Die Köchin und der Kardinal
Augenblick klopfte es. Sie fuhren auseinander. Jakob ging zur Tür und schaute vorsichtig hinaus. Elisabeth hörte ihn mit jemandem flüstern.
»Ich weiß, wer da drin ist«, sagte eine Stimme. Es war Agnes. Und schon erschien sie, reizend anzusehen in einem schwarzen Taftkleid.
»Elisabeth, was hast du hier zu suchen?«, fragte sie in schneidendem Tonfall.
»Ich will dich und Jakob hier herausholen«, antwortete Elisabeth.
»Mit dir gehe ich nirgendwohin«, fauchte Agnes. Die Elisabeth so verhasste Kälte lag in ihrer Miene.
»Willst du denn hier sterben?«, rief Elisabeth verzweifelt. »Ich liebe dich, du bist doch meine Schwester!«
»Wir mögen Schwestern sein, doch mein Platz ist an Jakobs Seite. Mit ihm werde ich siegen oder untergehen.«
»Das ist nicht wahr!«, schluchzte Elisabeth auf. Jakob schaute sie an und schüttelte fast unmerklich den Kopf. Der Donner wurde allmählich leiser.
»Verschwinde jetzt, oder ich rufe den Kommandanten«, sagte Agnes. »Dann kommst du zum zweiten Mal in das Verlies. Und ich bezweifle, dass der Kardinal dich ein zweites Mal auslösen wird, wenn er hört, zu wem du dich wieder geschlichen hast.«
Elisabeth raunte Jakob noch zu, er solle ihr Nachricht geben, dann lief sie zur Tür und rannte den ganzen Weg zurück biszum Geheimgang. Ein paar Knechte und Mägde begegneten ihr unterwegs, machten erschrocken Platz. Elisabeth schob den Vorhang zum Geheimgang beiseite und kroch, so schnell sie konnte, hindurch. Draußen rauschte der Regen nieder. Sie erreichte den Platz, an dem die Soldaten immer noch ihren Mohnschlaf schliefen. Leander und Hans hatten unter der Eiche, an der Elisabeth sie verlassen hatte, Schutz gefunden. Gemeinsam eilten sie zu der Stelle, wo sie Melvine treffen wollten. Die kam auch einige Zeit später, ganz durchnässt, aber glücklich. Ein intensiver Geruch nach Fisch drang aus dem Wagen.
»Ich habe Karpfen, Hechte, Zander, Aal und Forellen bekommen«, sagte sie. Ihr rundes Gesicht strahlte, die nassen Haare hingen ihr in die Stirn. Inzwischen versuchte die Sonne, sich durch die aufsteigenden Nebel zu kämpfen.
»Steigt ein«, forderte Melvine sie auf. »Und dann erzählt, was ihr erreicht habt.«
Als die drei Platz auf dem Wagen genommen hatten, trieb Melvine das Pferd an.
»Gar nichts haben wir erreicht«, antwortete Elisabeth. »Ich habe einen Kuchen verkauft, die feindlichen Männer zum Schlafen gebracht und mit Jakob und Agnes gesprochen.«
»Immerhin bist du nicht erwischt worden«, warf Hans ein.
»Es hätte aber nicht viel gefehlt. Agnes hat gedroht, mich an den Kommandanten zu verraten.«
»Warum gibst du dich eigentlich noch mit denen ab?«, wollte Leander wissen. »Wer nicht will, der hat schon. Es gibt auch noch andere passende Männer auf der Welt.«
»Ich verstehe, dass du enttäuscht bist«, redete Melvine ihr zu. »Lenk dich ein wenig ab. Du kannst uns beim Räuchern der Fische helfen.«
»Und wir dürfen bei aller Not, die zur Zeit herrscht, auch nicht vergessen, einmal wieder fröhlich zu sein«, gab Leander zu bedenken. Er zog seine Maultrommel heraus und begann auf ihr zu spielen. Auf Elisabeth hatte es eine beruhigende Wirkung.Bis sie nach Freiburg kamen, waren ihre Kleider in der Sonne getrocknet. Hans und Leander verabschiedeten sich und gingen zu den anderen in ihre Wohnung. Elisabeth half Melvine, die Fische für zwölf Stunden in Salzwasser einzulegen, am Tag darauf würden sie dann in den Räucherofen kommen. Der Kardinal erwarte sie im Münster, erzählte Paul Elisabeth. Nachdem sie sich gewaschen und vom Fischgeruch befreit hatte, machte sie sich auf den Weg dorthin. Der Kardinal saß in einer Bank des riesigen Kirchenschiffes. Weihrauch wurde zwar kaum noch benutzt, weil er zu teuer war, aber ein leiser Geruch davon hing immer noch in dem Holz der Bänke. Elisabeth setzte sich neben den Kardinal. Sie waren ganz allein in der Kirche.
»Habt ihr Erfolg gehabt am Rhein?«, wollte der Kardinal wissen.
»Ja, wir haben viele Fische bekommen, die wir jetzt eingesalzen haben. Morgen kommen sie in den Räucherofen.«
»Habt ihr etwas von Bernhards Belagerungsheer gesehen?«
Elisabeth schluckte. »Ja, der Ring ist dicht geschlossen. Ich glaube nicht, dass sie in der Festung noch lange durchhalten.«
»Für mich ist Breisach zurzeit der Graben, der die Christenheit trennt«, fuhr der Kardinal fort. »Kaiser und Papst werden alles in ihrer Macht Stehende tun, um die Stadt in ihre Gewalt zu bringen. Auf der anderen Seite
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