Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Siegel
Vom Netzwerk:
sein bisheriges Leben zu überdenken, ja, es zu ändern und zu neuen Ufern aufzubrechen! Ich habe bisher ein bewegtes Dasein geführt und weniges versäumt, möchte ich meinen. Doch nun wird mein Leben sich grundlegend wandeln, schon in den nächsten Wochen!« Die Gäste sahen einander verwundert an. Was hatte der alte Knabe vor? Wollte er nach Rompilgern? Oder hatte er den Köder der schillernden Geschichten um den Sultan geschluckt und wollte nach Ägypten aufbrechen? »Ich sehe, Ihr rätselt …!« Er sah schmunzelnd von einem zum anderen und schwieg noch ein wenig. Als Karl den Kopf schüttelte und ihm tadelnde Blicke wegen dieses Theaters zuwarf, erbarmte er sich schließlich.
    »Ich habe den wohl bedeutendsten Beschluss meines Lebens gefasst: Ich werde …« Noch einmal huschte ein Lächeln über sein Gesicht, als er die Freunde zappeln ließ. »… mein wildes Leben aufgeben und es wagen, mich in den heiligen Stand der Ehe zu begeben. Darf ich Euch meine Braut vorstellen?« Mit einer ausholenden Geste wies er zur Eingangstür der Halle, die aufschwang und den Blick auf eine äußerst gut gewachsene Frau freigab, deren Gesicht jedoch noch unsichtbar im Schatten lag. Sie müssen den Auftritt lange geprobt haben, schoss es Franziska durch den Kopf, bis sie plötzlich das Kleid erkannte. Es war eines der ersten, das sie genäht hatte. »Elsbeth«, riefen Marie und sie gleichzeitig, als die strahlende Braut den Raum betrat und dem Bräutigam die Hände reichte.
    »Jetzt sagt, wie kommt es …«, brach es aus Franziska heraus.
    »Ihr sagtet doch immer, Ihr wolltet niemals in Eurem Leben …« Sie blickte Meynhard erstaunt an.
    »Frau von Falckenstein hat mich von dieser Einstellung kuriert, ich bin ihr zu großem Dank verpflichtet. Die Hochzeit wird auf dem Landgut gefeiert, Ihr alle seid natürlich Ehrengäste.«
    Sie bestürmten das Brautpaar mit Fragen, wie es denn nun gekommen sei, wo es doch lange Zeit etwas still um die beiden geworden war. Der Graf erzählte nur so viel, dasses bei seinem letzten Besuch bei Hofe passiert sei, als er mit König und Kanzler wieder darüber zu beraten hatte, wie man mit möglichst wenig Aufwand möglichst viel Ertrag und höhere Steuern aus den Landwirtschaften holen konnte, um noch mehr Feldzüge zu finanzieren. Eines Abends wurde bei Hofe eines dieser neumodischen Feste gefeiert, zu denen man sich Masken aufsetzte, und dabei war es wohl um ihn geschehen. Er war mit so viel Charme und Liebreiz umgarnt worden, dass sein Herz wild entflammte und er nichts sehnlicher wünschte, als dieses Gegenüber zu besitzen. Als er dann erkannte, dass das Objekt seiner Begierde seine liebe Freundin Elsbeth war, konnte er nicht anders, als den Kanzler, ihren Oheim, um ihre Hand zu bitten, die ihm dieser bereitwillig gab. »In meinem Alter«, fügte er schmunzelnd hinzu, »und in meiner Position«, dankbar nickte er Franziska zu, »kann ich mir den Luxus einer Liebesheirat erlauben!«
    Die Gäste gratulierten und feierten fröhlich. Dem Wein war bereits kräftig zugesprochen worden. Franziska, der wieder einmal bewusst wurde, dass sie allein und ohne männlichen Schutz war, wollte sich nicht zu spät von dem gräflichen Diener nach Hause bringen lassen, hatte sie mit Meynhard verabredet. Sie wunderte sich ein wenig, warum Chalil dem Diener Zeichen gab und die Becher eiligst wieder füllen ließ, kaum dass der Graf und Elsbeth ausgetrunken hatten. Er selbst hielt sich zurück, ohne dass die Gastgeber dies bemerkten. Irgendetwas schien er auszuhecken, doch Franziska verspürte wenig Lust, nach einem langen Arbeitstag an einem Trinkgelage teilzunehmen, und Marie schien es ebenso zu ergehen. Schließlich verabschiedete Franziska sich, und Marie teilte ihrem Gatten mit, diese Nacht in Franziskas Haus zu verbringen, was ihr dieser großzügiggestattete. Die drei verbliebenen Zecher blieben wacker vor ihren Pokalen sitzen.
 
    Chalil musste an diesem Abend alle seine Tricks und Fähigkeiten einsetzen, wollte er von der raffinierten Elsbeth erfahren, wie es ihr denn gelungen war, des Grafen Liebe doch noch zu entfachen. Er gab sich redlich Mühe, den angesäuselten Weintrinker zu spielen, um die Frau aus der Reserve zu locken. Der Gastgeber Meynhard war schon durch seine theatralische Bekanntgabe der Eheschließung euphorisch gestimmt gewesen und der schwere Wein hatte sein Übriges getan. Erst schwärmte der Graf in den höchsten Tönen, doch mit Zungenschlag von seiner geliebten Braut und den

Weitere Kostenlose Bücher