Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)
weiter nördlich und gilt als untadeliger Mann, ebenso wie mein Vater es war. Er hat zwei Söhne, die etwas älter sind als ich. Ich habe meine Onkel und Vettern noch nie kennengelernt, aber vielleicht ergibt sich das ja eines Tages, wer weiß? Die Königin wollte alles über meine Eltern, ihren frühen Tod und die Erziehung Marias in dem vornehmen Kloster erfahren,und ich habe geantwortet, so gut ich konnte. Wer sich bei Hof auskennt, der weiß, dass Elisabeth solche Gespräche unter vier Augen nie ohne tiefere Absicht oder gar aus Langeweile führt. Sie denkt in ihren Belangen genauso strategisch wie ihr Mann und handelt auch dementsprechend. Eine echte Königin! Als sie mich schließlich entließ, hat sie sogar eine Andeutung gemacht: Die königliche Hochzeit soll nicht die Einzige sein, die die Reiche verbindet, und dabei lächelte sie verschwörerisch. Weißt du, was das bedeutet?« Franziska schüttelte den Kopf.
»Aber das liegt doch auf der Hand: Maria steht in ihren Diensten, und die Königin ist als Kupplerin bekannt. Natürlich hat sie ein Augenmerk auf ihre heiratsfähigen Hofdamen und weiß sie bestmöglich an den Mann zu bringen. Wenn man nun eins und eins zusammenzählt, dann wird meine Schwester schon bald einen französischen Edelmann ehelichen und so wie die Königin sich gebärdet hat, muss es ein bedeutender Mann sein! Wenn das unsere Eltern nur erleben könnten! Ein Franzose als Schwiegersohn, ausgewählt von einer Königin! Ich kann es gar nicht in Worte fassen, was für eine Ehre dies ist. Wahrscheinlich hat man mich deswegen noch schnell zum Ritter geschlagen, damit Maria ihrem Bräutigam standesgemäß übergeben werden kann. Die wenigen Scharmützel, an denen ich teilgenommen habe, konnten nicht der Grund gewesen sein, die waren nicht der Rede wert.«
In Wahrheit hatte Ludwig eineinhalb Jahre an den Reichsgrenzen im Osten gedient. Zweimal war er verwundet worden. Franziska war stets in großer Sorge gewesen, wenn er wieder Richtung Ungarn hatte ziehen müssen.
»Kannst du dir das vorstellen?«, begann er wieder. »Unsere kleine Maria heiratet einen französischen Ritter. Oder vielleicht einen Grafen oder gar einen Herzog?« Er strahlte sie an und war so voller Freude, dass Franziska nicht umhinkonnte, ihn zu umarmen. Ihre Lippen fanden sich. Sie hatte in den letzten Jahren immer wieder dieses seltsame Gefühl verspürt, wenn sie sich Ludwig körperlich näherte. Doch heute, in Verbindung mit seiner überschäumenden Freude und dem wärmenden Kaminfeuer an ihrem Rücken, fühlte sie eine bisher noch nicht gekannte Hitze, die sich aus ihrem Inneren ausbreitete und den ganzen Körper zu erfassen schien. Leidenschaftlicher küsste sie ihn und kraulte seinen Schopf, strich ihm über den Nacken und legte seufzend den Kopf zurück, als er erst zögernd und dann forscher ihre Brust streichelte. Mit einer Hand öffnete sie die Schleife, die ihr Mieder abschloss. Das Öffnen der Knöpfe überließ sie Ludwig, der einen nach dem anderen aufspringen ließ. Ludwigs Wams hatte sie ihm schnell über den Kopf gezogen, und voller Lust sah sie auf die straffen Muskeln, die sich unter seinem Hemd abzeichneten. Sein Untergewand fiel zu Boden. Er streifte die Schuhe ab, während sie die Knöpfe seiner Beinlinge öffnete. Ludwig wollte ihren Rock hochheben, doch sie sagte »Warte!«, öffnete mit geübten Fingern die Knöpfe am Bund und ließ das Kleidungsstück zu Boden gleiten. Sie streifte den Unterrock ab und stand nackt vor ihm. Das Strahlen der Glut aus dem Kamin und das weiche Licht der Kerzen auf dem Tisch umschmeichelten ihre zarten Rundungen. Sanft drückte sie Ludwig auf seinen Stuhl zurück und setzte sich auf seinen Schoß. Sie schlang die Arme um ihn. Er zog sie an sich heran, legte ihre Beine um seine Hüften, bis sie rittlings auf ihm saß. Sie küssten sich leidenschaftlich, und als er sie hochhob, um sie auf sein pralles Geschlechtzu setzen, durchzuckte sie ein kurzer Schmerz, der sofort wieder der Hitze ihrer Lust wich. Sie spürte ein Gefühl der Wärme, der Verlockung und noch etwas, das sie nicht beschreiben konnte, das jedoch immer stärker wurde und Besitz von ihr ergriff.
*
Kurz vor Weihnachten traf Prinzessin Blanche in Österreich ein. Franziska musste ihr mit den halbfertigen Kleidern zwei Tagesreisen entgegenziehen, um die Braut noch vor ihrer Ankunft aufs Feinste auszustatten und ihr einen prunkvollen Einzug nach Wien zu ermöglichen.
In dichtem Schneegestöber und in warme
Weitere Kostenlose Bücher