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Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Siegel
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und reich werden. Ludwig hätte Franziska heiraten können, und alles wäre in Ordnung gewesen. Nach einiger Zeit fuhr Franziska fort: »Es gibt noch etwas …«
    *
    Die Königin setzte Maria von Montardier persönlich von ihrer bevorstehenden Heirat in Kenntnis. Schließlich war eine standesgemäße Ehe das höchste aller weiblichen Ziele und die Hochzeit der Höhepunkt des noch jungen Lebens eines Mädchens. Elisabeth liebte und genoss es, wenn den Jungfrauen vor Freude der Atem stockte, sie erröteten oder tief auf die Knie fielen, um für die königliche Güte zu danken.
    Bei der einen oder anderen jungen Hofdame hatte es auchschon schnell gehen müssen. Sie hatten sich, ob freiwillig oder nicht, mit Männern eingelassen, einige wohl auch mit dem König selbst. Elisabeth duldete Letzteres stillschweigend. Sie war der vielen Schwangerschaften und schmerzhaften Geburten längst müde und verbrachte die Nächte lieber in eigenen Gemächern. Dass ihr Gemahl seinen königlichen Samen in fremde Schöße ergoss, störte sie kaum, solange keine der begünstigten Frauen größeren Einfluss auf ihn nahm. Diese Elsbeth von Falckenstein allerdings, die seit zwei Jahren am Hof lebte, musste man im Auge behalten. Maria von Montardier hingegen war ein Unschuldslamm, und Elisabeth hatte sie behütet wie eine eigene Tochter.
    »Du weißt, was ein solches Gespräch von Frau zu Frau, also nur zwischen dir und Uns bedeutet?«, begann die Königin das Gespräch, als Maria eintrat. Maria nickte sittsam.
    »Du bist im achtzehnten Lebensjahr, deine Kindheit ist längst vorüber und deine Tage hier in meiner langweiligen Gesellschaft nun ebenfalls bald.« Maria hielt den Kopf weiterhin gesenkt. »Nun, du hast größtes Glück, mein liebes Kind. Wir haben einen Gemahl für dich erwählt, den du als Geschenk des Himmels ansehen kannst, die anderen Mädchen werden dich beneiden! Der König und Wir haben besonderes Augenmerk auf diese Wahl gelegt, und Unsere Entscheidung wird dich über die Maßen mit Glück erfüllen. Ein Edelmann und Ritter ist dein Bräutigam, gewiss, sogar mit einem eigenen lukrativen Lehen. Obendrein ein persönlicher Vertrauter des Königs und des Herzogs Rudolf, stell dir vor, an dessen Hof ihr bald leben werdet. Doch was dich am meisten erfreuen wird, dein Zukünftiger hat schon vor vielen Jahren in Akkon gedient und unterstand deinem verstorbenen Vater. Ist das nicht ein kleines Wunder? Obendrein kommt er aus der Gegend, in der du die glücklichen Jahre deiner Kindheit in dem schönen Stift verbringen durftest.«
    Maria kannte nur einen Edelmann, auf den diese Beschreibung zutraf – das konnte nicht sein! Nicht dieser Mann! Sie hoffte bis zum letzten Moment, die Königin meinte vielleicht doch jemand anderen, doch dann vernahm sie den Namen Bero von Restwangen. Sie schwankte. Von dem königlichen Plan, sie solle erste Hofdame von Prinzessin Blanche werden, während Bero Rudolf diente, bekam sie schon nichts mehr mit. Ein Rauschen erfüllte ihre Ohren, ihr war schwindelig.
    »Hat dich die Nachricht so überrascht, mein Kind? Gewöhne dich daran, bald bist du Herrin über Restwangen und Hofdame einer zukünftigen Königin. Der genaue Hochzeitstermin muss noch vereinbart werden, doch zu Beginn des neuen Jahres darfst du dich wohl als glückliche Gattin bezeichnen. Übrigens, dein Bräutigam ist heute in aller Frühe eingetroffen. Man wird dich gleich zu ihm bringen. Schließlich sollt ihr einander kennenlernen.« Sie klatschte in die Hände, und ein Diener geleitete Maria in Begleitung einer weiteren Hofdame aus dem königlichen Empfangszimmer.
 
    Maria stolperte mehr als dass sie ging und musste sich mehrmals auf den klein gewachsenen Diener stützen. Sie betraten den Vorraum des königlichen Audienzsaales, in dem Albrecht seit dem frühen Morgen tagte. Ein mittelgroßer, stämmiger Mann mit breitem Nacken stand mit auf dem Rücken verschränkten Armen am Fenster und blicktehinaus. Langsam drehte er sich um. Mit einer Handbewegung scheuchte er den Bediensteten und die Anstandsdame aus dem Raum. Maria stockte der Atem, als er langsam auf sie zutrat. Er zog das rechte Bein ein wenig nach, der Knöchel schien steif zu sein. Quer über sein Gesicht zog sich eine dunkelrote Narbe, und das linke Auge starrte unbewegt geradeaus. Er versuchte, diesen Makel zu verbergen, indem er das Auge beinahe geschlossen hielt. Schließlich stand er dicht vor ihr. Wie ein Stück Vieh, das er zu kaufen beabsichtigte, betrachtete er sie

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