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Die Knochenkammer

Titel: Die Knochenkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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dachte daran, Ihnen seinen Namen zu nennen, und Ihnen ist offensichtlich nicht eingefallen, danach zu fragen. Eine Staatsanwältin sollte es besser wissen.«
    »Poste? Willem Poste«, wiederholte ich, während ich versuchte, mit ihm Schritt zu halten.
    »Willem van der Poste, Ms. Cooper«, sagte er und gab mir die Listen zurück. »Sehen Sie unter V nach. Wie viele Buren, die nach dem Zweiten Weltkrieg nach Amerika gekommen sind, strich Willems Witwe den förmlichen, aristokratischen Teil aus dem Namen. Zu teutonisch, zu germanisch. Sehen Sie sich die Papiere noch einmal an, und Sie werden all die Exponate sehen, die dem Museum von Willem van der Poste vermacht worden sind.«
    Fünfzig Millionen Knochen, Tausende davon von Erik Postes Vater. Dinosaurierfossilien, Säugetierzähne, menschliche Skelette.
    Ich folgte Socarides den schier endlosen Korridor entlang, auf der Suche nach van der Postes Knochengewölbe.
    In den Büros und Lagerräumen im vierten Stock wimmelte es nur so von Polizisten. Sogar mit eingeschalteter Deckenbeleuchtung bestand der Korridor nur aus dunklen Ecken und Winkeln, überall standen alte Holzschränkchen mit kaputten Schubladengriffen und in Plastik verhüllte Ausstellungsgegenstände.
    Ich hörte, wie Mike ein paar hundert Meter vor uns den Polizisten Befehle zubrüllte, während sie auf die Sicherheitskräfte warteten, damit diese die verschlossenen Türen mit ihren Hauptschlüsseln öffnen konnten.
    Socarides bog um eine Ecke und eilte den Flur hinunter. Ich rief Mike zu, uns zu folgen, und lief meinem entschlossenen Führer hinterher.
    Der Korridor führte tief ins Innere des Museums. Unsere Schritte hallten in dem riesigen, dunklen Raum, während Mike hinter uns alle paar Sekunden Clems Namen rief. Dieser ganze Bereich war für die Öffentlichkeit gesperrt und schien von den beliebten Ausstellungshallen, die täglich Busladungen von Schulkindern anzogen, so weit entfernt zu sein wie die Spitze des Empire State Building vom Gehsteig.
    Wir blieben hinter Socarides vor einem kleinen Raum mit einer altmodischen Tür stehen. Die Tür bestand aus einem soliden Eichenpaneel mit einem dreißig Zentimeter breiten Glasfenster auf Augenhöhe. Die schwarzen Buchstaben, die einmal den Namen des Zimmerbewohners verkündet hatten, waren vor langer Zeit von der Scheibe gekratzt worden. Der Türgriff klemmte. Ich trat ein paar Schritte zurück, während Socarides die Scheibe mit der Taschenlampe einschlug und die Tür von innen öffnete.
    Ich tastete nach dem Lichtschalter und knipste das Licht an. Fischskelette. Tausende von Fischskeletten vom Boden bis zur vier Meter hohen Decke. Sie lagerten senkrecht in Behältern mit Äthylalkohol und schimmerten übernatürlich in dem mir mittlerweile bekannten pinkfarbenen Färbemittel.
    Chapman und Socarides waren weitergegangen und zerschmetterten eine Glasscheibe nach der anderen, um den Inhalt der Kammern und Schränke unter die Lupe zu nehmen. Sie steuerten auf eine Sackgasse zu.
    »Der übernächste Flur. Ich weiß, dass die Sachen hier oben waren«, rief uns Socarides zu. Wir liefen zurück in den Hauptflur und einen anderen Seitenflügel hinunter.
    Vier kleine, düstere Kammern, allesamt mit unzähligen Kommoden mit toten Vogelkörpern. Überall Federn, Schnäbel und winzige Wirbel.
    Mike knallte die letzte Tür hinter sich zu und atmete tief durch.
    »Hierher, Detective! Hier drüben!«
    Ich folgte Mike ein paar Meter den Flur hinunter zu einem circa zwölf Quadratmeter großen Lagerraum, zu dem sich Socarides bereits Zugang verschafft hatte.
    Gegenüber der Tür hingen sechs menschliche Skelette in voller Größe. Jedes Skelett des makabren Sextetts baumelte an einem glänzenden Messingscharnier, das in ein paar Meter Höhe an einem Regal angebracht war.
    Wir waren auf Augenhöhe mit den langen, knochigen Fingern, die von den kreidebleichen Überresten dieser vergessenen Seelen herabbaumelten. Ich erwartete fast, dass sie sich nach mir ausstrecken würden, um mich am Nacken zu packen.
    Dahinter und an allen Wänden dieser abgelegenen Kammer waren Knochen über Knochen. Ich drehte mich nach links, um Mike Platz zu machen, der mit der Taschenlampe neben der Tür nach einem Lichtschalter suchte. Ich starrte fassungslos auf drei Reihen Schädel, hohlwangige Menschenköpfe mit vorstehenden Zähnen und schwarzen Augenhöhlen.
    »Was ist das hier? Weißt du was darüber?«, fragte Mike.
    »Das ist von Willem van der Poste, Erik Postes Vater«, sagte ich.
    Das

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