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Die Knochenkammer

Titel: Die Knochenkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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ihren Tod gefunden hat?« Für Mike war das Opfer bereits die Heilige Cleo, und er würde dafür kämpfen, ihren Mörder vor Gericht zu bringen, egal, ob er jemals herausfand, wer sie war.
    »Für uns ist es wahrscheinlich am sinnvollsten, wenn wir als Erstes mit Mr. Lissen und dem Leiter der ägyptischen Abteilung sprechen. Waren das die Herren, die gestern Nacht in Newark waren?« Ich versuchte, Chapman das Ruder aus der Hand zu nehmen, der von Thibodaux’ abschätzigen Bemerkungen über die Verstorbene offensichtlich angewidert war.
    »Kuratoriumsmitglieder, Kuratoren, Künstler, Studenten. Wenn Sie noch nie in einem Museum waren, Detective, wissen Sie nicht, was das alles nach sich zieht.«
    »Vielleicht haben Ihre französischen flics nicht viele Runden durch den Louvre gedreht, Mr. T., aber ich habe wahrscheinlich genauso viel Zeit in diesem Museum verbracht wie Sie damit, über Leute wie mich die Nase zu rümpfen. Woher wollen Sie wissen, dass ich noch nie in einem Museum gewesen bin? Weil ich Polizist bin?«
    Thibodaux hatte sich auf gefährliches Terrain begeben. Mike hasste dieses geläufige Vorurteil der oberen Schichten, dass er nur ein dummer Cop war, und es machte ihn jedes Mal, wenn wir während einer Ermittlung auf diese Einstellung trafen, wütender.
    »Es war nur eine Redensart. Ich wollte Sie nicht kränken.« Er sah Eve Drexler an. »Rufen Sie doch bitte Mr. Lissen an und bitten Sie ihn zu uns herauf, damit der Detective mit ihm sprechen kann.«
    »Ich war das erste Mal mit vier Jahren hier.« Mike redete jetzt mit mir. »Es gibt ein Foto von meinem Vater hier in diesem Büro. Das war, als die Polizei dem Museum die Waffen zurückgab, die sie sichergestellt hatte.«
    Ich verstand nicht, worauf er anspielte, und hörte ebenso gespannt zu wie Thibodaux.
    »Noch vor meiner Geburt stellten mein Vater und sein Partner während einer Bordellrazzia haufenweise Diebesgut einschließlich einiger Waffen sicher. Sie hatten jahrelang in einem Lagerhaus gelegen, der alten Asservatenkammer. Er hat jedem erzählt, wie schön sie waren, mit Gold- und Eisenbeschlägen und Elfenbeingriffen mit Initialen. Die Geschichte sprach sich bis ins Präsidium herum, und schließlich hat sich jemand die Waffen angesehen.«
    Thibodaux betrachtete Chapman jetzt mit größerer Aufmerksamkeit. »Katharina die Große - die Pistolen und Jagdwaffen der Kaiserin?«
    »Hergestellt von Johann Grecke, dem königlichen Waffenschmied, 1786. Kurz bevor man sie vernichten wollte, um Platz für die neue Asservatenkammer zu machen, veranlasste die Polizei, dass mein Vater sie dem hiesigen Kurator zeigte. Man machte den ursprünglichen Besitzer ausfindig, der vermachte sie dem Met, und wir alle waren hier in diesem schicken Büro anlässlich der Zeremonie. Es war das erste Mal, dass ich eine Flasche Champagner gesehen und Kuchen von einem antiken Teller gegessen habe. Ich bin so oft wie möglich hierher gekommen, um mir die Schätze meines Vaters anzusehen.«
    »Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen, Detective. Ich wollte nicht andeuten, dass Sie nichts über das Museum wissen. Fünf Millionen Besucher gehen hier jedes Jahr ein und aus und sehen nur die Objekte hinter Glas oder die Gemälde an den Wänden. Sie machen sich keine Gedanken, was hinter den Kulissen vor sich geht, damit ein Ort wie dieser so hervorragend funktionieren kann.«
    Jetzt versuchte er es auf die charmante Tour, indem er Chapman Honig ums Maul schmierte und Mitleid schindete.
    Eve Drexler legte den Telefonhörer auf und kam an den Tisch zurück. »Mr. Lissen wird in zehn Minuten hier sein. Ich habe frischen Kaffee bestellt. Und ich habe einige der Kuratoren, die für Ihre Ermittlungen nützlich sein könnten, gebeten, sich bereitzuhalten.« Sie war ein Ausbund an Effizienz.
    »Danke.« Der Direktor ergriff wieder den Ordner und studierte die Einträge. Eve trat hinter Mike und mich und nahm unsere leeren Tassen. Sie stellte sie auf ein Emailletablett auf einer Satinholzkommode neben der Tür, dann kam sie zurück, um Thibodaux einen frischen Kaffee zu bringen. Sie nahm das Foto der toten Frau, das er als Untersetzer benutzt hatte, und legte es auf seinen Schreibtisch, wobei sie aus Neugier einen Blick darauf warf.
    Ich beobachtete ihre Reaktion, als sie das Bild noch einmal in die Hand nahm. »Pierre, haben Sie diese junge Frau denn nicht erkannt? Sie war letztes Jahr ein paarmal zu Meetings hier. Schauen Sie es sich doch noch einmal an! Ich glaube, das ist Katrina

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