Die Knickerbocker Bande - 40 - Die Maske mit glühenden Augen
der Masken, und die Augen begannen zu glühen.
Als eine halbe Stunde später die Wolkendecke aufriß und die Sonne zum Vorschein kam, wurde das einfallende Licht heller, das Glühen der Augen stärker. Die Strahlen trafen sich an der Decke in der Mitte des Raumes. Die Kraft des gebündelten Lichtes war so gewaltig, daß die Knickerbocker geblendet die Augen schlossen.
Schützend hielten sie die Hände vor das Gesicht und blinzelten durch die Finger. Der Punkt an der Decke wurde greller und greller, und bald war ein beunruhigendes Knacken zu vernehmen. Stürzte der Raum ein?
“Hört ihr das?” fragte Axel.
Doktor Randa wagte sich näher an den leuchtenden Punkt heran und versuchte, die Hand danach auszustrecken. Auf halbem Weg zog er sie jedoch zurück, da die Hitze, die nach unten abstrahlte, so groß war, daß er sich verbrannt hatte.
Das Knacken wurde lauter und breitete sich aus. Die Knickerbocker zogen verängstigt die Köpfe ein. War es nicht besser, den Raum zu verlassen?
Frau Heidelberg bat Doktor Randa um seine Stabtaschenlampe und näherte sich damit dem Lichtfleck. Sie hielt sie in die Strahlen, die sofort nach allen Seiten hin umgelenkt wurden.
Dort, wo die Decke des Saales erhitzt worden war, glühte der Stein.
Elke Heidelberg klopfte mit der Lampe dagegen, woraufhin sich eine dünne Schicht löste und herabfiel. Es war, als hätten die Mineras die Decke des Raumes mit dicker Farbe bestrichen, die nun abblätterte.
Was nun zum Vorschein kam, war unglaublich!
Die Tränen des Uaxa
Unter dem Anstrich aus Erde, Kalk und Sand war Gold - glänzendes Gold.
Schicht um Schicht löste sich die Tarnung und bröckelte zu Boden. Allmählich tauchte ein riesiges Deckenbild auf, das ein mächtiges Männergesicht darstellte. Der Mann hatte einen langen, mit eigenartigen Tüchern umwickelten Kinnbart und trug einen Kopfschmuck, der dem der Masken glich. Seine Augen waren traurig und dicke Tränen rollten über seine Wangen.
“Gold ... das ganze Bild ist aus Gold!” staunte Doktor Randa. Er zeigte auf die Tränen und meinte: “Das sind sie: die Tränen des Uaxa! Sie sehen zwar ganz anders aus, als wir uns das erwartet haben, aber wir haben sie endlich gefunden.”
Elke Heidelberg schüttelte den Kopf. Sie verstand einfach nicht, warum ihr Vater immer von vier Tränen gesprochen hatte - in dem goldenen Gesicht waren nur drei zu erkennen. Außerdem war ihr nicht klar, wie das Gemälde jemandem Unglück bringen konnte.
“Für das Bild muß eine ungeheure Menge Gold verwendet worden sein!” sagte der Archäologe.
“Gold, das der Entführer Ihrer Tochter bekommt!” meinte Dominik ernst.
“Aber wie soll ich Vincente das Gold bringen?” fragte sich Doktor Randa. “Das Gemälde darf nicht zerstört werden. Ich brauche ein paar Männer, die mir helfen, das Kunstwerk freizulegen und abzutransportieren. Ich werde losreiten und in den umliegenden Dörfern ... Darf ich die Kinder bei Ihnen lassen, Frau Heidelberg?”
Die Tochter des Professors, der die vergessene Stadt der Mineras entdeckt hatte, nickte langsam und irgendwie abwesend.
Lilo bemerkte ihr nachdenkliches Gesicht und erkundigte sich, was denn los sei.
Frau Heidelberg erzählte der Juniordetektivin, warum sie sich über die großartige Entdeckung, die sie gemacht hatten, einfach nicht freuen konnte. Es gab noch ein letztes Rätsel.. .
Als sie zur Seite trat, vereinigten sich die glühenden Strahlen wieder zu dem gleißenden Punkt, dessen Hitze sogar Gold zum Glühen brachte.
Das schimmernde Bildnis des Herrschers wirkte nun wie ein Spiegel. Der Brennpunkt der Strahlen lag genau auf einer Träne der linken Wange Uaxas, die das Licht auf den Boden warf, wo es einen grellen Fleck bildete.
Der Spuk dauerte noch einige Minuten, bis sich wieder Wolken vor die Sonne schoben und das einfallende Licht schwächer wurde.
“Ich muß mich beeilen, sonst schaffe ich es nicht rechtzeitig. Ich muß die Tränen des Uaxa bald abliefern, wenn ich Vivi wiedersehen will!” sagte Doktor Randa.
Er verließ den Raum, Frau Heidelberg folgte ihm, und die Knickerbocker schlenderten hinter ihr her.
Lilo war sehr in ihre Gedanken vertieft und bekam nur nebenbei mit, was sich um sie tat. Sie hörte die Schritte ihrer Freunde auf dem Steinboden.
Halt! Hatte da nicht ein Schritt anders geklungen? Lieselotte drehte sich um und sah Dominik, der gerade unter der Stelle durchging, an der das Gold noch immer glühte.
“Was war das? Merkwürdig! Worauf bist du
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