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Die Knochenleserin

Die Knochenleserin

Titel: Die Knochenleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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im Polizeirevier einer Großstadt oder im Sheriff’s Department einer Kleinstadt, das Leben als Cop war manchmal einfach beschissen. »Fünfzehn Minuten. Stellen Sie Ihre Fragen. Dann habe ich auch einige Fragen an Sie, und anschließend muss ich einen Anruf erledigen.«
     
    »Ich weiß nichts über Kistles Geschichte«, sagte Joe ungeduldig. »Wie gesagt bin ich ihm durch das Handy, das er in Detroit gekauft hat, auf die Spur gekommen. Wenn ich etwas über seine Freunde oder Familie wüsste, wäre ich längst zu ihnen unterwegs, denn Sie haben den Scheißkerl ja entkommen lassen.«
    »Wir werden ihn finden. Warum hat Kistle Eve Duncan angerufen?«
    »Weil meine Nummer als letzte auf dem Handy des Sheriffs gewählt worden war.«
    »Aber er hat mit ihr gesprochen. Sie hat gesagt, er habe sie verspottet und sich damit gebrüstet, dass wir ihn nie kriegen würden.«
    »Woher soll ich darüber etwas wissen? Sobald ich sie anrufe, werde ich sie danach fragen.« Er musste sie jetzt sofort anrufen. Vorher musste er die unwesentlichen Fragen abkürzen und den Sheriff kurz ins Bild setzen. »Hören Sie, wir sind nicht nur hinter Kistle her, weil er ein mutmaßlicher Kindermörder ist. Womöglich hat er auch Eve Duncans Tochter Bonnie auf dem Gewissen. Das macht den Fall sehr persönlich. Wenn er Eve angerufen hat, um sie zu verhöhnen, könnte das bedeuten, dass er tatsächlich derjenige ist, nach dem wir suchen.«
    »Nachdem wir den Bericht über Sie gelesen hatten, war es nicht schwer zu erraten, dass es um etwas Persönliches geht. Vielleicht haben Sie ja Glück«, sagte Dodsworth. »Denn wir werden ihn uns nicht durch die Lappen gehen lassen.« Er parkte vor dem Sheriff’s Department. »Kommen Sie jetzt bitte mit mir rein und unterschreiben Sie Ihre Aussage, dann können –«
    »Auf keinen Fall. Das kann warten. Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich –«
    Das Funkgerät des Deputy schaltete sich ein. »Charlie. Wo bist du, Charlie?«
    »Hier Dodsworth«, sagte er. »Habt ihr ihn, Pete?«
    »Nein. Herrgott, Charlie, es ist furchtbar. Du musst sofort herkommen und –«
    »Was zum Teufel ist denn los?«
    »Bill Parks und Lenny Brewster. Sie sind tot, Charlie. Erschossen.«
    »Kistle?«
    »Vermutlich. Du musst herkommen und sie dir ansehen.«
    »Ich bin schon unterwegs.« Dodsworth setzte rückwärts aus der Parklücke. »In zehn Minuten bin ich da.«
    »Wohin fahren wir?«, fragte Joe.
    »Clayborne Forest.« Dodsworth trat das Gaspedal durch und schaltete die Sirene ein. »Das war Deputy Pete Shaw über Funk. Parks und Brewster gehörten zu dem Aufgebot, das Kistle schnappen soll.«
     
    Am Waldrand wurden sie von einem schlaksigen jungen Deputy erwartet, dessen Gesicht so blass war, dass die Sommersprossen auf seinen Wangen deutlich hervortraten. »Sie sind tot, Charlie. Ich habe noch zehn Minuten, bevor wir sie gefunden haben, mit ihnen gesprochen. Wir haben uns aufgeteilt, aber sie waren zu zweit und –«
    »Immer mit der Ruhe, Pete.« Dodsworth stieg aus dem Wagen. »Ihr habt euch richtig verhalten. Wo sind sie?«
    »Immer noch am Sumpf. Ich habe den Gerichtsmediziner angerufen, damit er sie sich ansieht.«
    »Bring mich hin.« Er warf Joe einen Blick zu. »Kommen Sie mit?«
    Joe war schon ausgestiegen und zog seine Jacke aus. »Darauf können Sie Gift nehmen.« Er warf die Jacke auf die Motorhaube. »Gehen wir.«
    »Pete Shaw, Joe Quinn«, sagte Dodsworth. »Er kommt von der Kripo Atlanta, Pete.«
    Aber der junge Deputy war schon ein paar Meter voraus im Gebüsch.
    Joe sah den Strahl von Taschenlampen, die die Dunkelheit des pechschwarzen Waldes durchschnitten, während er hinter Dodsworth herging. »Wie groß ist dieser Wald?«
    »Mehr als vierhundert Hektar.«
    »Und wie viele Leute haben Sie da draußen?«
    »Zwanzig, vielleicht fünfundzwanzig. Wir haben eine Menge Freiwillige. Jim Jedroth war sehr beliebt.«
    Eifrige junge Männer wie dieser Pete Shaw, die das Ungeheuer stellen wollten und nicht die geringste Ahnung hatten, mit wem sie es zu tun hatten. »Die Opfer wurden im Sumpf erschossen?«
    »Vermutlich ja.« Pete war stehengeblieben, um auf sie zu warten. »Aber wir haben sie am Sumpfrand entdeckt. Es ist scheußlich, Charlie.« Er bog einen Strauch zur Seite, hinter dem es von Lampen und Männern wimmelte, einige in Uniform, andere in olivgrüner Jagdkleidung. »Ich verstehe nicht, warum – sieh selbst.«
    »O Gott«, murmelte Dodsworth. »Was hat er mit ihnen gemacht?«
    Die beiden Leichen waren

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