Die Knochenkammer
Sache beteiligt?«
Sie holte tief Luft und schüttelte den Kopf. »Finden Sie heraus, wer sie umgebracht hat, und dann nenne ich Ihnen Namen. Vorher kann ich niemanden in Gefahr bringen.«
Ich legte eine Hand auf ihren Ordner. »Es geht nicht nur um die Hilfe, die wir von diesen Leuten brauchen. Wie können wir wissen, ob sie nicht ebenfalls in Gefahr sind, wenn wir nicht wissen, wer sie sind?«
Clem blieb standhaft. »Lassen Sie mich darüber schlafen. Sagen Sie mir, was Sie wissen und mit wem Sie bereits gesprochen haben.« Sie hob ihre Hand vor den Mund und unterdrückte ein Gähnen, dann stand sie auf und ging in dem Zimmer auf und ab, als wolle sie den Jetlag abschütteln. In London war es bereits früher Morgen.
»Wir sollten uns den Rest für morgen Vormittag aufheben«, sagte ich und signalisierte Mike, Schluss zu machen.
»Wie halten Sie Kontakt mit den anderen?«
Clem gähnte erneut. Ich sah Mike und Mercer an und tippte auf meine Uhr.
»Wenn wir Sie jetzt schlafen lassen, sind Sie dann bereit, morgen früh mit uns in Alex’ Büro zu kommen, um uns dabei zu helfen, die Leerstellen aufzufüllen?«
Clem brachte uns an die Tür. »Deshalb bin ich hier.«
»Sie müssen Ihren Job schrecklich vermissen«, sagte ich, als mir einfiel, dass Clem erzählt hatte, dass sie momentan in einer weniger kontroversen Stelle in dem herrlichen, neu gestalteten Lesesaal des Britischen Museums arbeitete.
»Ich hatte meine Gründe«, sagte sie grinsend. »Diese wunderbare Bibliothek liegt zufällig direkt über den afrikanischen Ausstellungsräumen. Ich habe auch dort Verbündete. Wir stiften noch immer Unruhe.«
Ich verabredete mit ihr, sie am nächsten Morgen auf dem Weg ins Büro um acht Uhr am Park-Avenue-Eingang des Hotels abzuholen, dann verabschiedeten wir uns. »Viertel nach zehn? Ich könnte die Pflanzen in der Lobby essen«, sagte Mike. »Wie wär’s mit Abendessen im Lumi’s?«
Wir fuhren die kurze Strecke zu dem schicken kleinen Restaurant an der Ecke Seventieth Street und Lexington Avenue, und Mercer folgte uns in seinem Wagen. Lumi selbst führte uns zu einem Ecktisch neben dem MaTtre d’-Tischchen, nachdem ich ihr gesagt hatte, dass wir einen ruhigen Platz bräuchten, um über eine Ermittlung zu reden.
Während wir unsere Aperitifs tranken, diskutierten wir Clems Informationen und dachten uns einen Plan für den nächsten Vormittag aus. Ich würde eine E-Mail entwerfen, die sie an eine Gruppe von Museumsmitarbeitern schicken könnte, um zu sehen, ob das jemanden aus der Reserve locken würde.
Mercer und ich aßen unsere Lieblingspasta - Cavatelli mit Erbsen und winzigen Schinkenstückchen -, während Mike genussvoll an seinem Osso Buco kaute, das er jedes Mal bestellte, wenn wir hierher kamen. Während wir auf unseren Espresso warteten, ertönte Mercers Pieper. Er entschuldigte sich und ging die zwei Stufen an der Eingangstür zum Gehsteig hinauf.
Als er an den Tisch zurückkam, sagte er uns, dass er wegmüsse.
»Es ist dein Mädchen, Alex. Angel Alfieri, die Vierzehnjährige.«
Ich ließ die Porzellantasse klappernd auf die Untertasse fallen. »Hat man sie gefunden? Geht es ihr gut?«
»Sie lebt. Sie ist nicht mit Felix, dem Taxifahrer, losgezogen.
Sieht so aus, als ob sie sich mit Ralphie verschanzt hat, um Felix und ihre Freundin eifersüchtig zu machen.«
»Gott sei -«
»Dank noch niemandem. Wir haben eine Geiselnahme. Sie ist in Ralphies Wohnung, oben auf der Paladino Avenue, und er hält ihr eine geladene Waffe an den Kopf.«
Ich rutschte mit dem Stuhl nach hinten und stand auf. Mercer legte mir umgehend eine Hand auf die Schulter und drückte mich wieder in meinen Sitz.
»Ich werde babysitten. Tu, was du tun musst«, sagte Mike.
Mercer war Mitglied des Geiselkommandos, einer Eliteeinheit von Detectives, die speziell dafür ausgebildet waren, mit labilen Verbrechern in lebensbedrohlichen Situationen zu verhandeln. Das Kommando kam bei Banküberfällen zum Einsatz, wenn Bankräuber mit Automatikwaffen Dutzende von Menschen in Schach hielten, nachdem ein stiller Alarm die Polizei an den Tatort gerufen hatte; bei Fällen von häuslicher Gewalt, wenn ein psychotischer oder angetrunkener Ehemann seiner Frau ein Fleischermesser an den Hals hielt; und bei politischen Auseinandersetzungen, wenn Dissidenten in ein Konsulat oder einen Diplomatenwohnsitz eingedrungen waren. Die für diese Aufgabe ausgewählten Cops kamen aus allen Abteilungen der Polizei und waren zusätzlich zu ihren
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