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Die Knochenkammer

Titel: Die Knochenkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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keuchte vor Angst, aber je heftiger ich nach Luft schnappte, desto mehr atmete ich die Dämpfe ein.
    Von den Regalen über mir rutschten Knochen herab. Ich machte drei Schritte in Richtung Fenster und griff mir an den Kopf, um etwas aus meinen Haaren zu streifen.
    Insekten. In den Gefäßen waren Tausende von Insekten aufbewahrt gewesen. Ich keuchte wieder nach Luft und musste mich anstrengen, nicht zu erbrechen.
    Was hatte uns Zimm erzählt? Die Insekten wurden überall im Museum dazu verwendet, das Fleisch von den Tierknochen zu fressen. Sicher hatte man diese hier mit ihrem letzten Mahl in die Gläser gesperrt und sie dann auf diesen staubigen Brettern in diesem verlassenen Raum abgestellt.
    Meine Vernunft sagte mir, dass mich vor Tagesanbruch sicher jemand finden würde. Eine andere innere Stimme ermahnte mich, dass derjenige, der die Tür zugestoßen hatte, zurückkommen würde, um mich umzubringen, falls es diese schrecklichen Tiere nicht zuerst taten.
    Ich ging so vorsichtig wie möglich auf die Wand mit dem Fenster zu. Darunter war ein Metalltank, genau so ein riesiger Bottich, wie ihn uns Zimm gezeigt hatte - der, in dem man den prähistorischen Fisch in Alkohol konserviert hatte. Würde mich der Deckel des Tanks tragen, wenn ich daraufkletterte, um die Scheibe des kleinen Glasfensters einzuschlagen?
    Wieder wurde am Türknauf gerüttelt. Ich erstarrte und schrie dann noch lauter als zuvor: »Michael! Mike Chapman. Hol mich hier raus! Ich krieg keine Luft!«
    Totenstille. Ich hustete und keuchte wegen des schrecklichen Geruchs, der sich im ganzen Raum ausbreitete und sich in meiner Kleidung festsetzte.
    Ich drückte gegen den Deckel des fast zwei Meter langen Tanks. Es fühlte sich nach einer dünnen Edelstahlplatte an, und ich war mir nicht sicher, ob sie mein Gewicht tragen würde. Auf Grund der riesigen, leuchtend roten Schrift konnte ich das daran befestigte Etikett lesen: ein Totenkopf mit den Worten ACHTUNG! EXPLOSIONSGEFAHR!
    Natürlich war es explosionsgefährlich. Mit einem so großen Tank voller Alkohol könnte man die ganze Westseite der Stadt in die Luft jagen. Ich sollte das mit auf die Liste der möglichen Mordarten in einem Museum setzen.
    Ich sah wieder hinauf zu dem Fenster über mir. Es war doppelt verglast - zur Temperaturkontrolle, wie man uns gesagt hatte. Ich hatte nur meinen hölzernen Schuhabsatz, um die Scheiben einzuschlagen. Bisher hatte ich es mit Leichtigkeit geschafft, alle anderen Glasobjekte hier im Raum kaputtzumachen. Ich könnte es also versuchen.
    Bevor ich meinen Schuh auszog und meinen Fuß dem aussetzte, was auch immer auf dem Boden herumschwappte, hob ich den Deckel des Behälters an, um zu sehen, wie stabil er sein würde. Ich musste mich nicht in Äthylalkohol ertränken.
    Ich holte vorsichtshalber ein Taschentuch aus meiner Jackentasche und hielt es vor den Mund, während ich den Bottich öffnete. Da der Alkoholgeruch aber nicht stark war, drückte ich den Deckel mit beiden Händen gegen die Wand.
    Das pinkfarbene Leuchten strahlte auf etwas Graues in der Kiste. Ich beugte mich vor, um zu sehen, was es war, und blickte in die Augenhöhlen eines kleinen mumifizierten Schädels.
    Ich ließ den Deckel fallen und beschloss, das Risiko einzugehen, dass er mich nicht tragen würde. Ich glaubte nicht an den Fluch der Mumie, aber in diesem Raum waren viel zu viele tote Tiere, und es würde nicht mehr lange dauern, bis ich die Beherrschung verlor. Ich hievte mich auf den Bottich, zog meine Schuhe aus und stellte mich barfuß auf den Deckel.
    Ich schob das ausgebleichte Rollo zur Seite und hämmerte mit aller Kraft gegen die Fensterscheibe. Es schien, als ob ich nur mit einem Vorschlaghammer Erfolg haben würde.
    Wieder hörte ich ein Geräusch an der Tür. Ich brachte mich, meinen Schuh in der Hand, in Angriffsstellung. Die Tür ging auf, und ich konnte im Gegenlicht des Korridors Mike Chapmans schwarzes Haar sehen.
    »Wirst du high von diesen Dämpfen, Blondie? Ich habe eine Schachtel Sekundenkleber, die ich dir geben kann. Was zum -«
    »Jemand hat mich hier eingesperrt!«
    »Komm da runter! Was tust du da am Fenster? Du kannst dich nicht umbringen, indem du vom Keller in den Innenhof hochspringst. Spar dir die Mühe!«
    »Die vermisste Prinzessin - die Mumie aus dem Sarkophag, in dem Katrina lag? Sie ist in diesem Bottich.«
    »Und deshalb stehst du dort oben und siehst aus, als hattest du Gespenster gesehen? Hast du Angst, dass sie zu laufen anfängt? Komm schon, machen

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