Die Knoblauchrevolte
hingestürzten Gao Ma und leckte ihm mit seiner purpurroten Zunge Blut und Dreck vom Gesicht. Goldener Nebel schwebte über dem Boden, er löste sich aus zehntausend Morgen Jute und stieg auf von den Paprikafeldern des Kreises Grünes Pferd. Das dattelbraune Fohlen war in diesem goldenen Nebel zeitweise deutlich sichtbar und dann wieder verschwunden. Das Gesicht des älteren Bruders färbte sich grau, der zweite bekam ein blaues Gesicht, Vaters Gesicht wurde grün und Mutters schwarz. Die Augen des älteren Bruders waren weiß, die des zweiten rot, Vater hatte gelbe Augen und Mutter violette. Jinjü blickte auf sie hinab. Sie hing in der Luft, erfüllt von einem tiefen Glücksgefühl. Vater rief ihr etwas zu. Sie blickte in sein grünes Gesicht mit den gelben Augen und schüttelte lächelnd den Kopf. Vater rannte auf den Hof und holte die Ochsenpeitsche. Er schlug sie damit, und sie spürte, wie sich die Spitze der Peitsche in ihr Fleisch brannte.
Als sie wieder zu sich kam, lag sie verkrümmt in einer Ecke. Im Zimmer ihrer Eltern unterhielten sich mehrere Personen. Es klang, als wäre auch Assistent Yang gekommen.
Sie stemmte sich an der Wand hoch. Ihr Kopf war schwer, ihre Füße leicht. Sie taumelte vor das Ofenbett ihrer Eltern. Jemand streckte die Hand aus, um sie zu stützen. Sie sah nicht, wer es war. Ihre Augen suchten die Gesichter ihrer Eltern. Sie sagte:
»Ihr könnt mich schlagen, bis ich tot bin, aber selbst wenn ihr mich totschlagt, gehöre ich immer noch Gao Ma. Ich habe mit ihm geschlafen, ich bekomme ein Kind von ihm.«
Als das heraus war, weinte sie laut.
Sie hörte Vaters Stimme: »Ich gebe es auf. Sagt Gao Ma, er soll mir zehntausend Yüan bringen. Erst das Geld und dann die Ware.«
Sie lächelte.
2
Der Knabe, der Gao Ma wie aus dem Gesicht geschnitten war, blickte sie böse an. »Laß mich raus! Laß mich raus! Was bist du für eine Mutter, daß du mich nicht rausläßt?«
In ihre Augen schoß Blut. Sie stieß den langen, kühlen Kopf des dattelbraunen Fohlens von sich und sagte: »Mein Kind, deine Mutter hat begriffen, daß es das Beste für dich ist, nicht rauszukommen. Was willst du draußen? Weißt du, wieviel Leid es draußen gibt?«
Der Knabe hörte auf zu stoßen und fragte: »Wie sieht es draußen aus? Erzähl es mir.«
Sie drängte das dattelbraune Fohlen zurück, das ihr mit seiner warmen, purpurroten Zunge das Gesicht ableckte, und sagte: »Mein Kind, hörst du, wie die Papageien schreien? Hör gut zu.«
Der Knabe spitzte die Ohren und hörte aufmerksam hin.
»Das sind die Papageien im Hause Gao Zhilengs. Sie sind gelb, sie sind rot, sie sind blau, sie sind grün, sie sind unglaublich bunt. Sie haben alle einen gekrümmten Hakenschnabel und ein Büschel Federn auf dem Kopf. Sie essen Fleisch, sie trinken Blut, und sie saugen dir das Gehirn aus. Mein Kind, willst du wirklich rauskommen?«
Der Kleine schien sich zu fürchten und krümmte seinen Körper zusammen.
»Mein Kind, siehst du das Feld dort, auf dem die Knoblauchstengel wachsen? Sie winden sich ineinander wie giftige Schlangen. Sie fressen Fleisch, sie trinken Blut, sie saugen dir das Gehirn aus. Mein Kind, willst du wirklich rauskommen?«
Der Kleine kreuzte Arme und Beine, auf seinen Augen bildeten sich Eisblumen.
»Mein Kind, deine Mutter wollte früher genau wie du herauskommen und die Welt kennenlernen. Aber seit ich auf der Welt bin, habe ich nur Hunde- und Schweinefraß gegessen, mußte schuften wie ein Ochse und ein Pferd und wurde geprügelt und getreten. Dein Großvater hat mich am Deckenbalken aufgehängt und ausgepeitscht. Mein Kind, willst du immer noch rauskommen?«
Der Kleine zog den Kopf ein und rollte seinen Körper zu einem Ball zusammen. Nur seine großen Augen behielten ihren kläglichen Ausdruck.
»Mein Kind, dein Vater wird von der Polizei gejagt. Im Haus deines Vaters herrscht solche Not, daß dort nicht einmal Ratten leben können. Dein Großvater ist überfahren worden, deine Großmutter sitzt im Gefängnis, deine beiden Onkel gehen getrennte Wege, die Familie ist auseinandergerissen, niemand kann uns helfen. Kind, willst du immer noch rauskommen?«
Der Kleine schloß die Augen.
Das dattelbraune Fohlen streckte seinen Kopf durch das offene Fenster und leckte ihr mit seiner warmen Zunge über den Handrücken. Das Bronzeglöckchen an seinem Hals klingelte. Mit der freien Hand berührte sie die flache Stirn des Fohlens und seine tiefliegenden Augen. Das Fell des Fohlens war glatt und kühl
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