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Die Knochenkammer

Titel: Die Knochenkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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wären zerstört worden, wenn wir sie nicht aus den kriegszerrütteten und untergehenden Zivilisationen herausgeholt hätten.«
    »Aber die Menschen selbst, Mr. Gaylord. Wenn ich es richtig verstehe, galt Clems Interesse den sterblichen Überresten von Menschen.«
    Er schlug mit seiner freien Hand auf den Schreibtisch.
    »Was hat das dann, zum Teufel noch mal, mit mir und meinen Kollegen zu tun? Wir unterscheiden uns von einem Naturkundemuseum wie Tag und Nacht - was Funktion, Zielsetzung und Stil angeht. Clem und ihre Eskimos, Clem und ihre geheiligten indianischen Grabstätten - das sind Mamdoubas Probleme, nicht unsere.«
    »Diese Dinge machen Ihnen kein Kopfzerbrechen?«
    »Mr. Chapman, ich kann diese historischen Tatsachen nicht ändern. Es ist nun einmal so. Die europäische Kultur ist schon immer in Kunstmuseen verehrt worden. Die Kultur der Eingeborenenvölker wurde zusammen mit den naturwissenschaftlichen Kuriositäten in die Naturkundemuseen verbannt.«
    Gaylord stand auf und steckte sich die Pfeife wieder in den Mund. »Zwischen den beiden New Yorker Institutionen existiert eine Kluft, die viel breiter ist als der Park, der uns räumlich trennt. In der Tat sind wir heute alle hier versammelt, weil wir versuchen wollen, das Disaster rückgängig zu machen, das uns Thibodaux eingebrockt hat. Wir würden die gemeinsame Ausstellung gern absagen.«
    »Aber es ist doch bereits so viel dafür investiert worden.«
    »Nicht annähernd so viel, wie Pierre dachte. UniQuest, die Firma, von der wir die meiste finanzielle Unterstützung bekommen haben, wird wahrscheinlich einen Rückzieher machen. Wir haben heute aus Los Angeles einen Anruf erhalten. Quentin Vallejo hat fürs Erste einen Ausgabenstopp verhängt.«
    Falls Nina versucht hatte, mir die Neuigkeiten mitzuteilen, hätte sie mich nicht erreichen können, da mein Handy hier im Untergeschoss keinen Empfang hatte.
    »Eine finanzielle Entscheidung?«
    »Im Grunde, ja. Ich glaube, dass keiner von uns Pierres Enthusiasmus für das Projekt geteilt hat. Außerdem hat UniQuest wegen des Mordes an Grooten Angst vor Negativpublicity. Und offenbar ist letztes Wochenende, als ich weg war, ein Mann vom Dach des Met gestürzt. Das hat ihnen auch nicht gefallen.«
    »Haben Sie ihn gekannt? Pablo Bermudez, meine ich.«
    Er kaute auf dem Pfeifenstiel. »Guter Arbeiter. Immer fleißig. Er sprach nicht viel.«
    Gaylord schien sich nicht übermäßig für den menschlichen Faktor zu interessieren. Zum Glück war Pablos Blut nicht auf eine der Leinwände gespritzt, als er auf den Boden aufschlug.
    »Was wird dann aus den Büros und Objekten hier werden?«
    »Anna Friedrichs ist gerade oben bei Mamdouba. Sie will ihn überreden, seine eigene Bestiariumsausstellung zu machen. Dafür braucht er uns nicht. Falls es uns gelingt, diese Verbindung schnell und reibungslos zu lösen, fangen wir an, unsere Objekte wieder ans Metropolitan zurückzuholen.«
    Wie sicherte man einen potenziellen Tatort, der sich irgendwo auf einem Hunderttausende von Quadratmetern großem Gelände befand, wenn man noch nicht einmal die genaue Stelle identifiziert hatte? Noch schlimmer, wie machte man das bei zwei potenziellen Tatorten? Ich wollte nicht, dass etwas hinausgeschafft wurde, bis wir die Gelegenheit gehabt hatten, jedes potenzielle Versteck unter diesem riesigen Dach unter die Lupe zu nehmen.
    »Übrigens«, sagte Gaylord, während er an uns vorbei zur Tür ging, »Bermudez wurde ursprünglich von Bellinger eingestellt. Ich glaube, er wohnte oben in der Nähe der Cloisters. Wenn mich nicht alles täuscht, war er der Hausverwalter in Hirams Wohnhaus und ist uns deshalb empfohlen worden. Vielleicht weiß Hiram mehr über den Mann.«
    Ich erinnerte mich, dass es in dem Nachruf geheißen hatte, dass er mit seiner Familie in Washington Heights gewohnt hatte.
    Gaylord ging, die Hände in den Taschen und mit gesenktem Kopf, den Flur entlang zurück ins Ausstellungsbüro. Als ich ihm hinterhersah, sah ich, dass Bellinger und Poste weg waren.
    Ich rief Zimms Namen, und der Doktorand kam aus einem Labor zwei Türen weiter.
    »Haben Sie die beiden gesehen?«, fragte ich und deutete mit dem Finger auf den leeren Raum.
    »Sie sind vor einer Weile gegangen. Ich habe ihnen gesagt, dass ich noch eine E-Mail von Clem erhalten habe. Sie sagte, dass sie vielleicht schon heute Abend in die Stadt kommen würde. Sie sagte, dass Katrina anscheinend das Gewölbe gefunden hatte, nach dem sie gesucht hatte.«
    Mike, Mercer und

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