Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Köchin und der Kardinal

Die Köchin und der Kardinal

Titel: Die Köchin und der Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
Vom Netzwerk:
ist es für Bernhard von Sachsen-Weimar lebenswichtig, den Sieg davonzutragen. Für ihn geht es ums Ganze, um Besitz und Ländereien. Er kam ja ohne all das in den Krieg.«
    »Du möchtest natürlich, dass Bernhard gewinnt?«
    »Ja, du etwa nicht?«
    »Doch«, gestand Elisabeth ein. »Bei allem, was ich über den Kommandanten von Breisach gehört habe, ist mir Bernhard natürlich tausendmal lieber. Am Liebsten wäre es mir natürlich, wenn der Krieg aufhören würde.«
    »Wenn es so einfach wäre, würde ich Bernhard bitten, sofort den Befehl zum Ende der Belagerung zu geben. Es geht aberum viel mehr, um die Vorherrschaft von Frankreich oder Österreich in Europa. Und ich möchte etwas dazu beitragen, dass die Entscheidung sich beschleunigt.«
    »Dieses Warten ist unerträglich, nicht wahr?«, sagte Elisabeth.
    »Am liebsten würde ich meine Kardinalssoutane abwerfen, meinen Kardinalsring verschenken und dich heiraten, Elisabeth.« Das kam nun wieder sehr unerwartet.
    »Wieso kannst du als Katholik überhaupt im Münster predigen, Thomas?«, fragte sie, um von seiner Frage abzulenken.
    »Das habe ich Bernhard zu verdanken. Er weiß, dass er sich auf mich verlassen kann. Außerdem weißt du ja, dass ich neuen Ideen gegenüber durchaus aufgeschlossen bin.«
    »Du meinst Kopernikus, Galilei und Kepler?«
    »Ja, und ich habe vor, hier in der Kirche noch ordentlich für Aufruhr zu sorgen!«
    »Hast du keine Angst, dass der Papst dir seine Schergen schickt? Denk daran, dass ich neulich wieder diese beiden Mönche gesehen habe.«
    »Es können irgendwelche Mönche gewesen sein, heutzutage treibt sich in den Städten allerlei Volk herum. Sie können mich auf jeden Fall nicht hindern zu tun, was ich für notwendig halte.«
    »Ich bewundere deinen Mut, Thomas«, sagte Elisabeth. »Ich selbst wäre dazu nicht in der Lage.«
    »Du hast auch jede Menge Mut, Elisabeth«, stellte er fest. »Du brauchst nur noch den Mut, dich zu entscheiden.«
    »Wie meinst du das?«, wollte sie wissen. Hatte er etwa doch etwas von ihrem Ausflug in die Feste Breisach gehört?
    »Das meine ich ganz allgemein«, meinte der Kardinal und lachte leise.
    Vom Eingang her war ein Knarren zu hören. Elisabeth fuhr herum und sah gerade noch, wie die schwere Tür ins Schloss fiel.
    Nachdem Elisabeth Jakobs Zimmer in der Festung Breisach verlassen hatte, funkelte er Agnes wütend an.
    »Was fällt dir ein, solche Dinge zu behaupten? Bist du noch ganz bei Trost?«
    Agnes schob trotzig die Unterlippe vor. »Wenn ich dich nicht bekomme, soll sie dich auch nicht bekommen.«
    »Du bist abscheulich, Agnes! Hat dir das schon mal jemand gesagt? Dass du abscheulich bist, hinterhältig und geldgierig?«
    »Ja, ich höre es schon mein Leben lang, und wenn es niemand gesagt hat, so hat es doch ein jeder gedacht.«
    »Du redest vollkommenen Unsinn!«, rief Jakob. »Alle waren immer besonders bemüht um dich. Und wie hast du es gedankt?«
    »Ich habe mich auch immer besonders bemüht. Hat man mir das je gedankt?«
    »Ach, es ist zwecklos«, sagte Jakob mehr zu sich selbst. »Geh jetzt, Agnes, ich kann deinen Anblick nicht mehr ertragen.«
    Agnes schluchzte auf und rannte aus dem Zimmer. Hoffentlich würde dieses klare Wort sie endlich einmal zur Besinnung bringen!
    In Breisach wurden die Lebensmittel immer knapper, alles Vieh war inzwischen geschlachtet und aufgegessen. Das Saatgut hatte Jakob zwar ausgesät, aber die Samen von Rettich, Winterkohl, Bohnen und Fenchel wuchsen nur langsam. Zu seinem Entsetzen stellte er fest, dass er nicht mehr herauskonnte, auch nicht zu der Schlacht, die Bernhards Truppen am 9. Juli gegen sieben kaiserliche Reiteregimenter begannen. Die Kaiserlichen wurden geschlagen, Bernhards Heer erbeutete dreizehn Standarten, den kaiserlichen Tross und eintausend Pferde. Die Vorstellung, in einem sinkenden Schiff zu sitzen, einem langsamen Tod ausgeliefert zu sein, legte sich wie eine Würgehand um seinen Hals.
    »Was gedenkst du zu unternehmen, Hans Heinrich?«, fragte Jakob den Kommandanten, als sie eines Abends wieder einmal nach dem Essen im Rittersaal saßen.
    »Wir haben am 14. Juli einen Vorstoß Bernhards bei Kenzingen und Offenburg zurückgeschlagen. Ich weiß, dass wir letztendlich siegen werden. Wir und der Katholizismus. Kaiser und Papst sollen hochleben!«
    Die Offiziere stimmten in den Hochruf ein. Jakob hatte ein mulmiges Gefühl im Magen.
    »Du musst etwas unternehmen, Hans Heinrich«, sagte er schärfer, als er es eigentlich beabsichtigt

Weitere Kostenlose Bücher