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Die Knopfmacherin

Die Knopfmacherin

Titel: Die Knopfmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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Offenbar erzielte sie solch einen Preis nicht mal mit ihren besten Mädchen.
    »Ihr wollt wirklich …«
    »Wenn sie ihre Sache gut macht, sicher!«
    »Alina!«, rief sie barsch, nachdem das Mädchen die Humpen auf die Tische verteilt hatte. »Komm her!«
    Alina! Das war der Name der Knopfmacherstocher. Seine Handflächen wurden auf einmal eiskalt. Woher er das Geld nehmen sollte, um sie zu bezahlen, wusste er nicht. Aber immerhin schien er die Richtige gefunden zu haben.
    Das Mädchen ahnte offenbar, was die Hurenwirtin von ihm wollte. In ihren Augen stand die blanke Angst.
    »Dieser Mann hier hat Gefallen an dir gefunden. Du wirst mit ihm gehen und ihn bedienen.«
    Alina schüttelte entsetzt den Kopf. »Nein, das dürft Ihr nicht von mir verlangen.«
    Bevor Joß es verhindern konnte, holte Hilde aus. Die Ohrfeige schleuderte das Mädchen gegen die Wand. Die Männer am Tisch nebenan wandten sich kurz um, kümmerten sich dann aber wieder um ihre eigenen Belange. »Ich werde dich lehren, was ich verlangen kann!«
    Als die Alte erneut ausholte, hielt Joß sie zurück. »Ruiniert ihr nicht das Gesicht, sonst überlege ich es mir noch anders!«
    Der Arm der Hurenwirtin entspannte sich in seinem Griff, der Groll in ihren Augen blieb allerdings. Etwas an diesem Mädchen machte sie ganz offensichtlich wütend. Neidete Hilde der Kleinen ihre Schönheit? Oder gab sie häufig Widerworte?
    Obwohl Tränen in ihren Augen glänzten, wirkte Alinas Blick trotzig und hasserfüllt.
    »Geh mit ihm und besorge es ihm anständig«, brummte die Wirtin und griff nach Alinas Arm.
    Joß fing sie auf, als die kräftige Frau sie ihm entgegenschleuderte. Obwohl das Mädchen ihn nun direkt ansah, flammte kein Erkennen in seinen Augen auf.
    »Geht die Treppe hinauf«, rief ihm die Wirtin zu. »Und wehe, Ihr entjungfert sie! Dann werden fünf Taler nicht reichen.«
    Joß zerrte das Mädchen mit sich. Widerwille und Ekel brachten sie immer wieder dazu, sich zurückfallen zu lassen, aber so gern er sie losgelassen hätte, noch ruhten die Augen der Wirtin auf ihm. Er hatte keine andere Wahl, als sie so zu behandeln, wie es jeder andere Freier auch getan hätte.
    Oben erwartete ein grobschlächtiger Bursche die beiden, der ihn und das Mädchen zweideutig angrinste. »Am Ende des Ganges ist noch eine Kammer frei.«
    »Ich danke dir, mein Freund.«
    Während er Alina weiterzerrte, spürte Joß deutlich, wie sehr sie zitterte. Als er die Tür hinter ihnen schloss und verriegelte, schaffte sie es, sich loszureißen und in die gegenüberliegende Ecke der Kammer zu flüchten. Viel brachte ihr das nicht, wie sie im nächsten Augenblick selbst einsah.
    Langsam und mit erhobenen Händen ging Joß Fritz auf sie zu. Laut mit ihr reden würde er nicht können, der Bursche auf dem Gang hatte sicher gute Ohren, und nicht immer machten Huren Lärm, wenn sie mit einem Freier zusammen waren.
    »Nein, bitte nicht«, flehte Alina panisch. »Ich habe keine Ahnung, was ich tun soll. Ich bin die Tochter …«
    »Still, Mädchen!«, flüsterte er ihr zu. »Ich bin nicht gekommen, um dir etwas anzutun.«
    Seine Worte zeigten bei Alina ebenso wenig Wirkung wie damals bei ihrer Schwester. Furchtsam wich sie zurück, bis sie gegen die Wand der Kammer prallte.
    Joß zog die Gugel vom Kopf. »Erkennst du mich denn nicht, Alina?«
    Das Mädchen schüttelte den Kopf.
    »Sieh genauer hin!« Er hockte sich vor sie und bedeckte seinen Bart mit den Händen, damit der Eindruck entstand, dass sein Gesicht kahl sei.
    Da weiteten sich ihre Augen. »Ihr?«
    Joß bedeutete ihr, leise zu sein. »Hör mich an. Ich habe überall nach dir gesucht.«
    Plötzlich schoss das Mädchen vor und krallte die mageren Hände schmerzhaft in sein Gesicht. »Ihr seid schuld, dass sie meine Eltern und meine Schwester getötet haben! Ihr seid schuld, dass sie mich verkauft haben!«
    Mit einem schmerzhaften Aufstöhnen umklammerte Joß die Handgelenke des Mädchens. Blut rann ihm über die Wange, wo ihre Fingernägel ihm die Haut aufgerissen hatten.
    »Hör zu, deine Schwester ist nicht tot.«
    Sofort entspannten sich ihre Hände. »Ihr lügt!«
    »Nein, es ist die Wahrheit. Ich habe erst vor kurzem mit ihr gesprochen. Sie lebt und ist auf der Suche nach dir.«
    Alinas erste Freude verflüchtigte sich sogleich wieder. Wie soll sie mich hier bloß finden?, dachte sie verzweifelt.
    »Wisst Ihr, wo sie jetzt ist?«
    »Da ich deine Entführer belauscht hatte, habe ich ihr geraten, nach Speyer zu gehen. Wenn sie

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