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Die Knochenkammer

Titel: Die Knochenkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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vom Krankenhaus abholte, wo sie ihre Großmutter nach einer schweren Operation besucht hat. Sie sagt, dass er letzte Nacht plötzlich vor der Tür stand, sie mit gezücktem Messer die Treppe hinauf in ihr Zimmer zwang und sie vergewaltigte.«
    »Haben ihre Brüder irgendetwas gehört?«
    »Sie schliefen im Nebenzimmer, Wand an Wand. Keinen Pieps.«
    »Wann hat sie es gemeldet?«
    »Sofort. Das spricht für sie. Sie rief kurz nach Mitternacht den Notruf an, ein paar Minuten nachdem er laut ihrer Aussage gegangen war.«
    »Medizinische Untersuchung?«
    »Ohne Beweiskraft. Sie sagt, dass er nicht ejakuliert hat, also gibt es kein Sperma. Keine Möglichkeit, eine DANN-Analyse zu machen. Außerdem ist sie sexuell aktiv. Drei Partner.«
    »Ein netter kleiner Engel.«
    »Ja, sie hat bereits eine Chlamydien-Infektion. Darüber weiß die Mutter auch nicht Bescheid.«
    »Erzählen Sie mir von dem Täter.«
    »Ein richtiger Kotzbrocken. Achtundvierzig Jahre alt, ein Haufen Festnahmen wegen Drogenbesitzes, Autodiebstahls, Einbrüchen. Aber keine Vergewaltigung. Nichts Gewalttätiges. In seinem Auto liegen haufenweise Kinderpornozeitschriften und Kondomhüllen auf dem Boden. Kein Messer.«
    »Wie ist seine Version?«
    »Fängt genauso an. Er holte sie vom Metropolitan Hospital ab. Sie waren noch nicht einmal auf Höhe der Hundertzehnten Straße, da saß sie schon auf dem Vordersitz und schrieb ihm ihre Piepernummer auf, damit er sie am nächsten Tag in der Schule anfunken könnte. Er hat sie ein paar Mal nach dem Unterricht abgeholt und sie und ihre Freundinnen herumkutschiert. Ein- oder zweimal Oralverkehr auf dem Rücksitz. Er hat sogar mal mit Angel und einem der anderen Engelchen einen flotten Dreier gemacht. Er sagt, sie hat ihn eingeladen, Montagnacht zu ihr zu kommen, nachdem ihre Mutter zur Arbeit gegangen war.«
    »Hast du ihr von seiner Version erzählt?«
    »Ja. Sie streitet es ab. Sie sagt, er kannte ihre Adresse nur von dem einen Mal, als er sie vom Krankenhaus nach Hause gefahren hat. Er hat ihr seine Karte mit seiner Handynummer gegeben, für den Fall, dass sie ihn wieder mal bräuchte. So haben wir ihn auch geschnappt. Ich rief ihn an, damit er mich vor dem Deli neben unserem Dezernat abholt, dann bat ich ihn nach drinnen, um meine Verhaftungsquote für den Monat anzuheben.«
    »Weiß sie, dass wir ihre Pieperinformationen und seine Handyrechnungen bekommen können?«
    »Ich weiß nicht, ob sie das wirklich registriert hat. Sie schien nicht zu begreifen, dass heutzutage alles computerisiert ist. Ich habe ihr erklärt, dass er jedes Mal, wenn er sie angepiept oder angerufen hat, eine Art Fingerabdruck hinterlassen hat. Ich bin mir nicht sicher, ob sie mir glaubt.«
    »Oder glauben will. Dann wollen wir mal.« Ich drehte den Türknauf und ging in mein Büro, wo Angel auf uns wartete.
    Sie klappte den kleinen Schminkspiegel zu, in dem sie sich betrachtet hatte, lächelte Vandomir an und trug noch ein fruchtig duftendes Lipgloss auf. Dann zog sie an den Trägern ihres grellgelben Tanktops, sodass sich das Wort Gangsta, das mit Strasssteinen auf ihr T-Shirt geklebt war, von einer Brustwarze zur anderen dehnte.
    »Angel, das ist Ms. Cooper, die Anwältin, von der ich dir erzählt habe. Sie wird sich um deinen Fall kümmern. Sie hat noch einige Fragen an dich.«
    »Du weißt, warum du heute hier bist, Angel?«
    »Nicht wirklich. Ich hab ihm alles gesagt, was passiert ist.« Sie nickte in Vandomirs Richtung. »Ich weiß nicht, warum ich alles noch mal erklären muss. Sie sollten Felix einfach einbuchten, damit er so was nie wieder jemandem antut.«
    »Um das tun zu können, müssen wir herausfinden, was genau er getan hat. Ich werde dir dieselben Fragen stellen wie Detective Vandomir, vielleicht ein paar mehr. Und was du sagst, bleibt unter uns, verstehst du das? Wenn zwischen dir und Felix etwas vorgefallen ist, von dem du nicht willst, dass es deine Mutter erfährt, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um es mir zu sagen.«
    Sie sah mich von unten herauf an, ohne den Kopf zu heben. »Was meinen Sie damit?«
    »Weißt du, was bei einer Gerichtsverhandlung passiert, Angel?«
    »Ich will zu keiner Gerichtsverhandlung gehen. Ich möchte nur, dass ihn der Richter ins Gefängnis steckt.«
    »So funktioniert das aber nicht. Schaust du Fernsehen?«
    »Ja.«
    »Hast du schon mal eine dieser Polizeiserien gesehen, in der jemandem ein Prozess gemacht wird? Weißt du, wer im Gerichtssaal ist, wenn die Klägerin ihre Aussage

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