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Die Köchin und der Kardinal

Die Köchin und der Kardinal

Titel: Die Köchin und der Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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brachte die restlichen Teller. Sie wünschte einen guten Appetit.
    »Ich werde Melvine und Paul fragen, ob sie mit mir an den Rhein fahren. Der Kardinal soll nämlich nicht wissen, was ich vorhabe. Dann will ich mir beim Apotheker ein Schlafmittel kaufen und es in einen Kuchen hineinbacken. Den will ich den Bewachern der Festung zukommen lassen, wenn es nötig ist. Zumindest an der Stelle, an der ich zu dem geheimen Gang gelange.«
    »Es ist sehr gefährlich«, meinte Leander. »Aber in gefährlichen Unternehmungen hast du ja inzwischen Übung, Elisabeth.«
    Am Nachmittag besuchte Elisabeth einen alten Apotheker, dem sie ein Fläschchen pulverisierten Schlafmohn abkaufte. Auf dem Markt stand eine einsame Gemüsefrau hinter ihrem Tisch. Elisabeth schoss ein Gedanke durch den Kopf. Sie konnte doch Jakob etwas mitbringen. Aber wie sollte sie einen Sack mit Gemüse, mit Mehl oder getrockneten Erbsen in die Festung bringen? Wie wäre es mit Samen, damit die Belagerten etwas anpflanzen und später ernten konnten? Sie kaufte ein Leinensäckchen voll mit Samen und eilte damit nach Hause. Der Kardinal und das Küchenpersonal waren nicht anwesend, so dass sie in aller Ruhe einen Rührkuchen vorbereiten konnte. In einer Schüssel rührte sie Butter schaumig, tat nach und nach Honig, eine Prise Salz und drei Eier hinein und verrührte den Teig kräftig. Mit einem Löffel gab sie Mehl hinzu und ließ den Schlafmohn hineinrieseln.
    Anschließend buk sie den Kuchen und überzog ihn mit einer Honigglasur.

32.
    Am nächsten Tag in aller Frühe fuhren Elisabeth, Melvine, Leander und Hans in einem Gespann Richtung Breisach. Die Sonne hatte sich hinter bleischweren Wolken versteckt. Ab und zu begegneten ihnen kleine Gruppen von Soldaten. Wenn einer von ihnen nach dem Woher und Wohin fragte, sagte Melvine: »Wir kommen von Freiburg und wollen Rheinfische kaufen, für unsere Räucherei.« Die Soldaten schienen damit zufrieden zu sein. Kurz vor Breisach trennten sich ihre Wege. Melvine fuhr an den Rhein, ungefähr zu der Stelle, an der sie ihr Wirtshaus betrieben hatte, Leander, Hans und Elisabeth wandten sich zu dem Ort, den Jakob Elisabeth beschrieben hatte. Es war um die Mittagszeit, die Schwüle der Luft hatte zugenommen. Von Norden her zog eine schwarze Wand heran. Sie verabredeten sich für den frühen Abend an derselben Stelle. Die drei streiften vorsichtig durch den Wald. Elisabeth sah, dass fast rund um die Stadt Wassergräben angelegt worden waren. Jedoch führte an der Stelle, die Jakob ihr beschrieben hatte, ein Wildtierpfad geradewegs hinunter in einen Burggraben. Allerdings war der Belagerungsring jetzt fest geschlossen. Die drei besprachen sich leise, wie sie am besten vorgehen könnten. Elisabeth sollte versuchen, den Soldaten ihren Kuchen zu verkaufen, und dafür sorgen, dass auch alle davon aßen. Dann würde sie den Gang erreichen und in die Burg hinaufsteigen. Hans und Leander wollten bei der Eiche auf sie warten und ihr im Notfall zu Hilfe kommen. Die beiden Männer gingen hinter dem Baum in Wartestellung, derweil Elisabeth einen mitgebrachten Kapuzenmantel überzog und auf die Soldaten zuschritt. Ihr Herz klopfte, aber sie ließ sich ihre Angst nicht anmerken.
    »Holla, wen haben wir denn da?«, fragte ein massiger Mann, wahrscheinlich ein Schwede, den blonden Haaren nach zu urteilen. Die anderen Männer, etwa zehn, sprangen aus ihrer liegenden oder hockenden Stellung auf.
    »Ich bin eine Bauerntochter aus Ihringen und möchte Euch meinen Kuchen verkaufen, ganz frisch gebacken«, sagte Elisabeth.
    »Was willst du denn dafür haben, du hübsches Ding?«, wollte der Schwede wissen.
    »Fünf Dukaten«, entgegnete Elisabeth. »Die braucht meine Familie, denn es warten noch fünf weitere Geschwister zu Hause.«
    Der Schwede blickte grinsend in die Runde. »Müssen wir den Kuchen eigentlich bezahlen? Wir können ihn uns doch nehmen und das Mädchen noch dazu.«
    »Wir sollten bei der Bevölkerung nicht ein so schlechtes Bild hinterlassen«, meinte ein anderer. »Bernhard von Sachsen-Weimar hat gesagt, wir sollten die Menschen schonen.«
    »Auf gewisse Dinge gibt es schwere Strafen«, sagte noch ein anderer.
    »Nun gib ihr schon das Geld, ich habe einen Mordskohldampf«, fiel der Erste wieder ein.
    Der Schwede zählte ihr das Geld in die Hand. Elisabeth gab ihm den Kuchen. Mit seinem Dolch schnitt er ihn in elf gleich große Teile.
    »Jetzt musst du uns auch Gesellschaft leisten, mit uns essen und trinken«, sagte er.
    O

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