Die Knochenkammer
Cooper, erinnern Sie sich an die Freundin von Katrina, von der ich Ihnen erzählt habe? Die, die nach London gezogen ist?«
»Ja, an deren Namen Sie sich nicht erinnern konnten.«
»Clementine. Ich habe heute von ihr gehört. Scheint, als hätten Sie schon Kontakt zu ihr aufgenommen.« Er sah von mir zu Mike.
»Wir versuchen, Sie dazu zu bringen, nach Manhattan zu kommen. Wir hoffen, dass sie Informationen hat, die uns dabei helfen, den Mord aufzuklären. Wir reden später darüber, in Ordnung, Zimm?«
Gaylord setzte sich an den einzigen Schreibtisch im Raum, überkreuzte die Beine und lehnte sich zur Seite. Die Pfeife schien ihm an der Unterlippe angewachsen zu sein.
Mike wollte noch mal das Wesentliche abklopfen. »Ms. Grooten wurde in einem Sarg gefunden, für den Ihre Abteilung zuständig ist. Sie wissen mehr über die ägyptische Sammlung als irgendjemand anderer am Museum. Ich vermute, es gibt Dinge, über die Sie Bescheid wissen -«
»Hören Sie, Chapman, es waren ständig sechs oder sieben Sarkophage hier. Es wurden regelmäßig Särge hin und her gekarrt. Das war nicht weiter auffällig.«
»Ja, aber man braucht Spezialwissen, um das zu tun. Ich meine, in der Nacht, in der wir den Sarg fanden, mussten wir den Deckel zu zweit anheben. Wie könnte das jemand allein tun? Vielleicht möchte ich, dass Sie mir sagen, dass es mehr als eine Person getan haben muss?«
»Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie sich manchmal Kinofilme ansehen? Die Zehn Gebote? Cleopatra? Dann haben sie ja gesehen, wie all diese Sklaven die Pyramiden und Sphinxe bauen. Gewichte und Flaschenzüge, genau wie die alten Ägypter. Man wickelt ein Seil um den Deckel und schiebt ihn beiseite«, sagte er und schlug auf die Tischplatte. »Dann legt man die Leiche hinein und schiebt den Deckel wieder zu. Man muss nur ungestört sein, um das zu tun.«
»Auch drüben bei Ihnen?«
»Sie haben unser Kellerlabyrinth gesehen. Ich könnte nicht behaupten, dass es hier schlimmer wäre als dort. Wenn ich fragen darf: Hat Mamdouba Ihnen schon seine Mumiensammlung gezeigt?«
»Nein, noch nicht. Ich habe erst heute erfahren, dass es so etwas gibt. Können Sie sie uns zeigen?«
»Wenn ich wüsste, wo sie ist, hätte ich mir schon vor langer Zeit geholt, was mir gehört. Das Met hat vor einem halben Jahrhundert Mumien als Leihgaben hier herübergeschickt, und sie sind seitdem nicht wieder gesehen worden. Das Naturkundemuseum hat eine der berühmtesten Mumien der Welt. Den Kupfermann. Das Kupferoxid verleiht ihm einen einzigartigen grünlichen Schimmer. Er stammt aus der Atacama-Wüste in Chile, wo letzte Woche meine Konferenz stattfand. Ein mehrere tausend Jahre alter Minenarbeiter, der beim Kupferschürfen in einem Schacht stecken blieb. J. P. Morgan kaufte ihn 1905 für dieses Museum. Clem kann Ihnen mit Sicherheit mehr darüber erzählen als ich.«
Mike wurde hellhörig. »Clem? Was wissen Sie über Clem?«
»Ich hörte, wie Mr. Zimmerly sie Ihnen gegenüber erwähnte. Was ich über sie weiß?« Gaylord nahm die Pfeife aus dem Mund und drehte sich mit dem Stuhl zu Mike.
»Eine wahre Nervensäge, Detective. Ich weiß nur, dass sie Clem heißt und dass sie von dieser Mumie fasziniert war, weil sie aus der Restaradora-Mine kam. Ich glaube, sie hat mir erzählt, dass ihr Vater auch Minenarbeiter war.«
»Warum fanden Sie sie schwierig?«
»Ms. Cooper, wir leiten ein Kunstmuseum. Das beste der Welt. Es ist kein Tummelplatz für Aktivisten und mitfühlende Seelen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, das Karma der Leute wiederherzustellen, die seit Jahrhunderten tot sind. Wir sind eine Gedenkstätte für die besten Gemälde und Skulpturen, die je geschaffen worden sind, für Meisterwerke aus allen bedeutenden Kulturen der Welt.«
Gaylord stützte sich mit beiden Ellbogen auf den Schreibtisch und wackelte mit seiner Pfeife in meine Richtung. »Diese junge Frau bedrängte meine Mitarbeiter gnadenlos. Dachte sie wirklich, dass wir fünfzigtausend Objekte nach Kairo zurückschicken würden, nur um sie zufrieden zu stellen und den Fluch der Mumie ungeschehen zu machen?«
»Sie war nicht daran int -«
»Darf ich Sie erinnern? Der Tempel von Dendur - die Kronjuwele des Met -, dieses herrliche Bauwerk wäre beim Bau des Assuan-Staudamms komplett unter Wasser gesetzt worden. Wir haben diesen Tempel, verdammt noch mal, gerettet. Wir brachten ihn in Kisten hierher - sechshundertzweiundachtzig Stück. Ein Stein pro Kiste. Die meisten unserer Schätze
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