Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)
war.
»Da bin ich sicher, mach dir keine Sorgen! Er wird Nürnberg verlassen und sich hier so schnell nicht wieder blicken lassen. Außerdem wird Meynhard das Seinige dazu tun, sei dessen versichert!«
»Du willst ihn da mit hineinziehen?«
»Gewiss. Und jetzt sorge dich nicht länger, sondern lass mich machen!«
Noch in der Nacht fuhren die beiden Frauen zurück nach Nürnberg. Der Rossknecht Giso, der seit Franziskas Verhaftung stillschweigend die Rolle eines Leibwächters übernommen hatte, lenkte den Wagen und wunderte sich über das Getuschel seiner Herrin mit der Gräfin, doch stellte er keine Fragen, wie sich das geziemte. Der Graf folgte ihnen auf einem prächtigen, schwarzen Pferd und war wie meist heiterer Stimmung.
Wie gewohnt verbrachte Franziska den Großteil des Samstags im Geschäft. Sie überreichte einem Mann Beros die beiden gut verpackten Pergamente, als dieser des Morgens erschien. Ein Kaufmannsehepaar aus dem nahen Augsburg besuchte sie und ließ sich Gewänder anmessen. Am Nachmittag saß sie mehrere Stunden mit Trudbert, den Gesellen und Näherinnen zusammen und besprach die Ausführung der eingegangenen Bestellungen mit ihnen, legte selbst mit Hand an die Kleider, die bereits in Arbeit waren, und kontrollierte sorgfältig die Stücke, die in Kürze abgeholt oder geliefert werden sollten. Niemand in der Werkstatt schöpfte Verdacht, dass an diesem Tag etwas Außergewöhnliches geschehen könnte.
Als die Dämmerung einsetzte, ließ Franziska die Arbeit in der Schneiderei beenden und wies Trudbert an, die Wochenlöhne auszuzahlen. Einige der männlichen Arbeiter wurden von ihren Familien abgeholt und nach Hause begleitet, zu groß war die Versuchung, den Lohn in die Wirtshäuser zu tragen. Franziska selbst war es gewesen, die den Ehefrauen diesen Rat erteilt hatte.
Trudbert fragte, ob er sich einen freien Abend machen konnte, und Franziska nickte lächelnd. Sie wusste, dass der Junge sich seit einiger Zeit heimlich mit einer der Näherinnen, einer Waise namens Gerhild, traf, und hatte nichts gegen die Verbindung einzuwenden. Gerhild war ein sauberes und anständiges Mädchen, obendrein geschickt bei der Arbeit und nicht auf den Kopf gefallen. Sie mochte sie und war überzeugt, dass ihr Stiefsohn sie nicht in Schwierigkeiten bringen würde und wenn doch, würden eben schon bald die Hochzeitsglocken läuten.
Bei Einbruch der Dunkelheit suchte Franziska ihre privaten Räume auf. Es waren keine Bediensteten mehr in der Wohnung und der Werkstatt, einzig der Rossknecht hielt sich noch im Stall auf, in dem er eine kleine Kammer bewohnte und den er ungern verließ. Meynhard hatte den ganzen Tag in Franziskas Wohnung verbracht und sich dem Studium einiger Bücher hingegeben, die er vorsorglich mitgebracht hatte. Elsbeth konnte das Erscheinen der Freundin kaum erwarten und fiel ihr um den Hals, als Franziska die Wohnung betrat. Nur ein einziges Licht wurde entzündet und in das Fenster der kleinen Stube gestellt, um dem unwillkommenen Besucher den Weg zu weisen.
Elsbeth trug eines von Franziskas Kleidern und hatte ein wenig von ihrem Duftwasser aufgetragen. Eines von Franziskas Häubchen saß keck auf ihren braunen Locken.
»Also, ich habe deine Wohnung genau erkundet. Sie ist hervorragend geeignet für unseren Zweck. Hier an der Tür wird Bero in Empfang genommen. Um die nötige Diskretion zu gewährleisten, wird kein Licht entzündet. Ihr beide wartet in der Kammer, die an das Schlafzimmer grenzt. Die Tür bleibt angelehnt. Ihr könnt ein Öllicht mitnehmen, das aber verdeckt sein muss. Das Wichtigste ist, dass es dunkel ist. Gut, dass heute Nacht kein Mond scheint. Die Vorhänge sind zugezogen, die Fensterläden geschlossen. Ich kann es kaum erwarten, dass der feurige Liebhaber hier erscheint!«
Zur angekündigten Stunde erschien Bero. Er überquerte den Hof, um in das hintere Gebäude zu gelangen, in dem sich die Wohnung der Schneiderin befand. Es war dunkel, und er fragte sich, warum auf dem ganzen Gelände noch kein Licht entzündet war. Lediglich aus dem Stall kam einschwacher Schimmer, um den er sich aber nicht weiters kümmerte. Seine Männer, die den Brief geholt hatten, hatten ihm den Weg in die Wohnung genau beschrieben, sodass er sich auch auf der düsteren Treppe gut zurechtfand. Er klopfte, und fast augenblicklich wurde die Tür geöffnet. Der Raum, den er betrat, war beinahe stockfinster.
»Seid leise und kommt!«, flüsterte die Frauenstimme. Er konnte sie riechen,
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