Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Knochenkammer

Titel: Die Knochenkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
Vom Netzwerk:
»So, Sie können damit anfangen.« Er faltete eine Kopie des Museumsgrundrisses auseinander, die größer war als seine Schreibtischunterlage. Er fuhr mit dem Zeigefinger vom Central-Park-West Eingang die schmalen Linien links der Theodore Roosevelt Memorial Hall entlang. »Was Sie hier sehen, existiert in der Form nicht mehr. Wie Sie wissen, ist daraus der Saal für Artenvielfalt geworden. Aber Sie können das hier -«
    »Moment mal.« Mike beugte sich vor und sah auf das Datum unter dem Namen des Architekturbüros, das den Grundriss angefertigt hatte. »Dieser Plan ist von 1963. Sie haben das Museum seitdem fünfmal umgebaut.« Er schlug mit der Faust auf den Schreibtisch. »Wir wollen auch nicht die Touristenversion, Mr. Mamdouba. Die Pläne müssen aktuell und vollständig sein. Ich will detaillierte Karten von allem, was unterhalb des Erdgeschosses und oberhalb des dritten Stockwerks ist.«
    »Mr. Chapman, dieses Museum hat siebenhundertdreiundzwanzig Räume. Sie werden die ganze nächste Woche hier sein.«
    »Irgendwo muss ich nächste Woche sein, und bis jetzt hat noch niemand Paris vorgeschlagen. Besorgen Sie mir alles!«
    Mike schob einen Stuhl neben Mamdoubas Schreibtisch und begann, die zerknitterten Karten auszubreiten, auf denen das Durcheinander von Korridoren und Treppenaufgängen in den dreiundzwanzig miteinander verbundenen Gebäuden verzeichnet war.
    »Aber … aber hier können Sie das nicht tun«, stotterte der Kurator. »Und warum nicht?«
    »Hier findet gleich eine Besprechung statt. Ein Notfall.«
    »Mit den Leuten vom Met, um die Ausstellung abzublasen?«
    »Genau.«
    »Kommt Mr. Thibodaux auch?«
    »Nein, nein. Seit er seinen Rücktritt eingereicht hat, hat er damit nichts mehr zu tun. Es sind vom Met bereits einige Leute hier im Haus, und Ms. Drexler ist mit Pierres Unterlagen hierher unterwegs. Ich brauche diesen Raum, Mr. Chapman.«
    »Bringen Sie uns unter, wo Sie wollen, Mr. Mamdouba. Wir richten uns ganz nach Ihnen.«
    »Morgen?«
    »Jetzt sofort. Wir haben viel zu tun und -«
    »Ja, aber wie ich höre, fliegen Sie schon Hilfe aus dem Ausland ein«, sagte er ruhig.
    Mike erwiderte Mamdoubas hochnäsiges Grinsen. »Ich habe eine Schwäche für Familientreffen. Ich mag es, wenn die ganze Sippschaft hin und wieder zusammenkommt. Wenn nötig, bleiben wir die ganze Nacht, Sir. Ist das ein Problem für Sie?«
    »Natürlich. Ich muss die Sicherheitskräfte hier behalten -«
    »Als ob wir das Sicherheitsrisiko darstellten! Diese Penner schlafen seit Menschengedenken in ihrem Job. Da ist mehr Leben in Ihren toten T-Rex’ als in der ganzen Schar, die jemand ausgestopft und als Aufseher neben Ihre Schätze gesetzt hat. Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Sie können gern meine Taschen durchsuchen, wenn ich gehe, falls Sie sich darüber Sorgen machen. Mercer und ich sammeln nicht gerade Krebse in Formaldehyd, und Coop hier hat mehr Klunker, als sie braucht. Was wir brauchen, ist ein stilles Kämmerchen, um diese Listen durchzusehen.«
    Mike nahm einige Blätter Papier von dem großen Stapel und reichte sie Mercer und mir, während er weiter nach einem aktuellen Grundriss suchte. Das Verzeichnis, das ich in der Hand hielt, schien eine umfassende Bestandsliste der Sammlungen zu sein. Es war einige hundert Seiten dick und wurde von einer großen Metallklammer zusammengehalten.
    Ich lugte hinüber zu Mercers Ordner, der ebenso dick war und für den Zeitraum der letzten hundert Jahre die Namen der Spender und ihrer Schenkungen auflistete.
    »Gibt es ein Verzeichnis, das Ihre Sammlungen nach Namen sortiert auflistet und sagt, in welchen Lagerräumen oder Ausstellungsvitrinen sie zu finden sind?«
    »Alles, was derzeit ausgestellt ist, ist computerisiert. Der Ausdruck ist auch hier dabei«, sagte er und blätterte mit dem Daumen durch den Packen, den er Mike gegeben hatte.
    »Das heißt, wir müssen nur nach den restlichen neunzig Prozent suchen?«
    »Nun, wir sind dabei, alles ins System einzugeben, Ms. Cooper. Es ist ein schrecklich aufwändiger Prozess. Zwei Millionen Schmetterlinge, fünf Millionen Gallwespen, fünfzig Millionen Knochen. Ist es das, wofür Sie sich interessieren?«
    »»Fünfzig Millionen? Wie viele davon sind Menschenknochen?«
    »Die meisten stammen von Säugetieren, Detective. Die Zahlen sind in diesen Unterlagen, die meine Assistentin für Sie zusammengestellt hat.«
    »Sagen Sie uns, wo wir uns hinsetzen können. Das wird eine lange Nacht werden. Und besorgen Sie uns einen dieser

Weitere Kostenlose Bücher