Die Knickerbocker Bande 35 - Die Geisterreiter
Bewohner lebten verstreut einige Kilometer vom Kern der Ansiedlung entfernt, und das Zentrum bestand eigentlich nur aus mehreren Läden und einigen Bürogebäuden.
„Eine Zeitung hat auch immer ein Archiv, in dem alte Ausgaben aufbewahrt werden“, erklärte Lieselotte ihren Freunden.
„Wissen wir doch!“ schnaubten die drei. Schließlich hatte sie ein anderer Fall schon einmal in eine Zeitungsredaktion geführt.
Ein junges, besonders freundliches Mädchen blickte von seinem Schreibtisch auf, als die vier die Redaktionsräume betraten. „Ja bitte?“ fragte sie und musterte die Knickerbocker verwundert.
*
Siehe Knickerbocker-Abenteuer Nr. 6: „Das Phantom der Schule "
Lieselotte kramte ihre gesamten Englischkenntnisse zusammen, um zu erklären, daß sie alte Ausgaben der Zeitung einsehen wollten. Das Mädchen verstand und führte sie in einen hohen Nebenraum, wo die Nummern der vergangenen Jahre aufbewahrt wurden. Die vier Junior-Detektive durften sich bedienen.
„Vor einem halben Jahr ist Jonathan Saxon gestorben. Da muß doch etwas über ihn erschienen sein“, überlegte Lieselotte. Axel suchte die Regale ab und stieß bald auf den Ordner mit den Zeitungen der in Frage kommenden Zeit. Die KnickerbockerFreunde schnappten jeder einige Exemplare und begannen sie durchzublättern.
Dominik war es, der den Nachruf auf den Maler entdeckte. Gemeinsam machten sich die vier daran, den Text zu übersetzen. Zum Glück hatte Dominik sein elektronisches Wörterbuch eingesteckt, in das er alle Vokabeln eintippte, die er und seine Kumpel nicht kannten.
„Am 13. des Monats ist nach kurzer schwerer Krankheit Mr. Jonathan Saxon im 55. Lebensjahr verstorben. Der Maler hatte die letzten zwanzig Jahre seines Lebens in St. Martin verbracht und dort zahlreiche Kunstwerke geschaffen. Einige davon waren vor drei Jahren in einer vielbeachteten Ausstellung im Rathaus zu sehen.
Mr. Saxon wurde noch in der Nacht nach seinem Tod auf dem Friedhof von St. Martin in aller Stille - wie es sein Wunsch war - beigesetzt.
Wenn er auch kaum Freunde hatte und den meisten als wunderlicher Sonderling erschien, wird er uns dennoch fehlen.“
Dominik putzte seine Brille und meinte: „Nicht gerade überschäumend.“
Lieselotte gab ihm recht. Sie interessierte sich allerdings mehr für die beiden Fotos über dem Text. Das eine zeigte Mr. Saxon, der einen breitkrempigen Hut trug. Auf dem anderen war ein niederes Haus mit einem dunklen Dach aus Stroh zu sehen: Green Cottage stand darunter. Das war also sein Wohnhaus gewesen.
„Der Geisterreiter sieht ihm wirklich ähnlich... aber das macht vor allem der Hut“, meinte Axel.
Poppi musterte das eigenartig dreieckige Gesicht des Mannes. Auffallend waren das besonders spitze Kinn und die flache Nase, die fast eingedrückt wirkte.
„Das Gesicht des Geisterreiters hat noch keiner wirklich gesehen... außer vielleicht Ulrika“, murmelte Lieselotte vor sich hin. Sie stand auf und suchte ein Fotokopiergerät. In einer Ecke fand sie eine uralte Maschine und machte sich an die Arbeit.
„Und jetzt... was tun wir jetzt?“ fragte Dominik.
„Ihr könntet euch auch einmal zur Abwechslung etwas einfallen lassen!“ brummte Lieselotte.
Axel hatte sofort einen Vorschlag: , Jetzt fahren wir zu diesem Green Cottage, dem Haus von Mr. Saxon.“
„He, Kleiner, keine schlechte Idee für deine Größe!“ ätzte Lieselotte.
Drohend hob Axel den Ordner.
In diesem Moment flog die Tür auf, und das Mädchen, das sie empfangen hatte, kam herein. Mißtrauisch betrachtete sie den Jungen mit dem schweren Aktenordner.
„Äh... ich wollte ihn gerade zurückstellen“, stammelte Axel verlegen.
Seine Kumpel brachen in Gekicher aus. Das Mädchen runzelte die Stirn. Ihre Freundlichkeit war wie weggewischt.
Lieselotte beobachtete das und versuchte die Situation zu retten. Vielleicht wollten sie noch einmal kommen und etwas nachsehen. „Entschuldigen Sie... eine Frage: Kannten Sie Jonathan Saxon?“ sagte Lilo.
Das Mädchen zog erstaunt die Augenbrauen hoch. „Ja, aber er ist tot!“
„Das wissen wir. Aber wir arbeiten gerade an einem Bericht über ihn, und jemand hat uns erzählt, daß er gerne geritten ist. Stimmt das?“
Das Mädchen nickte heftig. „Er war ein völlig verrückter Reiter. Die Bauern haben ihn gehaßt, weil er oft über ihre Felder galoppiert ist. Er hatte sogar einen entsprechenden Spitznamen: die Leute nannten ihn Teufelsreiter.“
„Danke!“ lächelte Lilo. Leider hatte diese
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