer großen Erleichterung war ein großes Stück des Weges beleuchtet, und so kamen sie bedeutend schneller voran.
„Der Friedhof!“ flüsterte Axel und deutete auf die dunklen Umrisse der Kirche, die sich gegen den Nachthimmel abhob.
Dummerweise versperrte der Friedhof den vier JuniorDetektiven den Weg, und sie überlegten, ob sie den großen Umweg rund um die lange Mauer auf sich nehmen oder doch das kurze Stück auf der Straße laufen sollten. Schließlich entschieden sie sich für die Straße. Geduckt huschten sie voran und erreichten bald das schmiedeeiserne Tor, durch das sie einen Blick auf die Gräber warfen.
Wie
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