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Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Siegel
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Vorhabens. Der Schildknappe, der Rudolf diente, war einfach zu bestechen gewesen. Sein Vater war einer der aufständischen Adeligen,gegen die der König zu Felde zog, und Rudolf behielt seinen Sohn nur als Druckmittel gegenüber dem Alten in seinen Diensten. Mehrmals am Tag bekam der unglückliche Junge zu hören, was der König von den Aufständischen hielt und wie er mit ihnen zu verfahren gedachte. Der Verlust von Titel und Ländereien war dabei noch das geringste Übel.
 
    Bero war in einem scharfen Ritt auf sein Lehen zurückgekehrt und hatte umgehend ein ihm bekanntes Schwesternpaar aufgesucht. Das Pulver, das er von ihnen erstanden hatte, war fast geschmacklos und würde nicht sofort wirken, hatte man ihm versichert. Erst Stunden nach der Einnahme würden sich Symptome einstellen, die auf eine Ruhr schließen ließen. Die Krankheit würde sich verschlimmern, und die Ärzte würden den Patienten durch Aderlass und andere Dummheiten weiter schwächen, bis ihn seine Kräfte verließen und er entschlief. Bero wäre zu diesem Zeitpunkt bereits wieder auf Restwangen, um sich gewissenhaft auf seinen Kriegseinsatz vorzubereiten.
 
    Eine knappe Woche später brachte ein königlicher Herold die traurige Kunde, dass Gott Seine Majestät zu sich geholt habe. Irgendwelche Verfügungen über die Vergabe oder Einziehung von Lehen hatte der König in seinen letzten Tagen nicht mehr getroffen.

NÜRNBERG   Sommer 1307
    Franziska schrie vor Freude auf, als Chalil und Marie eines schönen Morgens unverhofft in ihrer Werkstatt standen. Sie umarmte beide und schickte sofort nach Katharina, damit auch sie die Gäste begrüßte.
    »Sagt, wie kommt es, dass ihr wieder zurück seid?«, fragte Franziska, während sie noch Marie an sich drückte.
    »Also, das war so«, ergriff Chalil das Wort. »Ich bin mal wieder als Botschafter des Sultans auf Reisen, während Henri und Louis ihn tatkräftig beim Aufbau seines Heeres unterstützen. Als deine beiden Briefe eintrafen, wusste Louis zunächst nicht so recht, was er davon halten sollte. Schließlich kam er zu dem Schluss, dass du wohl zum Schreiben des ersten Briefes gezwungen wurdest. Vom wem, erriet er ebenfalls. Schlau, nicht wahr? Den zweiten hast du aus freien Stücken verfasst, was man schon daran erkannte, dass du dabei wieder einmal mehr an ihn als an dich selbst gedacht hast. Dennoch musste er auf der Hut sein, da schließlich noch immer die Reichsacht über ihn verhängt ist.«
    Franziska sah ihn erwartungsvoll an. Hatte er Ludwig am Ende gleich mitgebracht? Marie erriet ihre Gedanken und sagte rasch: »Mein Bruder ist noch in Ägypten, denn wie gesagt, der Sultan braucht ihn dringend. Aber Chalil soll den König davon überzeugen, die Reichsacht wieder aufzuheben.«
    »Und wie soll das geschehen?«, fragte Franziska und gab sich Mühe, sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen, doch kannte sie Chalil und Marie gut genug, um zu wissen, dass die beiden nicht ohne einen Plan angereist waren.
    »Oh, das wird gar nicht so schwierig. Wir machen es im Wesentlichen so, wie wir es uns ursprünglich überlegt hatten. Du weißt, Ludwig sollte sich beim Sultan neue Sporen verdienen und anschließend ruhmbedeckt wieder im Reich erscheinen. Das war unsere Idee, und so etwa werden wir sie auch umsetzen. Wir sind jetzt sozusagen als seine Quartiermacher vorausgereist. Wir haben mehrere lange und aufschlussreiche Briefe bei uns, die uns die europäischen Könige ein weiteres Mal gewogen machen sollen. An-Nasir bedankt sich überschwänglich dafür, dass der Reichskönig, der französische König als ehemaliger Lehnsherr und Seine Heiligkeit in Rom so umsichtig gewesen waren, ihm nicht nur die großzügigen Geschenke der Vergangenheit zukommen zu lassen, sondern ihm auch persönliche Hilfe durch die Sendung eines verdienten und tatkräftigen Ritters geleistet zu haben. Louis de Montardier, der ja auch schon seine allerkatholischste Majestät, den deutschen König auf den Thron gehoben hat, ist dem Sultan eine unschätzbare Hilfe bei der Rückgewinnung der eigenen Macht geworden, und er ist überzeugt, dass ihm mit seiner Hilfe die Wiedereinsetzung in seine ererbten Rechte schon bald glücken werde. Obendrein könnte an-Nasir sich vorstellen, nach seiner Regierungsübernahme das Königreich Jerusalem wieder aufleben zu lassen und die heiligsten Stätten der Christenheit, vor der er größte Hochachtung hegt, wieder dem Protektorat der Abendländer und des Heiligen Stuhls zu

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