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Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Siegel
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Maske und die Kleider, die sie noch immer verhüllten, vom Leibe und öffnete ihr Haar. Als er den Betrug bemerkte, wollte er sie von sich stoßen, doch wieder rief sie »Nein!«, diesmal herrisch und energisch und schlug ihm dabei erst mit der flachen Hand und schließlich mit beiden Fäusten ins Gesicht. Sie schlug fest, sehr fest und noch fester, fühlte das Blut, das aus seiner Nase strömte, bis er sie plötzlich an den Handgelenken fasste und sie an sich zog. Mit aller Kraft drückte er sie an sich, sie sträubte sich und biss ihn, bis sie Salz an seiner Schulter schmeckte. Schließlich entrang sich seiner Brust ein Seufzer, von dem sie dachte, die ganze Burg würde erwachen. »Sein Geheimnis war ein ganz anderes, doch er wusste es selbst nicht. Du weißt nicht, wie glücklich wir sind!«
    *
    Die hohen Gäste Meynhards waren eingetroffen, einige Adelige und der eine oder andere wohlbestallte Bürger, mit dem er geschäftlich zu tun hatte. Auch sein jüngster Bruder, der sich als Edelknappe auf einer Burg in Tirol verdingte, war angereist, was Meynhard besonders freute. Walter war etwa fünfzehn Jahre jünger als der Graf, hatte ein ebenso eindrucksvolles männliches Gesicht, war jedoch schlanker und wirkte wesentlich wendiger. Er vermochte die Laute zu schlagen und hatte ein keckes Lächeln, das er gern in Richtung der Damen schickte. Meynhard hatte bei Franziska bereits Kleider für den jungen Mann bestellt, die diesem nun angemessen wurden. Sie bediente ihn persönlich und spürte die Blicke, die er ihr zuwarf. Nachdem sie ihn vermessen und die Ausführung von Wams und Beinkleidern mitihm besprochen hatte, lächelte sie ihm ebenfalls zu, anfangs noch schüchtern, doch als er einen kleinen Witz über seine alten Kleider machte, lachte sie befreit und berührte wie zufällig seinen Unterarm. Mit einem noch breiteren Lächeln verabschiedete er sich und teilte mit, wie sehr er sich auf die Hochzeit freue. Marie war in der Werkstatt zugegen gewesen und Zeugin des Gesprächs. Sie stutzte, als sie das leichte Erröten der Freundin und ihr tiefes Atmen bemerkte.
 
    »Du weißt genau, dass sie seit Wien keinen Mann mehr an sich gelassen hat«, sagte Chalil am nächsten Tag zu Marie, als sie über Franziska sprachen.
    »Aber die Ehe mit Walram, du meinst, sie haben nie …? Und Katharina?«
    »Also bitte! Sieh dir die Kleine doch an – wenn dieses Kind nicht Ludwigs Tochter und deine Nichte ist, dann soll mir meine Hand nachwachsen. Ich dachte, das hättest du ohnedies immer gewusst. Redet ihr Frauen denn nicht über solche Dinge?« Marie schlug die Augen nieder. Chalil dachte einen Moment nach. »Ich glaube, ich sollte wieder den Liebesboten spielen wie damals vor über acht Jahren, bevor es endgültig zu spät ist«, sagte er schließlich grinsend.
    Fragend sah Marie ihn an, und er erzählte von den kleinen Botschaften, den Briefchen und den mündlichen Nachrichten, die zu überbringen ihm in seiner Jugend ziemlichen Spaß bereitet hatte. »Und du? Warst du nie in Franziska verliebt?«, fragte sie und sah ihn mit einem kecken Blinzeln an.
    »Bei solch einem Rivalen? Denkst du, ich bin lebensmüde? Aber um ehrlich zu sein, war ich bisher überhaupt erst in ein einziges Mädchen verliebt, und auch das musste mir erst ihr weiser, aber lange tot geglaubter Vater verraten.Wie das Leben eben so spielt!« Liebevoll knuffte sie ihn in die Rippen. »Allerdings«, gab er nun zu bedenken, »gefallen hätte sie mir schon und ich ihr sowieso …« Wieder fing er sich einen Stoß ein und nahm sie in den Arm. Mit ihrem sanften Lächeln, das er so liebte, hob sie den Kopf und ließ sich von ihm küssen. Für einen langen Moment standen sie fest umschlungen, dann öffnete seine Hand mit geschickten Griffen ihr Mieder.
 
    Es waren noch zwei Stunden bis zu Meynhards und Elsbeths Trauung. Im Herrenzimmer standen der große Wasserkrug und die Schüssel bereit. Die Diener hatten entsprechende Anweisungen erhalten, dass der Prinz mehrmals am Tag Waschungen vornahm und dabei und danach nicht gestört werden durfte. Als Chalil das Wasser in die Schüssel goss, fiel sein Blick auf das gerollte Pergament, das man ihm in der letzten Stunde ins Gemach gebracht haben musste.
    Der Brief war von Louis, der jedoch wieder die deutsche Namensform zu bevorzugen schien. Er schilderte die Annullierung seiner Ehe, einen langweiligen Feldzug gegen Ungarn, aber auch die Hoffnung, die er für eine baldige diplomatische Mission nach Böhmen hegte, zu

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