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Die Knochenleserin

Die Knochenleserin

Titel: Die Knochenleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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Einzige, der sie vertrauen konnte, war Eve, aber sie wusste nicht, wie weit. Nicht, dass sie an Eves Integrität zweifelte, aber letztendlich gab es für Eve nur eins, was ihr wirklich wichtig war. Bonnie überschattete alles andere. »Wie hat sich Miguel die Verletzung an den Händen zugezogen?«
    »Einer von Montalvos Feinden hat ihn an ein Kreuz genagelt.«
    »O Gott.« Sie warf Montalvo einen Blick zu. »Ich glaube nicht, dass ich unbedingt auf der Liste Ihrer Freunde stehen möchte.«
    »Das kann ich Ihnen nicht verübeln«, sagte Montalvo. »Aber Miguel hat kein Gespür für Vorsicht. So etwas spielt für ihn einfach keine Rolle. Gehen wir rein und sehen uns an, was er uns mitgebracht hat.«
    »Zuerst muss ich mich um meinen Onkel kümmern.« Megan drehte sich zu Joe Quinn um. »Es wird ihm überhaupt nicht gefallen, dass er hier herumsitzen und Däumchen drehen soll.«
    »Und?«
    »Ich habe ihn sehr gern und möchte nicht, dass er sich missachtet fühlt. Ich will ihn auf keinen Fall mit in die Sümpfe nehmen, aber ich möchte, dass er eine Aufgabe bekommt, die ihn nicht in Gefahr bringt, ihm aber das Gefühl gibt, etwas Nützliches zu tun.«
    »Dann bleibt er am besten hier. Hier ist er nicht in Gefahr.«
    Mit dieser Reaktion hatte sie gerechnet. »Also gut, etwas, das ihn nicht in so große Gefahr bringt.«
    Er zuckte die Achseln. »Er kann am Bootssteg warten und sich bereithalten, um bei Bedarf die Polizei zu verständigen und ihnen den Weg zu weisen. Wäre er damit zufrieden?«
    »Wahrscheinlich nicht. Aber es ist besser als nichts.« Sie ging ins Hotel, um Phillip zu suchen.

13
    M iguel breitete seine Landkarte auf dem polierten Eichentisch im Café aus. »Diese Karte habe ich meinem Führer Bubba Garfield abgekauft; sie hat einen Haufen von Montalvos Geld gekostet. Bubba hat sie eigenhändig angefertigt und mir versichert, dass es die beste Karte ist, die ich bekommen kann.«
    »Ebenso wie Sie in Bloomburg von Blackjack Calahan den besten Wein erworben haben?«, fragte Eve.
    »Das war ein Schlag unter die Gürtellinie.« Miguel verzog das Gesicht. »Aber dieser Fall liegt etwas anders. Mit Karten kenne ich mich aus. Und ich habe Bubba ein bisschen eingeschüchtert. Die Sümpfe haben eine Ausdehnung von ungefähr eintausendachthundert Quadratkilometern. Sie sind sechzig Kilometer lang und an der breitesten Stelle vierzig Kilometer breit. Es handelt sich um ein Naturschutzgebiet, aber das dürfte Kistle herzlich wenig stören. Gegen das Gesetz zu verstoßen erhöht wahrscheinlich noch seinen Spaß. In dem Sumpfgebiet gibt es siebzig Inseln, die größer als acht Hektar sind.« Er zeigte auf die grünen Flächen auf der Karte. »Das sind die Inseln, die ›Lands‹ genannt werden, zweiundzwanzig davon haben Namen. Es gibt auch noch kleinere Inseln, die aber als zu unbedeutend erachtet werden, um sie auf der Karte zu verzeichnen. Bubba hat die kleinen Inseln mit einem X gekennzeichnet.« Er zog ein Foto aus seiner Jackentasche und legte es vor Eve auf den Tisch. »Dieses Foto hing am Schwarzen Brett.«
    Es war ein Farbfoto von einer fast kahlen Insel, deren einzige Vegetation aus Mooreichen und Sumpfzypressen bestand. Im gelblich braunen Wasser des Sumpfs schwammen Tausende Wasserlilien.
    »Gibt es irgendetwas Ungewöhnliches an dieser Insel?«, fragte Joe.
    Miguel schüttelte den Kopf. »Außer vielleicht die T-Form des Wasserlilienteppichs.«
    »Können wir mit Sicherheit sagen, dass es sich um das Foto handelt, das Kistle dort angebracht hat?«, wollte Montalvo wissen.
    »Allerdings.« Miguel zog einen gelben Klebezettel aus seiner Tasche. »Das hier war daran befestigt.«
    Das blaue Samthaarband eines Kindes.
    Eve berührte es leicht. »Schon wieder eins?« Sie versuchte das Entsetzen zu unterdrücken, das der Anblick bei ihr auslöste. »Das kann nicht von ihr sein. Das hat er in irgendeinem Laden gekauft.«
    »Das ist seine Botschaft.« Wie gebannt starrte Megan das Haarband an. »Das ist alles, was er wollte.«
    »Warum nehmen Sie es nicht in die Hand?«, fragte Joe. »Vielleicht sagt es Ihnen ja etwas?«
    »Lass sie in Ruhe, Joe«, sagte Eve.
    Zögernd streckte Megan die Hand aus und berührte das Band. »Es sagt mir, dass Kistle ein Dreckskerl ist und Sie ein zynischer Hund sind. Halten Sie sich zurück.«
    Joe lächelte. »Was für eine oberflächliche Beobachtung. Ich hätte mehr von Ihnen erwartet.«
    »Ich werde mir demnächst mehr Mühe geben.« Sie schaute Miguel an. »Sonst noch etwas?

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