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Die Köchin und der Kardinal

Die Köchin und der Kardinal

Titel: Die Köchin und der Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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verbarg den Brief in der Schublade des Pultes. Es klopfte noch einmal, kräftiger. Mit drei Schritten war Jakob an der Tür und riss sie auf. Agnes stand davor, in ein halblanges, seidenes Gewand gehüllt. Ihr schmaler Körper zeichnete sich unter dem dünnen Stoff ab, ihre Augen sahen groß und dunkel aus.
    »Lass mich herein, Jakob, ich muss mit dir sprechen«, sagte sie drängend und wollte sich an ihm vorbei in den Raum schieben.
    »Ich habe aber mit dir nichts zu besprechen«, antwortete er. »Ich muss morgen früh aufstehen, lass mich jetzt schlafen, Agnes.«
    »Das da vorhin draußen bei den Ställen, das war ich«, sagte sie.
    »Und? Was willst du damit sagen?«
    »Ich habe etwas gehört.«
    »Du hast gelauscht? Schäm dich!«
    »Es war Zufall, dass ich dort vorbeikam. Ich hörte die Detonation und schaute aus dem Fenster. Später sah ich dich zu den Ställen gehen und eilte hinunter, um mit dir zu sprechen.«
    »Warum hast du gesagt, ich hätte dich bedrängt?«, wollte er wissen. »Warum hast du mich beim Kommandanten angeschwärzt?«
    »Aber das hast du doch!« Sie verzog ihren Mund zu einem Flunsch. »Ich merke doch, dass du mich liebhast, so, wie du mich immer anschaust. Deine Gedanken würde ich gerne kennen!«
    »Agnes, jetzt reicht es! Geh wieder in dein Bett.«
    »Ich möchte aber in deines.«
    Jakob schob sie aus dem Zimmer hinaus und versuchte, die Tür zu schließen.
    »Weise mich nicht noch einmal zurück, sonst schreie ich die ganze Burg zusammen!«, rief sie in einem schrillen Tonfall. Jakob hätte ihr am liebsten den Mund zugehalten. Aber das hätte sie wieder gegen ihn verwenden können.
    »Wenn ich von dem Beutegang zurück bin, werde ich mich mehr um dich kümmern«, sagte er, um sie zu beschwichtigen.
    »Nimm mich mit! Ich halt es nicht mehr aus auf dieser Burg, ich halte diesen Gestank nicht mehr aus, diese dreckigen Männer mit ihren gierigen Augen! Unten in der Stadt ist auch nichts mehr los, da wandeln sie wie die Gespenster herum.«
    »Ich kann dich nicht mitnehmen, Agnes. Glaub mir, ich werde mit viel Korn und anderen Dingen zurückkommen, vielleicht sogar mit einem Kuchen.«
    »Ganz bestimmt?«
    »Ganz bestimmt. Und nun geh schlafen, Agnes.«
    In ihre Augen trat auf einmal ein gefährlicher Glanz. »Ich habe gehört, was du zu deinem Pferd gesagt hast«, trumpfte sie auf.
    »Was soll ich gesagt haben?«
    »Dass du einen Brief an Elisabeth schreiben und durch einen Boten schicken willst. Das ist Zusammenarbeit mit dem Feind. Wenn du nicht hältst, was du versprochen hast, erzähle ich es dem Kommandanten.«
    Sie trat einen Schritt auf ihn zu, warf die Arme um seinen Hals und drückte ihm einen Kuss auf den Mund. Ihre Lippen schmeckten nach Karamelcreme. Agnes drehte sich um, lief den Gang zur Treppe entlang, ohne sich noch einmal umzudrehen. Mit schwerem Herzen schloss Jakob die Tür, drehte den Schlüssel herum, löschte das Licht und fiel todmüde auf sein Bett.

31.
    Am folgenden Morgen wurde das ganze Ausmaß der Katastrophe sichtbar. Die Vorratskammer, das Pulvermagazin und vierzig Häuser der Stadt waren zerstört. Reinachs Männer hatten die Schuldigen nicht gefunden, auch nach stundenlanger Suche nicht.
    »Ich nehme an, sie sind zu den Belagerern übergelaufen«, meinte der Kommandant grimmig. »Die werden sie mit offenen Armen empfangen haben, weil sie ja selbst so viel zu beißen haben.« Er lachte gehässig und wandte sich an Jakob.
    »Umso wichtiger ist es, dass du mit deinem Auftrag Erfolg hast. Gehe über den Rhein! Auf der anderen Seite lagern sieben Reiterregimenter von uns. Sie sollen Korn besorgen und uns dann entsetzen.«
    »Ich werde tun, was ich kann«, versicherte Jakob. Wie schon einmal, zog er sich das Gewand eines Priesters an und folgte dem Gang, der in den Burggraben führte. Und wie beim letzten Mal war auch diesmal der Ring nicht ganz geschlossen. So gelangte Jakob ungesehen durch den Wald an den Rhein. Die Brücke, die er von ferne sehen konnte, war mit feindlichen Soldaten besetzt. Deshalb lief er so lange am Ufer entlang, bis er einen Fischer traf, der mit dem Ausbessern seines Bootes beschäftigt war.
    »Gott zum Gruß, Fischer«, sagte Jakob. Er zog seine Geldkatze heraus. So geizig von Reinach auch war, den Sold zahlte er seinen Leuten immer aus.
    »Willst du dir zwei Gulden verdienen?«, fragte er. »Einen dafür, dass du mich auf die andere Seite des Flusses bringst, einen für einen Botengang nach Freiburg?«
    »Das ist aber sehr gefährlich,

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