Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)
Rang bieten, doch immerhin konnte ihr durch eigene Kraft erworbenes Vermögen sich sehen lassen.
Die Werkstatt in Nürnberg blühte. Um die nötigen Arbeitsplätze zu schaffen und der unentwegt steigenden Nachfrage Herr werden zu können, hatten sie ein Haus gekauft, das an Walrams kleinen Hof angrenzte. Franziskas Knopfmode hatte sich in Adelskreisen und unter den wohlhabenden Städtern durchgesetzt. Kurz nach der ersten königlichen Order erhielt sie Aufträge über Aufträge von Höflingen und Würdenträgern.
Franziska hatte kaum noch aus und ein gewusst vor Arbeit. Ihre Freundin Maria mit ihrem Überblick und ihrem Organisationstalent fehlte ihr sehr. Karl hatte sie sooft er konnte weiterhin unterstützt, doch war er immer seltener in Nürnberg anzutreffen, da er mittlerweile in ganz Europa Aufträge für Isaak und dessen Familie erledigte. Der gute Walram bemühte sich redlich, die Organisation des wachsenden Betriebs einigermaßen in den Griff zu bekommen und mit vereinten Kräften schafften sie es schließlich immer irgendwie, die Bestellungen fristgerecht zu liefern. Noch immer war Franziska keine eingetragene Meisterin, was man in der Zunft bisweilen unterschwellig bemängelte, doch war sie der Überzeugung, solange sie unter Walrams Schutz und Meisterschaft stand und dieser pünktlich die Zunftabgaben leistete, konnte man schwer etwas gegen ihre Arbeit unternehmen, zumal es den Herrschaften bei Hof reichlich egal war, wie die Handwerker sich untereinander einigten. Eher sorgten sie sich darüber, wie sie Franziskas Schöpfungen bezahlen sollten, denn getreu ihrer anfänglichen Strategie waren die Preise ihrer Kleider eher gestiegen als gesunken.
Für heute Abend hatte Ludwig seinen Besuch angekündigt und Franziska erwartete ihn voller Sehnsucht. Ihr war ein Haus nahe der Burg vermittelt worden, das ihr und ihren Begleitern gleichzeitig als Wohnung und Werkstatt diente. Franziska bewohnte zwei Zimmer im Obergeschoss, die eher zweckmäßig als hübsch eingerichtet, dafür jedoch warm und behaglich waren. Ein feines Essen und ein Krug heimischer Wein warteten heute auf dem Eichentisch vor dem Ofen auf ihren Gast. Sie würden nicht gestört werden, dafür hatte sie gesorgt und den Mitarbeitern strenge Order erteilt. Schließlich gab es heute etwas zu feiern.
Sie verbrachte mehr Zeit als üblich vor dem Spiegel und legte ein Kleid an, das die Farbe ihrer Augen hatte und zu ihren braunen Locken passte. Wie meist hatte sie nur wenig Schmuck angelegt, eine fein gearbeitete goldene Kette, die Ludwig ihr geschenkt hatte, und einen Ring, den sie selbst hatte anfertigen lassen. Das Kleid duftete ganz nach den Rosenblättern, die sie gern in ihren Schränken und Truhen ausstreute.
Vor wenigen Tagen hatte der König Ludwig zum Ritter geschlagen. Dies war auch der Grund für das heutige Festessen, und da Ludwig an diesem Abend ohne Verpflichtungen war, hatten sie sich hier verabredet.
Ludwig trat ein. Auf seinem dunklen Umhang glänzten Schneeflocken. Aus dem Jüngling war ein eindrucksvoller Recke geworden. Nach der gewohnten Umarmung und einemKuss zur Begrüßung setzten sie sich an den Tisch. Ludwig hatte Hunger, wie meist, da die Verköstigung bei Hof recht karg war, und einen frischen und verführerisch duftenden Braten, wie er hier auf ihn wartete, gab es ohnehin nur zu besonderen Anlässen. Auch der Wein war besser, als Ludwig ihn sonst gewohnt war. Franziska aß nur ein paar Bissen und trank ein paar Schlucke. Gerührt betrachtete sie, mit welchem Heißhunger Ludwig das Essen verschlang. Nach der Mahlzeit rückte Ludwig näher an sie heran und nahm ihre Hände. Dann erzählte er wahrhaft beeindruckende Neuigkeiten.
»Die Hochzeit wird eines der wichtigsten politischen Ereignisse überhaupt. Stell dir nur vor: Deutschland und Frankreich durch Familienbande vereint! Was für ein Reichsbündnis nun entstehen kann und was für Möglichkeiten das mit sich bringen wird! Für uns alle, verstehst du?«
Franziska hatte sich seit ihrer Ankunft in Nürnberg nicht über mangelnde Möglichkeiten beklagen können, und an die Hochzeit musste er sie nun wahrlich nicht erinnern, doch sie nickte brav zu seinen Worten. »Und jetzt kommt das Beste: Ich hatte eine Audienz bei der Königin, bei der sie mich nochmals genau und eindringlich zu unserer Familie befragt hat. Ein Bruder meines Vaters ist Bischof, in einer Stadt namens Clermont. Das wusste sie bereits. Der älteste der Brüder Montardier hat ein Lehen
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