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Die Knopfmacherin

Die Knopfmacherin

Titel: Die Knopfmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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Freier von den Huren verlangten. Nicht nur einmal hatte sie mit ansehen müssen, wie sich die Männer in den Gängen keuchend zwischen den Schenkeln der Huren abmühten. Oder wie die Huren vor ihnen knieten, während die Männer ihre Köpfe in einem seltsamen Rhythmus dirigierten, um sich schließlich in ihren Mund zu ergießen. Allein der Gedanke, das mit jedem ungewaschenen Kerl tun zu müssen, der zur Tür hereinkam, verursachte Alina großen Ekel.
    Lediglich die Tatsache, dass ihr Blut noch nicht floss, bewahrte sie derzeit vor diesem Schicksal. Doch wie viel Zeit hatte sie noch? Wenn es nach den Reden der Huren ging, von denen einige recht freundlich zu ihr waren, hätte sie längst bluten müssen.
    Sie schob die finsteren Gedanken beiseite und machte sich an die Arbeit.
    Seit zwei Tagen fühlte sie sich nun schon schlecht, dennoch schleppte sie sich in die Küche und entzündete das Feuer. Als sie damit fertig war, nahm sie den Wassereimer und verließ damit das Haus. In der ersten Zeit hatte sie noch gehofft, auf diese Weise entkommen zu können. Aber auch an diesem Morgen lungerte einer der Handlanger der Hurenwirtin gleich neben dem Haus herum.
    »Wohin des Wegs, Jungfer?«, fragte er spöttisch, während er sie gierig musterte.
    »Wasser holen«, entgegnete Alina einsilbig und nahm es hin, dass der Mann sich ihr anschloss.
    Am Brunnen war um diese Zeit noch niemand. Nur eine Katze schlich darum herum und maunzte, als wäre sie ungehalten über die Störung.
    »Verschwinde!«, zischte Alina dem Tier wütend zu, dann ließ sie den Eimer ins Wasser hinunter.
    Als sie ihn wieder hochzog, spürte sie plötzlich ein schmerzhaftes Ziehen im Unterleib. Erst dachte sie, sie hätte sich den Magen verdorben, doch im nächsten Augenblick wurde ihr klar, dass es etwas anderes war. Erschrocken hielt sie inne.
    »Was ist mit dir?«, fragte der Wächter, der sie nicht aus den Augen gelassen hatte.
    Während ihr kalter Schweiß auf die Stirn trat und Panik ihr Innerstes flattern ließ, schüttelte Alina gleichmütig den Kopf. »Nichts. Es ist nichts.«
    »Siehst aber nicht so aus. Ist dir schlecht, Mädchen? Du bist auf einmal so blass.«
    »Mir geht es gut!«, beharrte Alina und zog den Eimer weiter nach oben.
    Nachdem sie ihn schließlich über den Brunnenrand gehoben hatte, beeilte sie sich, zurück ins Hurenhaus zu kommen.
    Etwas lief warm über die Innenseite ihrer Schenkel. Alina schloss die Augen und biss sich auf die Lippen. Bitte, lass ihn nichts bemerken, flehte sie stumm. Lass ihn nicht sehen, was mit mir los ist.
    Da der Wächter darauf achten sollte, dass niemand aus dem Haus floh, blieb er an der Tür zurück. Alina hatte allerdings das Gefühl, dass sein Blick weiterhin auf ihrem Rücken brannte. Rasch brachte sie den Wassereimer in die Küche und füllte den großen Kessel. Mit zitternden Händen und weichen Knien huschte sie dann in ihren kleinen Verschlag.
    Während weitere Krämpfe ihren Unterleib durchzogen, raffte sie ihren Rock. Angesichts des Blutes, das an ihren Schenkeln klebte, hätte sie beinahe laut aufgeschrien. Rasch hielt sie sich den Mund zu und schloss die Augen. Es war also so weit.
    Da ihre große Schwester dieses Übel schon vor einigen Jahren überkommen hatte, wusste sie genau, was es bedeutete. Sie war nun kein Kind mehr, sondern eine Frau.
    Sobald die Wirtin das mitbekam, würde sie sie den Männern zum Fraß vorwerfen.
    Panik stieg in Alina auf. Am liebsten hätte sie sich in ihrem Verschlag verkrochen oder unsichtbar gemacht, doch sie konnte unmöglich hierbleiben. Aber so konnte sie auch nicht nach draußen. Sobald die Blutung stärker wurde, würde die Wirtin etwas bemerken.
    Während Alina verzweifelt nach einem Ausweg suchte, fiel ihr Blick auf ein paar alte Lumpen, die ihr die Wirtin als Lappen zur Verfügung gestellt hatte. Kurzentschlossen schob sie sich den Stoff zwischen die Beine und band ihn so gut wie möglich fest.
    Wenn ich die Tücher hinterher verbrenne, dachte Alina, während ihr Innerstes angstvoll flatterte wie die Schwingen einer Taube, sollte niemand etwas mitbekommen. Wie sie von Melisande wusste, hörte das Übel nach ein paar Tagen wieder auf. Bis dahin würde sie schon durchhalten.
    »Alina!«, schnarrte die Wirtin.
    Dass die Alte ebenfalls schon auf den Beinen war, wunderte Alina. Sofort ließ sie den Rock wieder über ihre Beine fallen und trat aus dem Verschlag.
    »Was hast du um die Zeit noch in deiner Kammer zu suchen?«, fuhr die Vettel sie an.

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