Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Köchin und der Kardinal

Die Köchin und der Kardinal

Titel: Die Köchin und der Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
Vom Netzwerk:
erschrak. Nahm er es ihr immer noch übel, war er vielleicht doch immer in sie verliebt gewesen?
    »Nein, ich nehme dir die Beziehung zu Jakob nicht übel, Elisabeth«, sagte er und lachte gutmütig. »Wenn ich auch froh bin, dass er im Augenblick nicht in deiner Nähe ist. Schließlich will ich auch etwas von dir haben.«
    Er wollte sicher, dass sie wieder für ihn kochte. War das nicht auch eine Art von Liebe? »Ich könnte wieder für dich und die anderen im Haus kochen«, sagte sie.
    Er wirkte erfreut. »O ja, das wäre mir äußerst lieb. Es warenschöne Zeiten in Baden, im Kloster Lichtenthal, in Paris, in Straßburg und im Burgund.«
    »Und in Speyer«, fügte Elisabeth hinzu. »Ich werde nie den Weihnachtsabend in der Bischofspfalz vergessen. Und wie später die kaiserliche Armee anrückte.«
    »Man lacht heute noch über dein weißes Tuch, Elisabeth.«
    »Ach, dann ist es also doch nicht unbemerkt geblieben.«
    »Es gibt wenig zwischen Menschen, das unbemerkt bleibt.«
    Elisabeth hatte ihr Frühmahl beendet. Sie wischte sich den Mund mit einer Damastserviette ab. »Wie soll es denn nun weitergehen?«, fragte sie.
    »Morgen ist der 9. Juni, da will Bernhard auf dem Marktplatz eine Ansprache an das Volk halten. Gegen Mittag können wir in den Gasthof zum ›Roten Bären‹ gehen, den alte Bekannte von uns wieder aufgemacht haben.«
    »Wer?«, fragte Elisabeth gespannt.
    »Paul und Melvine aus Baden. Sie hatten zuletzt eine Gastwirtschaft am Rhein, mit einer Aalräucherei.«
    »Und, haben sie die nicht mehr?«
    »Doch, sie wollen wieder eine einrichten, aber sie müssen sich dann mit Fischen aus der Dreisam begnügen, der Rhein ist zu weit weg.«
    »Gibt es genügend Vorräte in der Stadt? Ich habe gesehen, dass in den Gärten allerlei Früchte und Gemüse standen.«
    »Ja, Bernhard hält die Bevölkerung immer wieder dazu an, und darüber will er auch morgen zu ihnen sprechen. Was ist denn eigentlich mit deinen Kleidern?«
    »Die waren schmutzig und fadenscheinig, ich musste sie auf der Burg zurücklassen.«
    »Dann sind das Kleider vom Kommandanten?«
    »Von seiner Frau oder einer seiner Dirnen, nehme ich an.«
    »Und der Koller? Wohl vom Kommandanten selbst?«
    Elisabeth wurde rot. »Den hat Jakob mir übergestreift, weil die Männer mein Kleid zerrissen hatten.«
    »Wollten sie dir Gewalt antun?« Der Kardinal hatte seine Hände zu Fäusten geballt.
    Elisabeth schüttelte es geradezu bei der Erinnerung. »Ja, aber Jakob kam gerade rechtzeitig, um sie daran zu hindern.«
    Den Tag verbrachte Elisabeth damit, sich in dem Zimmer, das ihr zugewiesen wurde, wohnlich einzurichten. Im Keller des Hauses gab es genügend Bilder, Teppiche und Möbel. Wenn Elisabeth aus dem Fenster schaute, konnte sie die grünen Gipfel des Schwarzwaldes erkennen. Inzwischen waren dunkle Wolken aufgezogen. Es begann zu regnen. Eigentlich konnte Elisabeth ganz zufrieden sein. Zwar wusste sie immer noch nicht, ob ihre Eltern und ihr Bruder noch am Leben waren. Sie hatte ihre Schwester Agnes verloren und konnte nicht sicher sein, Jakob noch einmal zu sehen. Ihre Kameraden aus dem Kaiserstuhl waren verschollen. Dafür hatte sie den Kardinal wiedergefunden, und er hatte ihr verziehen. Paul und Melvine waren in die Stadt gezogen. In der nächsten Zeit würde sie damit beschäftigt sein, Nahrungsmittel aufzutreiben und zu kochen, da war an eine Reise nach Breisach nicht zu denken. Am späten Nachmittag suchte sie den Kardinal in seiner Stube auf. Es war nicht mehr richtig hell geworden, so dass er eine Öllampe angezündet hatte, in deren Licht er in der Lutherbibel las.
    »Was ist denn aus den Bibeln in Straßburg geworden?«, fragte Elisabeth.
    »Die waren dem Papst ein Dorn im Auge. Sie stachen ihn so sehr in sein päpstliches Selbstbewusstsein, dass er alle einsammeln und verbrennen ließ.«
    »Und dir konnte er nichts mehr anhaben?«
    »Nein, kraft Richelieus Fürsprache und dank des Schutzes, den mir Bernhard gewährt, kommt er nicht mehr an mich heran.«
    »Sind seine Spitzel nicht überall?«
    Er hob die Arme. »Dagegen können wir nichts ausrichten, liebe Elisabeth, damit müssen wir leben.«
    »Hast du noch weitere Bibeln drucken lassen, hier in Freiburg?«
    »Ich glaube, du bist hellsichtig, Elisabeth. Genauso ist es. Es gibt hier einige Bürger der Stadt, die schon lange protestantisch sind und sich unter dem Joch des Kaisers ducken mussten.«
    »Der Kaiser wird alles tun, was in seiner Macht steht, um Breisach zu halten und

Weitere Kostenlose Bücher