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Die Knochenleserin

Die Knochenleserin

Titel: Die Knochenleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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nicht, wovon Sie reden.«
    »Ich denke doch. Offensichtlich töten Sie schon seit Jahren, und Sie sind immer stolz darauf gewesen, dass Ihnen niemand auf die Schliche kam. Aber es muss fürchterlich frustrierend gewesen sein festzustellen, dass ein anderer die ganze Aufmerksamkeit und die Schlagzeilen einheimste und dennoch mit dem Mord an Bonnie davonkommen konnte. Sie sind bei Ihren Morden immer äußerst geschickt vorgegangen, so geschickt, dass Ihnen niemand auf die Spur kam. Aber es muss an Ihnen genagt haben. Sie wollten, dass alle Welt erfährt, wie intelligent Sie sind. Intelligenter als der Mörder von Bonnie, der Mann, der, wie Sie Murdock gegenüber bemerkt haben, zum Superstar aufgestiegen war. Und der wollten Sie sein. Daher haben Sie den Mord an Bonnie als Ihre Tat ausgegeben.«
    »Wie schlau Sie doch sind. Vielleicht war das auch der Grund, warum ich unbedingt mit Ihnen in Kontakt treten wollte? Vielleicht glaube ich ja, dass die Lüge, Bonnie getötet zu haben, dadurch wettgemacht wird, dass ich Sie töte. Das ergibt doch einen Sinn, oder?«
    »Wenn Ihr Ego so riesig ist, wie ich vermute.«
    »Das alles sind natürlich nur Vermutungen.«
    »Zeigen Sie mir ihr Grab.«
    »Meine liebe Eve. Sie hat kein Grab.«
    »Aber alle diese Kinder haben Gräber.«
    »Nicht alle.«
    Sie befeuchtete sich die Lippen. »Sie lügen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Sie haben das nicht zu Ende gedacht. Ich experimentiere gern.«
    »Wo ist Bonnie?«
    »Wollen Sie das wirklich wissen?«
    »Wo ist sie?«
    Leise sagte er: »Fragen Sie die Alligatoren.«
    Vor Schreck ging sie in die Hocke. »Sie wollen mich doch nur treffen. Sie sagen mir nicht die Wahrheit. Sie könnten gar nicht –« Doch, er könnte. Kistle war zu jeder Schweinerei fähig.
    »Ich könnte.« Er grinste. »Sie wissen, dass ich es könnte. Es ist nur die Frage, in welcher Laune ich gerade war. Die meisten Menschen sind allen möglichen Zwängen unterworfen. Ich habe diese Fesseln längst abgestreift. Sie würden sich wundern, wie frei und mächtig man sich dann fühlt.«
    Sie griff blitzschnell nach dem Gewehr, das neben ihr lag.
    Ein beißender Schmerz durchzuckte sie, als sie von einer Kugel in die linke Schulter getroffen wurde. Sie ignorierte den Schmerz und rollte sich auf die Seite, um das Gewehr zu fassen zu bekommen.
    »O nein.« Kistle setzte einen Fuß auf das Gewehr. »Obwohl ich Ihre Entschlossenheit bewundere.« Er hob das Gewehr auf. »Und jetzt halten Sie schön still, während ich Sie nach weiteren Waffen durchsuche. Eine Bewegung, und ich ramme Ihnen den Kolben dieses Gewehrs in den Kopf.« Er tastete sie kurz ab. »Sauber. Ich hätte allerdings auch nicht erwartet, dass Sie bis an die Zähne bewaffnet sind. Das ist nicht gerade Ihr Metier.« Er trat einen Schritt zurück. »Ich könnte Sie jetzt töten und nichts als Vergnügen dabei empfinden. Keinerlei Schuldgefühle, keinerlei Reue. Aber Sie werden merken, dass die kleine Wunde, die ich Ihnen zugefügt habe, gar nichts ist, eine Lappalie. Die Kugel hat Ihre Schulter kaum gestreift. Wissen Sie auch, warum?« Er wartete nicht auf ihre Antwort. »Weil es Ihnen nicht genügend ausmachen würde. Ich muss die Latte ein bisschen höher hängen, um die Reaktionen zu bekommen, die ich von Ihnen haben will.« Er zog sich unter die Bäume zurück. »Ich würde sagen, es muss schon Joe Quinn sein.«
    Mühsam richtete sie sich auf, bis sie auf die Knie kam. »Nein!«
    »Sie könnten natürlich hinter mir herstolpern und versuchen, mich aufzuhalten. Das wäre lustig. Denn Sie hätten nicht die geringste Chance. Sie sind verletzt und haben keine Waffen. Mittlerweile müssten Sie doch wissen, wie gut ich bin. Nein, Sie warten besser hier. Ich bringe ihn her.«
    »Kistle.« Sie sprang auf. »Sie können nicht –«
    Kistle war verschwunden.
    Und er war hinter Joe her.
    Sie hätten nicht die geringste Chance. Sie sind verletzt und haben keine Waffen.
    Aber er hatte recht, die Wunde war geringfügig, und sie konnte zum Boot zurückgehen und Joes Magnum holen, die er zusammen mit dem Gewehr bei ihr gelassen hatte.
    Es gibt immer eine Chance, du Scheißkerl.
    Sie fasste unter ihren Anorak, um die Wunde abzudrücken. Sie zuckte zusammen, als der Schmerz sie durchfuhr. Es tat zwar weh, aber die Wunde schien kaum zu bluten. Vielleicht war es ja wirklich nur ein Streifschuss gewesen.
    Sie ging zurück zu der Stelle, wo sie das Boot vertäut hatte. Irgendjemand war da im Gebüsch weiter vorn.
    Joe erstarrte und zog

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