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Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Siegel
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nach Venedig. Er soll einen tüchtigen Boten beauftragen, dann hat Franziska deine Nachricht noch vor dem Winter.«
 
    Nach nur zwei Wochen trafen sie mit Henri und Rochus zusammen und sosehr der alte Ritter sich freute, seinen Sohn begrüßen zu dürfen, so bestürzt war er über sein Schicksal. Er machte sich Vorwürfe, da es seine ritterlichen Ideale gewesen waren, denen Louis nachgeeifert hatte und die ihn in seine missliche Lage gebracht hatten. Das Unglück des Sohnes traf ihn tief. »Dennoch, lasst uns nach vorne sehen«, sagte er schließlich, »in zwei Tagen verlassen wir Zypern und segeln nach Alexandria.«
    Henri hatte einen Schnellsegler für die kleine Gesellschaft gemietet, der außer ihnen und ihrem Gepäck keine weitere Fracht transportieren sollte. Sie würden die kürzere und schnellere Strecke über das offene Meer nehmen, anstatt der Küstenlinie zu folgen, und würden rasch Ägypten erreichen.
    Marie suchte, wann immer sie konnte, die Nähe ihres Vaters. Chalil nutzte die Zeit, sich so gut es ging über das Sultanat seines Vetters zu informieren. Er erfuhr einiges in denSchänken Zyperns, außerdem erklärte Henri ihm ausführlich die politischen Zusammenhänge. Der Sultan benötigte nicht nur Geld und Truppen, sondern vor allem den Rückhalt und die Unterstützung der Bevölkerung, und die brauchte wiederum eine kluge und weitsichtige Regierung – nur so konnte aus Ägypten ein starkes und reiches Land werden.
    Louis fragte sich schon seit längerer Zeit, wie er selbst denn dem Sultan nützlich sein könnte. Er hatte nur sehr geringe Mittel, und zum Verbündeten taugte ein gefallener Ritter, über den die Reichsacht verhängt wurde, wenig. Schließlich fragte er seinen Vater.
    »Du wirst deine Aufgaben bekommen, hab keine Sorgen! An-Nasir hat so gut wie keine eigenen Soldaten, und wir müssen im Verborgenen Männer anwerben und ausbilden. Ich konnte einige versprengte Deutschordensritter auftreiben und mehrere Johanniter, die in Gefangenschaft geraten waren und bereit sind, den Sultan zu unterstützen. Aber er braucht noch viel mehr tatkräftige Leute. Deine Aufgabe wird es sein, Söldner zu verpflichten und ihnen alles beizubringen, was du kannst: reiten, den Kampf mit Schwert und Lanze, den Umgang mit Armbrust und Bogen. Anschließend wirst du eine hohe Offiziersstelle in seiner jungen Armee antreten, wahrscheinlich sogar sein Heerführer werden. Bist du dazu bereit und willens?«
    Eine Woge von Glück durchströmte Ludwig. Er strahlte und seine Augen leuchteten, während er eifrig nickte.

NÜRNBERG   September 1306
    Beros Männer hatten die Route entlang Donau und Inn gewählt und waren in anstrengenden und langen Ritten bis Innsbruck gelangt. Dort hörten sie zum ersten Mal von dem einarmigen Prinzen, der vor nicht langer Zeit hiergewesen sei. Ein ansässiger Pferdehändler hatte sich für seine Grauschimmelstute interessiert, doch der Mann hatte sie ihm nicht verkauft, auch nicht den Zelter seiner Gemahlin, ein ebenso schönes Tier. Er hatte ihm jedoch den Hinweis gegeben, dass jenseits des Brennerpasses in dem Örtchen Meran ein Rosshändler möglicherweise Tiere dieser Qualität züchtete. Von dem Rosshändler Hermann hatte der Tiroler Händler schon öfter gehört, aber noch nie Kontakt zu ihm aufgenommen. Er nahm sich dies für das kommende Frühjahr vor, wenn er ohnehin gen Süden zu reisen beabsichtigte. An einen anderen Reisenden mit einem Tier aus derselben Zucht wie die Stute konnte der Mann sich hingegen nicht erinnern.
    Die beiden Männer erreichten Meran nach wenigen Tagen und sahen sich bei Hermann nach den Reittieren um. Auf einer abgelegenen Koppel sahen sie die silbergraue Stute und einen schlanken und verspielten Zelter, die sich die Weide mit einem großen Falben teilten, den sie bereits kannten. Sie hatten das Tier in Olmütz selbst gesattelt, um die Flucht seines Besitzers als von langer Hand geplant erscheinen zu lassen.
    Sie kannten die Geschichten um Beros Zeit auf der Burg seines Großvaters und wussten um den Rosshändler, der mit dem Teufel im Bunde gewesen sein musste, als er seine Hinrichtung überlebte. Der Mann schien sich noch immerwenig um das Gesetz zu kümmern, wenn er jetzt sogar einem Geächteten Fluchthilfe leistete. Die Versuchung war groß, ihn über die Grenze ins Reich zu schaffen und ihn der Gerichtsbarkeit auszuliefern, doch lauteten ihre Befehle anders.
    Es gelang ihnen, einen von Hermanns Knechten mit ein paar Krügen Bier zum Sprechen zu

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