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Die Knochenkammer

Titel: Die Knochenkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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unterhalten. Ihre Vorfahren waren vor ungefähr zweihundert Jahren dorthin ausgewandert. Buren.« Holländische Siedler, die sich seit dem siebzehnten Jahrhundert auf dem afrikanischen Kontinent niedergelassen hatten.
    »Was hat sie Ihnen noch erzählt?«
    »Natürlich, dass sie in den Cloisters arbeitete. Dass sie mit einem Visum hier war. Ich erinnere mich an keine weitere Unterhaltung. Sie machte einen eher zurückhaltenden Eindruck und meldete sich während der Meetings kaum zu Wort.«
    Mike deutete auf ihren Ledernotizblock. »Führen Sie Protokoll?«
    »Ja, normalerweise schon.« Sie sah zu Thibodaux, als würde sie seinen Rat suchen.
    »Die Protokolle würde ich gerne sehen.«
    Jetzt ergriff der Direktor das Wort. »Ich werde dafür sorgen, dass Eve sie Ihnen heraussucht. Aber dazu müssen wir erst die jeweiligen Termine herausfinden.«
    Zehn Minuten mit Eve Drexler, und man wusste, dass das kein Problem für sie sein würde. Sie war die Sekretärin, die sich jeder wünschte. Ungefähr fünfzig Jahre alt, ein Gedächtnis wie ein Elefant, übertrieben höflich, bereit, für ihren Boss den Kopf hinzuhalten, und zwanghaft organisiert. Wahrscheinlich hatte sie über jeden Tag ihrer Zusammenarbeit mit dem Direktor Tagebuch geführt.
    »Wie lange sind Sie schon Mr. Thibodaux’ Assistentin?«
    »Ich bin schon ein paar Jahre länger hier als er.« Sie wurde rot im Gesicht, da jetzt wieder sie im Mittelpunkt stand.
    Ich versuchte sie aufzulockern, indem ich ihr ein paar persönliche Fragen stellte. »Würde es Ihnen etwas ausmachen, uns zu sagen, was Ihre Aufgaben sind?«
    »Natürlich nicht, wenn Ihnen das weiterhilft. Ich habe vor fast fünfundzwanzig Jahren während meines Studiums hier zu arbeiten angefangen. Ich wollte Museumsarchivarin werden. Aber Mr. Thibodaux’ Vorgänger fand, dass die Qualitäten, die mich zu einer guten Bibliothekarin machten, auch für ihn nützlich sein würden.«
    Chapman erinnerte sich an die geliebte Bibliothekarin seiner Schulzeit. »Verkniffener Mund? Den Zeigefinger an den Lippen, immer >pscht< machend, wenn ich in der Bibliothek versucht habe, nach dem Unterricht ein Footballmatch mit den Jungs zu organisieren? Was noch?«
    Drexler lächelte. »Nun, er schätzte mit Sicherheit Diskretion. Und meine Kenntnisse der Sammlung. Ich habe viel Zeit damit verbracht, Neuzugänge zu katalogisieren und Fragen von Mitarbeitern und Wissenschaftlern zu beantworten. Und als Mr. Thibodaux die Leitung übernahm, war er so liebenswürdig, mich zu übernehmen.«
    »Wann war das?«
    Der Direktor antwortete selbst. »Vor nicht ganz drei Jahren, Detective. Sie wollen sicher auch alles über meinen Background wissen. Ms. Drexler kann Ihnen eine Kopie meines Lebenslaufs geben. Ich bin zweiundfünfzig Jahre alt, geboren und aufgewachsen in Paris. Meine Berufserfahrung ist ausschließlich im kuratorischen Bereich. Ich habe über ein Jahrzehnt die Abteilung für europäische Kunst und Skulpturen des Louvre geleitet. Als ich die Gelegenheit bekam, an dieses Schmuckstück von Museum zu wechseln, habe ich das sehr begrüßt. Meine Frau ist aus New York. Sie wollte wieder nach Hause.«
    Eve Drexler hörte es klopfen und machte die Tür auf. Ich erkannte den Mann, der letzte Nacht neben dem Truck in Newark gestanden hatte und der laut Thibodaux der Leiter der Versandabteilung war.
    »Kommen Sie herein, Maury.« Er stand auf und begrüßte den kleinen, untersetzten Mann, der ein rundliches Gesicht und dichtes, rötliches Haar hatte.
    »Ms. Cooper, Mr. Chapman, das ist Maury Lissen. Er wird Ihnen bei allem behilflich sein, was Sie von seiner Abteilung brauchen.«
    Lissen setzte sich zu uns und legte sein Klemmbrett vor sich auf den Tisch.
    »Ich bin die ganze Nacht wach gewesen und habe meine Papiere durchgesehen. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie das passieren konnte.«
    »Natürlich, Maury, aber offensichtlich ist es passiert, und wir müssen der Polizei helfen, so gut wir können.«
    Chapman nahm das Foto von Katrina Grooten und reichte es Lissen. Dieser zuckte zusammen. »Ich habe einen schwachen Magen für so etwas, Detective. Zwingen Sie mich nicht, es anzusehen, okay?«
    Nicht unbedingt eine Reaktion, die bei einem Mordermittler auf Verständnis stößt. Mike und seine Partner waren selten in der glücklichen Lage, eine Leiche zu Gesicht zu bekommen, die nicht verwest oder von Stich- oder Schusswunden durchlöchert war. »Sehen Sie es sich gut an, Maury«, sagte er und hielt dem Mann das Foto noch

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