Die Knickerbocker Bande 36 - Im Wald der Werwoelfe
Indianer war schwer verletzt und hat ein Auge verloren. Ich mußte ins Gefängnis von Vancouver, und als ich wieder entlassen wurde, hat mir der Familienrat mitgeteilt, daß ich nicht mehr zur Sippe der Andersons gehöre. Doch ich bin kein Schläger. Ich habe alles darangesetzt, meinen Fehler gutzumachen.
Ich weiß, daß mein feiner Bruder die Familie dazu gebracht hat, mich zu verstoßen, damit er das ganze Erbe erhält. Das ist ihm auch gelungen, und er soll an dem Geld ersticken. Das Leben bestraft ihn ohnehin hart genug. Zuerst seine Frau und jetzt... die Sache mit Becky ...”
Ohne sich auch nur zu bewegen, hatten die Juniordetektive dem aufgebrachten Mann zugehört. Robert Anderson war mittlerweile aus dem Lehnstuhl aufgestanden und zu Simon getreten. Nun packte er ihn hinten am Pullover und zerrte ihn zur Tür. “Verschwinde und laß dich hier nie wieder blicken!”
“Bob, du bezahlst für deine Gemeinheiten und für deine Schlechtigkeit. Sieh das ein und ändere dein Leben!” rief Simon.
Da peitschte ein Schuß durch die Dämmerung.
Im Wohnzimmer klirrte eine Scheibe.
Mister Anderson knallte die Tür zu und sperrte ab. Sein Bruder war noch immer im Haus.
“Jemand schießt auf mich!” keuchte Beckys Vater. “Es will mich jemand ermorden!”
Auf allen Vieren kroch Lilo ins Wohnzimmer und betrachtete die zerbrochene Fensterscheibe. In einem Balken der Holzwand steckte etwas Glitzerndes. Noch wagte das Mädchen nicht, sich aufzurichten. Der Schütze lag vielleicht noch auf der Lauer.
Sie hörte, wie die Eingangstür aufgerissen wurde, und Simon ins Halbdunkel hinausschrie: “Was soll das? Was wollen Sie? Lassen Sie meinen Bruder und meine Nichte in Ruhe!” Der Kies knirschte, als er hinausstürzte und das Haus umrundete.
“Es ist niemand zu sehen!” meldete er, als er zurückkam.
Jetzt erst traute sich Lilo, aufzustehen und den Einschuß zu begutachten. “Mister Anderson... schnell!” rief sie.
Im Holz steckte eine Silberkugel.
Beckys Vater erbleichte. Seine Lippen bewegten sich kaum, als er murmelte: “Die dritte traf das Mädchen ...”
In dieser Nacht schlief Axel nicht allein im Zelt. Dominik war bei ihm, und Lieselotte hatte ihm das eine Ende einer langen Schnur um die große Zehe gewickelt, die sie um Axels Fuß geschlungen hatte. Falls Axel wieder vom Heulen der Werwölfe gerufen werden sollte, würde Dominik spüren, daß sich sein Kumpel davonmachen wollte. Er sollte dann sofort Lilo und Poppi alarmieren, die sich gleich nebenan ein Zelt aufgebaut hatten.
Aber in dieser Nacht meldeten sich die Werwölfe nicht. Es blieb völlig still. Die Wolfsmenschen schienen zu wissen, daß das Camp von zahlreichen Polizisten bewacht wurde, die nur darauf warteten, einen von ihnen zu schnappen.
“Sollen wir ihn umbringen?”
Am nächsten Morgen herrschte im Sportcamp weiterhin gedrückte Stimmung. Becky war noch immer nicht gefunden worden. Es gab bereits Pläne, den Zehnkampf abzubrechen und alle Teilnehmer frühzeitig nach Hause zu schicken.
Das tragische Ereignis ihres Verschwindens und vor allem die Gefahr, die über dem Lager schwebte, schienen zu schwer zu wiegen. Solange es nicht gelang, die Werwölfe aufzuspüren, mußte man befürchten, daß sie abermals zuschlagen würden.
Am Vormittag traf Lieselotte Mister Anderson beim Zelt der Wettkampfleitung, wo gerade eine Besprechung stattfinden sollte. Das Superhirn - wie das Mädchen oft genannt wurde - hatte nicht besonders geschlafen und Zeit zum Nachdenken gehabt. Eine Frage war Lilo immer wieder durch den Kopf gegangen, und diese Frage wollte sie nun gleich loswerden: “Mister Anderson, haben Sie Feinde?”
Der Mann, der völlig grau im Gesicht war, runzelte die Stirn. “Feinde? Ich denke nicht. Ich habe mein Leben seit längerer Zeit dem Schutz der Natur gewidmet. Das schafft Freunde ... Aber warte, wenn ich es mir recht überlege, habe ich auch Feinde. Als ich die Ölförderanlagen geschlossen habe, gab es wütende Proteste. Ich mußte alle Arbeiter kündigen, denn in der Anlage sind jetzt nur noch meine Mitarbeiter tätig. Sie erforschen, wie wir die Schäden, die der Landschaft, der Tier- und der Pflanzenwelt zugefügt worden sind, reparieren können.”
“Das heißt ... die Leute, die Sie auf die Straße gesetzt haben, sind sauer. Schließlich befinden wir uns hier in der Wildnis, und bestimmt ist es nicht einfach, in der Umgebung Arbeit zu finden”, faßte Lilo zusammen.
Mister Anderson nickte. “Aber
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