Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)
treuen Freunden, dann stimmte er rührselige Lieder aus seiner Jugend an, und ehe man es sich versah, lehnte er in seinem Sessel und schnarchte.
Elsbeth hielt ein wenig länger durch als ihr künftiger Gemahl. Als sie schließlich zum dritten Mal ansetzte mit »Mein Prinz, dir kann ich es ja erzählen …«, wurde Chalil sehr entgegenkommend, tätschelte beruhigend ihre Hand und auch ihre Wange, um durch sanfte Fragen und verständnisvolles Zuhören schließlich die ganze Geschichte aus ihr herauszubekommen.
Zunächst hatte Elsbeth bei Hofe hoch im Kurs gestanden, schließlich hatte der König ein Auge, »und mehr als eines hat er ja nicht mehr, der Ärmste«, auf sie geworfen. Irgendwann begann der Monarch das Interesse an ihr zu verlieren und verlangte immer seltener nach ihren Diensten. Vielleicht steckte auch die Königin dahinter, wer konnte das so genau wissen? Nach Albrecht suchten noch zwei seiner Würdenträger regelmäßig ihr Gemach auf, doch sie merkterasch, dass ihr Stern sich im Sinken befand und dass weder ihr Oheim noch Albrecht daran dachten, sie zu verheiraten, »und gut zu verheiraten schon gleich gar nicht«. Natürlich gab es noch genügend Männer, die Interesse an ihr hatten, doch nur zu deren Lust und ohne nennenswerte Gegenleistung wollte sie sich ihnen nicht hingeben. Der einzige ihrer würdige und unverheiratete Edel- und Ehrenmann, den sie kannte, war der gute alte Graf Meynhard, doch ausgerechnet der machte sich nichts aus Frauen, wie sie Chalil ja schon erzählt hatte. »Du erinnerst dich doch, mein Prinz?«
Das von der Königin geplante Maskenfest brachte sie auf eine verwegene Idee. Sie erkannte eine kleine Chance, den Grafen für sich einzunehmen, und beschloss, alles auf diese einzige Karte zu setzen. Sie besorgte sich Beinkleider, noble Spangenschuhe und ein Wams nebst Oberkleid in ihrer Größe, das Hüften und Büste gut verdeckte. Das volle, lange Haar verschwand unter einer kecken Mütze und das Gesicht hinter einer Maske. Sie wirkte dadurch noch längst nicht wie ein richtiger Mann, eher wie ein weibischer Jüngling, doch war dies genau der Eindruck, den zu erwecken sie erstrebte. Elsbeth kannte keinerlei Skrupel und ging daher noch einen Schritt weiter. Am Hof lebte ein junger Edelmann, der in dem Ruf stand, derselben Neigung wie Meynhard anzuhängen, und den suchte sie auf. Der arme Kerl war in chronischen Geldnöten, und eine hübsche, goldene Kette und ein einigermaßen wertvoller Ring, beides Geschenke Seiner Majestät, brachten ihn zum Reden. Elsbeth hatte einen reichen Schatz an Erfahrungen und war mit einer ausschweifenden Phantasie gesegnet, doch was der Mann ihr über die Spiele unter seinesgleichen schilderte, eröffneteselbst ihr neue Sichtweisen. Dieses neue Wissen war wertvoll und Teil ihres Kapitals und sie plante genau, wie sie es anwenden würde.
Da Meynhard weder ständiges Mitglied bei Hof noch als Ratsherr besonders wichtig war, schenkte man ihm bei der abendlichen Feierlichkeit keine besondere Aufmerksamkeit, zumal sich jedermann so gab, als würde er seine Tischgenossen aufgrund der Masken, die erst zu später Stunde gelüftet werden sollten, ohnehin nicht erkennen. Gelegenheit also für einen aufreizenden Buhlen, das Interesse des Grafen zu erwecken, was der verkleideten Elsbeth auch meisterhaft gelang. Sie spielte den Geheimnisvollen, den Getarnten, der seine Maske auf keinen Fall und um keinen Preis fallen lassen würde, und als sie sich scheinbar überrascht und wie ahnungslos von der Tafel weglocken ließ und sich plötzlich im Gemach des Grafen befand, bestand sie darauf, dass er kein Licht entzündete, um ihre Identität nicht preiszugeben. Der Graf platzte schier vor Gier und Lust ob dieses außergewöhnlichen Abenteuers. Elsbeth musste überaus geschickt gewesen sein, da er den Schwindel nicht bemerkte, sondern wie berauscht den schnellen und kraftvollen Akt genoss.
Nachdem er Erlösung gefunden hatte, verließ sie ihn nicht eilends, wie er erwartet hatte, sondern ließ sich in seinem Bett nieder und wartete eine angemessene Weile, bevor sie ihn mit ihren Methoden wieder erregte.
Als er sie abermals auf seine Art in Besitz nehmen wollte, sprach sie plötzlich: »Nein!« und drückte ihn rückwärts auf sein Lager. »Du hast mir unendlich wohlgetan, doch jetzt sei dir wohlgetan!«, sagte sie, während sie sich auf ihn setzte. Während sie sich schon in sanftem Rhythmus bewegteund sein kräftiges Geschlecht in sich aufsog, riss sie sich die
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