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Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Siegel
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des mit Unrat gefüllten Straßengrabens stieß. Ein Hieb mit der flachen Klinge auf das noch immer blanke Hinterteil, über dem nur die Hemdzipfel baumelten, ließ den Böhmen in die dreckige Brühe stolpern. Meynhard nickte den Leuten, die erschreckt aus den Fenstern des gegenüberliegenden Hauses sahen, grimmig zu, machte kehrt und schlug den Flügel der Hoftür krachend hinter sich ins Schloss. Erschenkte dem Knecht ein anerkennendes Nicken und drückte ihm eine Münze in die Hand. Der Mann hatte nichts von dem Vorhaben gewusst, doch seine Sache hervorragend gemacht. Grinsend stieg der Graf die Treppe zu Franziskas Wohnung wieder hinauf.

FÜNFTER TEIL

KAIRO   April 1307
    Nach langen Monaten des Ausbildens durfte Ludwig sich ein paar Tage Ruhe gönnen. Er verbrachte sie in Henris Wohnung, die im weitläufigen Areal des Palastes lag, fern vom Lärm der Stadt.
    Ludwig las den Brief, den der Bote vor knapp einer Stunde gebracht hatte, bereits mindestens zum zehnten Mal. Er sah Franziska vor sich, wie sie mit geschickter und leichter Hand die gleichmäßigen Buchstaben auf die Tierhaut setzte. Das Schreiben war so nüchtern verfasst, dass er kaum glauben konnte, dass es Franziskas Worte waren, die er las. Hatte sie die Zeilen womöglich unter Druck verfasst? Sollte sie ihn unter Vorwänden wieder ins Reich locken? Er vermochte es nicht zu sagen, doch dass er reisen musste, stand außer Zweifel. Franziskas Eltern sollten kein zweites Mal seinetwegen unschuldig bestraft werden.
    Irgendwann wäre der Tag ohnehin gekommen, gestand er sich ein, an dem er zurück nach Hause gegangen wäre, sich dem König vor die Füße geworfen und ihm in der Hoffnung auf Verständnis und Gnade die Wahrheit geschildert hätte. Nüchtern betrachtet war ein Leben im Exil eines Ritters unwürdig, und allein seine Ehre gebot, den König persönlich um Aufhebung der Acht zu bitten. Doch ungünstiger als jetzt konnte der Augenblick dafür nicht gewählt sein. Er hatte die vergangenen Monate so verbissen dem Sultan und seiner schweren Aufgabe gedient und war der Ansicht, noch nie in seinem Leben so hart und zielgerichtet gearbeitet zu haben. Sein Vater und Chalil waren viel herumgereist und hatten Männer angeworben. Henri hatte sie mit Worten, Chalil mit Gold überzeugt. Zuletzt hatten sich ihnen sogar Verbände aus Beduinen angeschlossen, die waghalsige und hervorragende Reiter waren und seinen Männern und auch ihm noch so manchen Trick im Kampf zu Pferde beibringen konnten. In Gebirgstälern fernab von Kairo hatte er die Soldaten geschliffen und zu einer Streitmacht geformt. Aus dem bunt zusammengewürfelten Haufen war weit mehr als eine gefährliche Söldnertruppe geworden. Er hatte eine schlagkräftige kleine Armee unter seinem Kommando, und es würde nicht mehr lange dauern, bis sie zuschlagen und An-Nasir seine Macht wieder verschaffen würden. Und gerade jetzt sollte er weggehen und Ägypten verlassen? Er musste umgehend mit seinem Vater sprechen und gemeinsam mit ihm und dem Sultan nach einer Lösung suchen. Keinesfalls wollte er allein reisen und sich womöglich gleich nach seiner Ankunft verhaften lassen.
 
    Ein zweiter Brief wurde ihm bereits an einem der folgenden Tage ausgehändigt. Wieder hatte sie geschrieben, und war das erste Schreiben fast ein halbes Jahr unterwegs gewesen, so traf dieses bereits wenige Wochen nach seiner Niederschrift ein. Wieder bat Franziska ihn zu kommen, doch weder zu Albrecht noch zu Rudolf sollte er reisen, sondern zu ihr nach Nürnberg. Natürlich sollte er sich so bald wie möglich auf den Weg machen, doch falls wichtige Aufgaben ihn festhielten, würden seine Tochter und Franziska warten. Und auf keinen Fall solle er sich weiter um Nele und Hermann sorgen.

DEUTSCHLAND   Winter 1307
    Einer von Beros Männern war bei dem Versuch, das Meer im Spätherbst zu überqueren, bereits am ersten Tag seiner Reise in einem Sturm ertrunken. Das Schiff war beschädigt umgekehrt, und sein zweiter Bote hatte ihm diese Nachricht gesandt. Bero war nach Prag gereist, um Rudolf um mehr Zeit zu bitten, doch der König hatte sich nicht erweichen lassen. Er machte nur eine Anspielung betreffend den Besitz Restwangen und darüber, dass man sich sein Lehen schon verdienen sollte, indem man seines Königs Wünsche erfüllte.
    Immerhin war Beros Weib guter Hoffnung, der einzige Anlass zur Freude. Ein Erbe würde vieles ändern, könnte Rudolf oder gar Albrecht in die Pflicht nehmen. Einer von ihnen müsste die

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