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Die Knopfmacherin

Die Knopfmacherin

Titel: Die Knopfmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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sich gegen ihn sinken. Bernhard zog sie ein Stück weiter auf den Bettkasten hinauf, dann breitete er die Decke über sie. Nach einer Weile wurden Melisandes Gliedmaßen schwer und sie konnte sich nicht mehr gegen die dunkle Umarmung des Schlafes wehren.

24. Kapitel
    Der Martinstag versprach so schönes Wetter, dass Grete beschloss, die Wäsche, die sie gestern gemacht hatte, noch einmal nach draußen zu hängen. Da der Meister an diesem Tag die Arbeit ruhen ließ, weil sie dem Einzug des Bischofs beiwohnen wollten, ging Melisande ihr zur Hand.
    Schweigend hängten sie Laken und Hemden auf die Leine, bis es an der Pforte läutete.
    Während die Haushälterin über die Leine hinwegspähte, wollte Melisande schon loslaufen, doch da schoss Gretes Hand vor und hielt sie fest.
    »Bleib besser hier«, riet sie dem Mädchen im Flüsterton. »Das ist die Schwester des Meisters.«
    Melisandes Augen weiteten sich. »Was sucht die denn hier?«
    »Sie hat sich für heute Morgen angekündigt, weil sie zusammen mit ihrem Bruder zu der Prozession gehen will. Wahrscheinlich hofft sie außerdem auf einen großen Happen von der Gans.«
    Den Vogel hatte Grete vor einigen Tagen auf dem Markt erstanden und selbst geschlachtet. Melisande war dem gerupften Ungetüm, das in der Speisekammer hing, möglichst aus dem Weg gegangen, denn die panischen Schreie der Gans hatten sie an die Schreie eines Menschen erinnert.
    »Sie soll dir nicht den heutigen Tag verderben, nur weil sie eine Abneigung gegen dich hegt«, setzte Grete hinzu, als sie das Mädchen wieder losließ.
    Melisande war noch überraschter als zuvor. Woher wusste Grete, dass Marga und Katharina nicht gut auf sie zu sprechen waren? Hatte sie vielleicht etwas gehört? Hatte Katharina ihrer Mutter etwa von der Ohrfeige erzählt?
    »Warum sollte sie das tun? Ich habe ihr nichts getan«, entgegnete Melisande, hörte aber auf Gretes Rat und blieb hinter der Wäscheleine.
    Aus der Ferne beobachtete sie, wie der Geselle zur Pforte ging. Wahrscheinlich hatte der Meister ihn geschickt. Bernhards Worte von der angestrebten Heirat fielen ihr wieder ein, und sie hoffte, dass Katharina nicht begann, ihm schöne Augen zu machen.
    »Marga misstraut jedem weiblichen Wesen. Sind sie älter, glaubt sie, ihr Bruder will sie freien. Sind sie jung so wie du, glaubt sie, dass er sie an seines Tochters Stelle setzen könnte.«
    »Was ist mit dir? Du wärst im rechten Alter, dass der Meister dich heiraten könnte.«
    »Red keinen Unsinn, Kind!«, gab Grete zurück. »Der Meister hätte viele Gelegenheiten gehabt, mich um meine Hand zu bitten, aber er hat es nie getan.« Beinahe klang sie ein wenig bedauernd, als sie fortfuhr: »Seine Liebe gehört nach wie vor noch seiner Gemahlin, und das wird wahrscheinlich auch immer so bleiben. Außerdem weiß Marga, dass ihr Bruder nichts von mir will. Bei dir ist es etwas anderes.«
    »Aber ich will ganz gewiss nichts vom Meister. Höchstens eine anständige Ausbildung, damit ich dereinst die Werkstatt meines Vaters fortführen kann.«
    »Ja, aber was würdest du tun, wenn er dir seine Werkstatt überschreiben würde, weil er seinem Handwerk selbst nicht mehr nachgehen kann?«
    Melisandes Augen weiteten sich. »Das würde er niemals tun. Da wäre immer noch Bernhard und …«
    Gretes Lächeln brachte sie zum Verstummen. »Meister Ringhand hält große Stücke auf dich, mein Kind. Er mag es dir nicht zeigen, und du solltest dich auch hüten, etwas von dem, was ich dir jetzt sage, preiszugeben. Aber so, wie er von dir redet, hegt er wohl den Gedanken, dich und Bernhard irgendwann die Werkstatt fortführen zu lassen. Natürlich musst du erst noch eine Menge lernen, aber eines Tages …«
    Melisande schüttelte fassungslos den Kopf. Das war schier unmöglich! Der Meister hatte sie vielleicht als Lehrling angenommen und ihr ein neues Gewand gekauft, doch nie im Leben …
    »Häng du weiter Wäsche auf, ich werde mich um die Gäste kümmern«, sagte Grete nun und verschwand mit einem vielsagenden Lächeln in Richtung Haus.
    Melisande brauchte eine Weile, um sich von ihren Worten zu erholen. Starr vor Schreck beobachtete sie, wie die Haushälterin im Haus verschwand. Erst Minuten später wandte sie sich wieder der Wäsche zu.
    Die ganze Zeit über hoffte sie, dass Grete wieder zurückkommen würde, doch schließlich blieb ihr nichts anderes übrig, als allein zum Haus zurückzugehen.
    Da Margas Stimme ihr schon von weitem entgegentönte, nahm sie den Weg durch die

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