Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)
Kleid, Frau von Falckenstein. Es ziert Euch in höchstem Maß. Wie kamt Ihr zu der Mode?«
Elsbeth präsentierte sich ihm in voller Breite und schilderte erneut und ohne falsche Zurückhaltung, wie sie durch Zufall auf eine Schneidermeisterin gestoßen war, die nicht nur Damenkleider auf diese neue Art schloss, sondern diese Technik zum Verbessern eines jedweden Kleidungsstückes anwandte und über unerschöpfliche Phantasie verfügte. »Ihre Kleider und Wämser würden jeden König zieren«, führte sie unter leichtem Erröten aus. »Und jeden Bischof«, sagte sie mit Blick auf ihren Oheim, der dem Gespräch mit Interesse gefolgt war.
Nachdem die Königin ihrem Gemahl einen dezenten Hinweis gegeben hatte, meinte dieser: »Ihr habt wohl Recht. Der Truchsess möge sich ein Bild von der Kunst der Frau machen und uns berichten. Und der Königin ebenfalls.« Er lobte Elsbeth wegen ihres Geschicks, das sie bewiesen hatte, um der Reichsstadt auch in diesem Bereich Vorsprung vor anderen Städten zu verschaffen.
»Wo haltet Ihr Eure Frau Nichte üblicherweise denn versteckt, mein lieber Johann?«, fragte er seinen Kanzler, den Fürstbischof von Strassburg, der sich beinahe an einem Stück Geflügel verschluckte. »Sollte eine Dame wie sie nicht bei Hof und in der Nähe der Königin leben?« »Gewiss, Majestät«, beeilte der Kirchenmann sich zu sagen. »Frau Elsbeth war gewissermaßen mein Mündel, als ich sie einem verdienten Edelmann zur Frau gab. Leider starb er früh, und seitdem haben wir uns zu meinem Bedauern aus den Augen verloren. Graf von Aarnkreutz war so großzügig, Schutz für sie zu übernehmen, sehr zu meiner Erleichterung. Natürlichsteht sie weiterhin unter meiner persönlichen Verantwortung, Ihr habt daher recht getan, mich darauf hinzuweisen. Wie so oft, stehe ich in Eurer Schuld! Ich würde mich glücklich schätzen, falls es mir gelänge, Frau Elsbeth für ein Leben bei Hofe zu gewinnen.«
»Wendet Euch dazu an meine Gemahlin. Und natürlich an Euch, Frau Elsbeth.«
Elsbeth senkte sittsam den Blick und gab sich Mühe, ihre Freude nicht allzu offen zu zeigen. Gleich in den nächsten Tagen musste ihr Onkel sie der Königin anvertrauen, es blieb ihm gar keine andere Wahl, nachdem Albrecht ihn dazu aufgefordert hatte. Ob es das atemberaubende Kleid war, das ihr dazu verholfen hatte oder ihre Frechheit, einfach den Onkel in Gegenwart des Königs anzusprechen? Egal, vorerst war sie am Ziel.
Die Musikanten spielten auf und der König und seine Gemahlin schritten als Erste im Takt der Musik durch den Saal. Der hohe Adel schloss sich an, dann folgte der niedere, nachdem ein Junker ein Zeichen gegeben hatte. Ludwig tanzte mit seiner Schwester. Nach dem Tanz übergab er Maria an Karl und machte sich auf die Suche nach Franziska. Auch in den Nebenräumen wurde mittlerweile aufgespielt und getanzt. Als er sich endlich zur richtigen Tafel durchgefragt hatte, hatte Meister Walram mit seiner Begleitung die Burg bereits verlassen.
Als die Königin sich erhob, folgten ihr die anderen Frauen des Hofes und der Übernachtungsgäste. Die übrigen ließen sich von ihren Ehemännern, Vätern oder Brüdern nach Hause begleiten.
Elsbeth wurde von Meynhard galant aus dem Saal geführt. Draußen trennten sie sich, und Elsbeth suchte die Kammer auf, deren Zugang ihr Oheim ihr in einem diskreten Augenblick beschrieben hatte. Ein schweigsamer Diener Seiner Majestät nahm sie dort in Empfang und hieß sie mit einer vielsagenden Handbewegung warten, während er sich sofort zurückzog.
*
Als Franziska und Maria tags darauf vom sonntäglichen Kirchgang zurückkamen, wartete Ludwig bereits vor Walrams Haus auf sie. Er konnte gar nicht an sich halten, allen die guten Neuigkeiten über Maria und ihre Zukunft zu berichten. Es würde bestimmt nur ein paar Tage dauern, bis die Königin nach ihr schickte.
Maria schluckte. Natürlich wusste sie, welche Ehre ihr geschah und welch großen Aufstieg dies für sie bedeutete, doch war sie jetzt in ihrer neuen Familie so glücklich wie seit ihrer Kindheit nicht mehr. Sie hatte ihre Aufgaben in der Werkstatt, die sie ausfüllten, und sie war überzeugt, dass sie gemeinsam mit Franziska noch Großes erreichen konnte. Jetzt sollte sie plötzlich dieses schöne und freie Leben gegen den goldenen Käfig des langweiligen Königshofs eintauschen, an dem sie zum Warten verurteilt war, bis irgendein Edelmann schließlich um sie anhielt? Am liebsten hätte sie ihren Bruder gebeten, der Königin
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