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Die Köchin und der Kardinal

Die Köchin und der Kardinal

Titel: Die Köchin und der Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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standen die beiden Mönche in den schwarzen Radmänteln, aus denen die weißen Untergewänder hervorblitzten. Die Kapuzen hatten sie so tief herabgezogen, dass Elisabeth ihre Gesichter nicht erkennen konnte.
    »Das hast du nicht erwartet, uns hier anzutreffen, nicht wahr, Elisabeth Weber?«, sagte der eine mit einer Stimme, die verstellt sein musste.
    »Wer seid Ihr?«, fragte Elisabeth. »Und warum verfolgt Ihr uns?«
    »Wir sollten lieber dich fragen, was euch einfällt, euch dem Papst und dem Kaiser entgegenzustellen«, gab der andere zurück. »Diese Stadt, dieses Land, gehören dem Kaiser und damit auch dem Papst!«
    »Sie gehören Bernhard von Sachsen-Weimar, allenfalls noch dem französischen König!«
    »Du bist aufmüpfig, das haben wir schon damals in Baden bemerkt.«
    Elisabeth hatte ein klammes Gefühl in der Magengrube. »Was habt Ihr damals bemerkt?«
    »Dass du mit Weltlin unter einer Decke steckst. Ihr habt die Schriften von Galilei, Kepler und Kopernikus besessen, dazu die Lutherbibel. Und ihr habt sie nicht nur besessen, sondern auch vertrieben und in Straßburg drucken lassen! Und hier in Freiburg haltet ihr Versammlungen ab und hetzt die Leute auf.«
    »Ich dachte immer, Papst Urban sei ein Gönner von Galilei.«
    »Woher willst du, Frau, das wissen? Und wenn es so wäre: Der Inquisitor denkt anders darüber.«
    »Wo ist Kardinal Weltlin?«
    »An einem sicheren Ort«, antwortete der Erste.
    »Habt Ihr ihn entführt?«, fragte Elisabeth.
    »Wir haben ihn an einen sichern Ort gebracht, mehr brauchst du nicht zu wissen.«
    »Ich weiß aber, wer Ihr seid.« Elisabeth überlegte angestrengt,wie sie den Aufenthaltsort des Kardinals herausfinden konnte.
    »Nun, wer sind wir deiner Meinung nach?« Der zweite Mönch verschränkte die Arme vor seiner Brust.
    »Ihr seid Abgesandte des Inquisitors Berni, der von Papst Urban VIII. eingesetzt wurde, um den vermeintlichen Irrglauben im Deutschen Reich aufzuspüren.«
    »Und Verstöße gegen den rechten Glauben zu ahnden.« Der Mönch nickte beifällig.
    »Unsere Macht ist aber größer, als ihr alle zu denken scheint«, warf der Erste ein. »Wir haben nämlich gestern dem Herzog von Sachsen-Weimar eine Botschaft nach Colmar geschickt. Er soll die Belagerung einstellen, sonst wird es dem Kardinal übel ergehen.«
    »Aber das könnt Ihr doch nicht im Ernst glauben, dass Ihr damit durchkommt!«, fuhr Elisabeth auf. »Bernhard würde niemals die Belagerung einstellen, auch wegen des Kardinals nicht!«
    »Wir kennen den Charakter des Herzogs von Weimar. Du wirst schon sehen, ihr alle werdet sehen, dass wir recht behalten.«
    »Und damit du nicht gleich losrennst und es der ganzen Welt erzählst, sperren wir dich in die Krypta ein.« Er kam auf sie zu und packte sie am Arm. Sein Griff tat ihr weh. Sie wehrte sich, so gut sie konnte, versuchte nach ihm zu treten, aber mit Hilfe des anderen Mönchs wurde sie bald in die Krypta zurückgedrängt. Das Gitter fiel zu, der Mönch sperrte das Gatter zu. Eingesperrt! Unter der Erde, mit nichts als einer Kerze und ein paar Steinsärgen. Warum vergriffen die anderen sich ausgerechnet immer an ihr? Und woher hatten die eigentlich den Schlüssel? Sie mussten ihn dem Kardinal abgenommen haben, der ja häufiger in der Kirche zu tun hatte. Elisabeth setzte sich auf den Steinboden und dachte darüber nach, wohin sie den Kardinal gebracht haben konnten. Ihr Magen begann zu knurren. Daheimhatte sie eine Fischsuppe mit Gemüse gekocht, die hätte der Kardinal zum Abendbrot essen sollen. Die Kälte kroch vom Steinfußboden her in ihren Körper. Sie merkte, dass sie immer steifer wurde. Was wäre, wenn die Mönche es sich anders überlegt hatten, zurückkommen und sie ermorden würden? Sie presste sich mit ihrem ganzen Gewicht auf den kalten Boden. Am liebsten wäre sie hineingekrochen. Sie wagte auch nicht, laut um Hilfe zu rufen, gewiss kamen sie dann zurück und erstachen sie. Irgendwann glitt sie in einen Traum hinüber. Es war Winter, es war eiskalt, die Flocken stachen wie Eisnadeln in ihr Gesicht. Das Schiff zog auf dem Rhein vorüber, Eisschollen türmten sich auf. Die Menschen auf dem Schiff verharrten stumm und bewegungslos auf der Stelle. Als sie näher hinsah, bemerkte sie, dass die Bärte der Männer gefroren waren. Gesichter, Hände waren bleich wie der Tod. Es war ein Geisterschiff. Ein eisiger Atem wehte von dort herüber, zog sie an, zog sie mit sich, saugte sie auf wie ein kalter Höllenschlund. Mit einem Schrei wachte

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