Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)
bringen und von ihm zu erfahren, dass die Gäste seines Herrn nach Venedig weitergereist waren. Die beiden Männer beschlossen, sich zu trennen. Während der eine weiter in die Lagunenstadt zog, ritt der andere gen Nürnberg, um seinem Herrn zu berichten.
Bero hatte sich dank eines Empfehlungsschreibens Rudolfs, das er auf Reisen stets mit sich führte, in der Kaiserburg niedergelassen, wo ihm zwei Kammern und Platz für sein Pferd und das seines Dieners zur Verfügung gestellt wurden, wie es einem königlichen Ritter zustand. Sofort nach seiner Ankunft hatte er ausführliche Erkundigungen über die bekannte Schneiderin anstellen lassen. Die Nachrichten seines kurz zuvor eingetroffenen Mannes hatten sehr geholfen, einen Plan gegen die Frau auszuhecken.
Er selbst hatte sie seit seiner Ankunft bereits zweimal gesehen. Einmal, als sie von einem Knecht begleitet auf einem Fuhrwerk aus der Stadt fuhr, und ein weiteres Mal, als sie mit einem kleinen Mädchen an der Hand zur Messe ging. Der Anblick der Kleinen hatte ihn innerlich jubeln lassen. So viel Glück hatte er sich wahrlich nicht erhofft, es erschien ihm wie ein Wink des Himmels. Das Kind war ein Ebenbild Marias von Montardier und somit wahrscheinlich ein Bastard Ludwigs. Was für eine Nachricht!
Dass Franziska Witwe war, hatte er schnell herausgefunden, auch dass es einen Adoptivsohn gab, der kürzlich als Meister eingetragen worden war und das Geschäft des verstorbenen Vaters übernommen hatte. Die Familie sei überaus wohlhabend, teilte ihm jedermann mit, und die Werkstatt belieferte die nobelsten Adressen.
Franziskas Anblick hatte ihn zurück in das Budweis der früheren Jahre versetzt. Sie sah beinahe aus wie damals, nur wirkte sie eleganter, reifer und selbstbewusster. Glänzendes, goldbraunes Haar umrahmte ihr ebenmäßiges Gesicht mit den ausdrucksvollen Augen. Unbenommen war sie eine der schönsten Frauen, die Bero jemals gesehen hatte. Und eine der aufregendsten, musste er sich eingestehen. Ungefähr fünfundzwanzig Jahre mochte sie jetzt wohl zählen, ein Alter, in dem für die meisten Frauen die besten Jahre vorüber waren, doch ihr schien man sie nicht anzumerken. Die schmale Taille, die hoch angesetzten, festen Brüste und der zielstrebige Gang verfehlten ihre Wirkung auf ihn nicht. Vielleicht war es auch die unbekümmerte und doch selbstsichere Art, mit der sie durchs Leben schritt, die er an ihr so anziehend fand. Jedenfalls fühlte er sich stets sonderbar erregt, wenn er an sie dachte. Auch wenn sie ihm nur den Weg zu Montardier weisen sollte, wer vermochte zu wissen, wofür der Auftrag sonst noch gut ist, dachte er.
Mittlerweile war sein zweiter Mann eingetroffen, und dessen Nachricht war fast noch besser als die bisherigen. Das Leben konnte so einfach sein!
»Wie bist du an den Brief gekommen?«, fragte er den Kerl, der stolz grinste und sein verdientes Lob entgegennahm.
»In Venedig angekommen, habe ich mich sofort zum Hafen durchgefragt. Es hat ein bisschen gedauert, aber schließlich habe ich einen Kapitän gefunden, der gerade aus Zypern zurückgekehrt war. Er hatte auf seiner letzten Reise Passagiere mitgenommen, darunter einen Einarmigen und seine schöne Frau. Auch ein auffällig großer, kräftiger Mann war unter ihnen, der der Frau ähnelte und augenscheinlich ihr Bruder war. Ich freundete mich mit dem Kapitän an, der ein paar Worte unserer Sprache sprach, und gemeinsam tranken wir ein paar Krüge in einer Schänke. Ich machte ihm glaubhaft, dass ich einer der Bediensteten des Ritters wäre und auf dringende Nachricht hoffte. Ich hätte nicht viel Zeit, da ich von einem hohen Herrn und Freund des Ritters in Nürnberg erwartet würde.«
»Und da hat er dir den Brief gegeben?«
»Nicht gleich. Er hat davon geredet, dass man ihn ins Vertrauen gezogen und ersucht hätte, eine wichtige Nachricht auf den Weg zu bringen, und dass er gleich am nächsten Morgen nach einem Fuhrmann aus Deutschland sehen wollte, dem er die Botschaft anvertrauen konnte. Ich habe noch einen weiteren Krug mit ihm geleert und ihm erklärt, dass ich zu Pferd wohl eher in Nürnberg wäre als ein langsamer Ochsenkarren, und da hat er mir den Brief schließlich anvertraut. Ich habe mich dann sofort auf den Weg gemacht.«
»Wohlgetan! Hast du eine Ahnung, was in dem Brief steht?«
»Nein, Herr. Ihr wisst, meine Lesekunst lässt zu wünschen übrig. Außerdem ist das Siegel unversehrt.«
Bero nickte, schob dem Mann einen Beutel zu und entließ
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