Die Knickerbocker Bande 36 - Im Wald der Werwoelfe
Die Wölfe lebten auf einer Farm, auf der anderen Seite des Sees.
Lieselotte begann ihre Nasenspitze zu kneten. “Das ist für mich der endgültige Beweis, daß wir es bestimmt nicht mit echten Werwölfen zu tun haben. Hinter den Vorfällen stecken Menschen, die mit dem Spuk etwas bezwecken wollen. Ich kann mir nur vorstellen, daß Mister Anderson eingeschüchtert werden soll. Man will ihn zu etwas zwingen...”
“Doch nicht dazu, wieder Öl zu pumpen?” meinte Axel.
Lilo hielt den Gedanken für durchaus möglich.
“Aber vielleicht ... vielleicht will auch dieser Simon sich nur einen Teil des Erbes unter den Nagel reißen!” vermutete Dominik. Auch diese Idee klang glaubhaft.
“Auf jeden Fall sind wir diesen Leuten in die Quere gekommen. Deshalb haben sie uns gestern in der Nacht auch einzuschüchtern versucht”, sagte Lilo.
Die Knickerbocker-Bande beschloß, Robert Anderson aufzusuchen und mit ihm zu reden.
Sage Nummer 2
Als sie bei Mister Andersons Haus ankamen, traf auch Simon ein. Sein riesiger Kopf, der zahlreiche Dellen und Narben aufwies, schien fast zu platzen, so rot war er.
Beim Absteigen von seinem klapprigen Motorrad fiel Simon etwas aus der Tasche seiner Lederjacke, unter der er einen größeren, kantigen Gegenstand verborgen hielt. Bevor sich der Mann noch bücken konnte, hatte Dominik - höflich wie er war - das Ding bereits aufgehoben. Er reichte dem Mann das längliche Metallröhrchen, das an eine übergroße Pfeife erinnerte. Simon bedankte sich mit einem kurzen Nicken und wollte zum Haus.
Lieselotte schnappte laut und hörbar nach Luft und rief: “Er ... er steckt hinter allem! Ich weiß es jetzt. Die Wölfe haben doch einem Pfiff gehorcht, Einen Pfiff, wie ihn dieses Röhrchen ...”
Das Mädchen riß dem Mann das Ding aus der Hand und pustete mit aller Kraft hinein. Aus der Pfeife kam der erwartete Ton.
“Sie sind es ... Sie haben auch Becky, nicht wahr? ... Sie haben sie entführt!” keuchte Lilo.
Simon hob abwehrend die Hände und versuchte Lieselotte zu beruhigen. “Sei still!” flehte er mit gesenkter Stimme. “Sei endlich still. Bitte! Bitte! Ich... wir treffen uns ... wir treffen uns in einer halben Stunde. Ich muß mit euch reden.”
“Nein! Wenn sie mit uns reden wollen, dann jetzt!” verlangte Axel.
Bob Andersons Bruder warf einen Blick zum Blockhaus, das ungefähr 50 Meter entfernt lag. Er schien in großer Eile zu sein. Schließlich aber nahm er sich doch Zeit für eine Erklärung, zog die Knickerbocker-Bande aber zur Seite, wo sich eine Gruppe von blühenden Büschen befand. Leise sagte er: “Es ist alles anders. Bitte nehmt das zur Kenntnis und haltet euch raus. Ihr stört bei einer sehr wichtigen Sache.”
“Ach ja, sehr wichtig? Was ist denn wichtig daran, einen Mann fertig zu machen?” brauste Dominik auf.
“Könnt ihr mir nicht einfach glauben und noch einen Tag zuwarten?” fragte Simon flehend.
“Nein!” lautete Lilos kurze Antwort.
Ohne Vorwarnung zog der Mann daraufhin ein Fläschchen aus der Tasche und besprühte die vier Juniordetektive mit einem süßlich duftenden Zeug. Die Wirkung ähnelte der der Kräuter, die die Werwölfe in die Flammen geworfen hatten. Die Knickerbocker konnten sich bald nicht mehr auf den Beinen halten und sackten kraftlos zu Boden.
Simon betrachtete sie nachdenklich und legte sie dann sorgfältig nebeneinander, so daß sie vom Gehweg aus niemand entdecken konnte. Mit schnellen Schritten hastete er auf das Haus zu und klingelte.
Ein aschfahler Robert Anderson öffnete ihm. Das sonst so ordentlich gefönte und gebürstete Haar klebte fettig an seinem Kopf. Hose und Hemd waren durchgeschwitzt und verknittert. Die Augen lagen in tiefen, dunklen Höhlen.
“Komm rein!” sagte er schwach zu Simon, der nickte und eintrat.
Axel platzte fast. Fast 90 Sekunden hatte er die Luft angehalten und war dabei knallrot angelaufen. Mehrere Male hatte er das Gefühl gehabt, es nicht mehr auszuhalten. Jetzt endlich konnte er wieder einatmen.
Der Junge hatte als einziger reagiert und die weißen Duftwolken nicht eingesogen. Deshalb war auch nur er bei Bewußtsein geblieben. Axel beugte sich über seine Freunde und versuchte, sie zu wecken, hatte aber keinen Erfolg. Es war, als würden sie in einem besonders tiefen, ruhigen Schlaf liegen.
Axel schlich geduckt an das Haus heran. Er war jetzt auf sich gestellt, auch wenn ihm ganz und gar nicht wohl dabei war. Durch das Fenster des Vorzimmers konnte er ins Haus
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