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Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Siegel
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dazu beigetragen. Es war ein Meisterwerk aus kostbarer Seide in verschiedenen Pastelltönen; die matt schimmernden Knöpfe aus feinsten Materialien.
 
    Schließlich war die Reihe an Ludwig und seinen Geschwistern, vor den König zu treten. Ludwig sah den Monarchen ja regelmäßig, doch für Karl und Maria war es das erste Mal. Der König strahlte eine besondere Autorität aus, die durch seine aufrechte Haltung und Körpergröße noch unterstrichen wurde. Er trug eine Binde über dem zerstörten Auge, die aber teilweise von seinen dunkelbraunen Locken verdeckt wurde. Die Königin, Elisabeth von Kärnten, Görz und Tirol, die schon seit etwa zwanzig Jahren an Albrechts Seite war, stand einen halben Schritt hinter ihm.
    »Ah, mein guter Montardier, schön, Euch heute Abend bei uns zu haben. Sagt, wer sind Eure jungen Begleiter?« Der König war bester Laune.
    »Mein Bruder Karl und meine Schwester Maria, Majestät«, sagte Ludwig, während sie alle ehrerbietig ihre Knie beugten.
    »Eure Geschwister, seht an. Wo lebt Ihr? Ich hörte, Ihr seid Waisen?«
    Ludwig antwortete für sie. »Mein Bruder gibt sich derMathematik und dem Bankwesen hin und lebt neuerdings hier in Nürnberg. Meine Schwester Maria wurde in einem bedeutenden böhmischen Kloster erzogen, doch sieht es die Familie nicht für richtig an, sie den Schleier nehmen zu lassen. Derzeit lebt sie im Hause eines bekannten Zunftmeisters. Eines sehr ehrenwerten Mannes, versteht sich.«
    »Eine junge Dame von Stand unter dem Dach eines Handwerkers? Ihr scherzt, Montardier! Gewiss wollt Ihr sie nur dem Hofe vorenthalten, bis Ihr sie gut verheiratet habt. Wir sprechen noch darüber, gleich in den nächsten Tagen. Doch jetzt mischt Euch unter die jungen Leute und genießt das Fest!«
    Ludwig strahlte. Welch ein Erfolg! Ohne dass er selbst etwas dazu hatte tun müssen, hatte er bereits für das weitere Wohlergehen Marias gesorgt. Wie stolz sein Vater jetzt auf ihn wäre!
    Maria hingegen schien gar nicht begriffen zu haben, was die Worte des Königs für sie bedeuteten. Sie sollte Hofdame werden! Eine größere Ehre konnte einer Jungfrau nicht widerfahren, und vor allem konnte sie keine bessere Chance für ihre Zukunft erhalten. Die Königin hatte schon als Herzogin von Österreich in dem Ruf gestanden, für jede ihrer Damen den passenden Ehemann gefunden zu haben, und jetzt als Frau des Herrschers war ihre Auswahl an geeigneten Kandidaten wohl noch ungleich größer.
 
    Franziska war in der letzten Gruppe und schritt am Arm Walrams langsam voran. Ob ihrer Jugend und ihrer Anmut erhielt sie das eine oder andere Lächeln, als sie die mächtigen Herren passierte, doch nahm man weder von ihr noch von den anderen Zunftvertretern besondere Notiz. Die bloße Tatsache, an einer königlichen Feier teilnehmen zu dürfen, musste Ehre genug für diese einfachen Leute sein.
    Wenig später saß sie artig neben ihrem fürsorglichen Meister, nahm ein wenig von den außergewöhnlichen Speisen und nippte an ihrem Weinbecher. Die anderen Zunftmitglieder waren weniger zart besaitet. Franziska nahm belustigt zur Kenntnis, dass die Männer allesamt, von der Ehre der Einladung euphorisch gestimmt, kräftig zechten. Die Frauen verhielten sich still, wie es sich geziemte. Gelegentlich tuschelten sie miteinander oder zischten ihren Gatten kaum hörbar ein paar Worte zu, wenn deren Benehmen oder Wortwahl ihnen missfiel. Allerdings fiel der jungen Schneiderin auch auf, wie die anderen Schneider und ihre Frauen sie musterten. Einige Blicke waren offen und freundlich, vor allem die der Männer, die der Frauen jedoch meist neidisch oder feindlich. Der frische Wind und die Aufbruchstimmung, die in Walrams Werkstatt herrschten, hatten sich rasch herumgesprochen. Franziska hätte zu gern nach Ludwig gesehen oder vielleicht später, wenn das Essen vorbei war und die Musikanten zum Tanz aufspielten, mit ihm ein Rondo gewagt, doch wahrscheinlich hatte er keine Möglichkeit, sich in die Nebenräume zu begeben. Sie raunte Walram zu, dass sie nach Hause gehen würden, sobald dies ohne aufzufallen möglich war. Der alte Meister nickte ihr dankbar lächelnd zu.
 
    Albrecht war weiterhin in heiterer Stimmung, wie seine Gemahlin und sein direktes Gefolge erleichtert feststellten. Er nahm von den üppigen Speisen, ließ sich den Pokal mehrmals füllen und prostete den Gästen fröhlich zu.
    Elsbeth saß in seiner Sichtweite, und im Laufe des Abendssprach der Regent sie an. »Ihr tragt ein außergewöhnliches

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