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Die Knoblauchrevolte

Die Knoblauchrevolte

Titel: Die Knoblauchrevolte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
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sanft. »Ich mache Ihnen soviel Mühe, Meister.«
    »Das ist meine Arbeit«, erwiderte der Koch. »Etwas Geduld, dann bringe ich dir alles.«
    Der Wärter und der Koch gingen hinaus.
    Der Todeskandidat warf sich auf die Pritsche und schluchzte heftig.
    Das rührte Gao Yang. Er ging vorsichtig zu ihm hinüber, berührte ihn mit dem Finger an der Schulter und sagte leise: »Bruder, sei nicht traurig. Du mußt versuchen, es gelassen zu nehmen.«
    Der Todeskandidat drehte sich um und ergriff seine Hand. Gao Yang erschrak und wollte aufspringen, aber der Verurteilte sagte: »Keine Angst, lieber Bruder, ich will dir nichts tun. Wenn man kurz vor dem Tod steht, weiß man erst, was Mitmenschen wert sind. Ich bereue mein Verhalten sehr. Lieber Bruder, du kommst doch irgendwann wieder raus, oder? Besuch meinen Vater, wenn du draußen bist, und sag ihm, er soll es sich nicht zu sehr zu Herzen nehmen. Erzähl ihm, daß ich vor meinem Tod rot geröstetes Fleisch und Pfannkuchen aus Weizenmehl mit Porree und Sojabohnenpaste gegessen habe. Ich bin aus dem Dorf der Familie Song. Mein Vater heißt Song Shuangyang.«
    »Ich besuche deinen Vater ganz bestimmt«, versicherte Gao Yang.
    Kurz darauf kam Meister Sun, der Koch, herein und brachte eine Schüssel geröstetes Schweinefleisch mit Kartoffeln, ein Bündel geschälten Porree, eine Schale Bohnenpaste und einen Stapel Pfannkuchen, dazu eine halbe Flasche Schnaps.
    Ein Aufseher nahm dem Verurteilten die Handschellen ab und setzte sich, die Fesseln in der einen Hand, eine Pistole in der anderen, auf einen Holzstuhl in der Zellentür.
    Der Todeskandidat kniete vor den Speisen nieder. Mit zitternden Händen goß er sich ein Glas Schnaps ein, lehnte sich zurück und trank. Ein einziges Wort brachte er mit tränenerstickter Stimme heraus: »Vater!«
2
    Als der Verurteilte abgeführt wurde, drehte er sich noch einmal um und lächelte Gao Yang an. Dieses Lächeln schnitt Gao Yang wie ein Messer ins Herz.
    »Nummer neun, komm heraus!« rief ein Wärter durch die offene Zellentür.
    Gao Yang erbebte vor Schreck. Ein Strahl heißen Urins näßte seine Hose.
    »Beamter, ich habe Frau und Kinder, ich bin bereit, Scheiße zu essen und Pisse zu trinken, aber bitte erschießen Sie mich nicht.«
    »Wer soll dich erschießen?« fragte der Wärter verdutzt.
    »Werde ich nicht erschossen?«
    »Glaubst du, der Staat hat so viele Kugeln zu verschwenden? Na los, es ist etwas Erfreuliches. Du bekommst Besuch von deiner Frau.«
    Gao Yang fiel ein Stein vom Herzen. Er sprang förmlich aus der Zelle. Der Wärter legte ihm gelbe Messinghandschellen an. Gao Yang sagte: »Beamter, ich garantiere Ihnen, ich laufe nicht weg. Können Sie mir nicht die Handschellen abnehmen? Ich möchte meiner Frau den Anblick ersparen.«
    »Das ist Vorschrift«, sagte der Wärter.
    »Ich laufe nicht weg. Sehen Sie sich doch meinen Fuß an. Damit kann ich unmöglich ausreißen.«
    »Halt den Mund. Du hast schon eine Vergünstigung. Eigentlich dürfen Häftlinge vor ihrer Verurteilung keinen Familienbesuch bekommen.«
    Der Wärter brachte ihn an die Tür eines offenbar unbenutzten Zimmers und sagte: »Geh hinein. Zwanzig Minuten.«
    Zögernd öffnete Gao Yang die Tür. Seine Frau saß mit dem Baby auf einer Bank. Xinghua stand daneben, an die Beine ihrer Mutter gelehnt.
    Als seine Frau ihn sah, stand sie auf, ihr Gesicht verzerrte sich, ihr Mund zuckte, und sie fing an zu weinen.
    Er lehnte sich an den Türrahmen und wollte etwas sagen, aber seine Kehle war wie zugeschnürt, von einem warmen Etwas verstopft, genauso wie vor ein paar Tagen, als er an einen Baum gefesselt zusehen mußte, wie Xinghua im Akazienwäldchen verzweifelt nach ihm suchte.
    »Vater?« Mit ausgestreckten Armen tastete sich Xinghua zu ihm herüber. »Vater, bist du das, Vater?«
    Er sagte: »Ich habe ein Verbrechen begangen. Ihr müßt mir verzeihen.«
    »Rede nicht davon«, sagte seine Frau seufzend. »Du bist nicht der einzige. Tante Vier ist schon so alt und wurde trotzdem noch verhaftet. Verglichen mit ihr sind wir viel besser dran.«
    Der Säugling begann zu schreien. Seine Frau hob die Jacke an und schob dem Kleinen die Brust in den Mund. Gao Yang beugte sich vor und betrachtete das Gesicht des Jungen. Er hatte die Augen geschlossen. Seine Mutter kratzte ihm mit dem Fingernagel ein paar weiße Hautschuppen vom Gesicht. »Er wächst sehr schnell. Jeden Tag bildet sich eine neue Schicht Haut.« Mit seinem rechten Fuß, der sechs Zehen hatte, trat der Junge

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