Die Köchin und der Kardinal
zum Tanze gehn,
schneeweiß war sie gekleidet.
Was sah sie dort am Wege stehn?
Ein Lorbeerbaum so schöne.«
Erinnerungen kamen in Elisabeth hoch. Trotz der Lage in der Stadt blieben Passanten stehen und erfreuten sich an dem Spiel. Leander sang die letzte Strophe:
»Und haut man mich im Winter ab,
im Sommer grün ich wieder.
Ein Mädchen, das sein Ehr verliert,
gewinnt sie niemals wieder.«
Die Leute klatschten Beifall, Leander machte mit seinem Hut die Runde und sammelte Geld ein. Es war nicht viel, was die Leute geben konnten, aber ein paar Kreuzer waren bestimmt zusammengekommen.
»Kommt ihr mit zum Gasthof ›Zum roten Bären‹?«, fragte Elisabeth, nachdem sie alle mit Handschlag und Umarmungen begrüßt hatte.
»Gasthof ist immer gut«, meinte Hans.
»Besonders, nachdem wir wieder ein wenig verdient haben«, setzte Konstantin hinzu.
»Wie kommt ihr denn nach Freiburg?«, fragte Elisabeth im Weitergehen.
»Nachdem uns dieser Knollfink aus Breisach auseinandergetriebenhatte, sind wir hoch in den Wald beim Totenkopf geflohen«, erzählte Leander. »Aber da haben wir es nicht lange ausgehalten. Zu oft kam dieser Hornochse, um das Wild abzuknallen und uns bei unseren Streifzügen zu stören.«
»Da haben wir uns gedacht«, fuhr Daniel fort, »dass es in der Stadt doch eigentlich besser zum Leben sein müsste.«
»Wir haben hier reiche Beute gemacht«, ergänzte Hans. Elisabeth schaute sich um, ob auch niemand mithörte. Inzwischen waren sie beim Gasthof angekommen. Einige Gäste saßen draußen an den Tischen und aßen ein spinatähnliches Gericht mit Rühreiern. Elisabeth brachte die gelben Rüben und die Rote Bete in die Küche, derweil ihre Freunde sich an einem freien Tisch niederließen. Der Aufruf zu Spenden hatte offensichtlich schon seine Wirkung getan, denn auf der Arbeitsfläche stapelten sich altbackenes Brot, Innereien und Gemüse in Schüsseln. Melvine machte sich gleich daran, die Möhren und die Rote Bete zu schälen und kleinzuschneiden.
»Ich habe noch ein paar Freunde mitgebracht«, sagte Elisabeth zu Melvine.
»Setz dich nur hin, ich bringe euch gleich einen Salat«, erwiderte die Wirtin.
Die anderen Gäste zahlten und verließen ihre Plätze, so dass Elisabeth sich ungestört mit den Männern unterhalten konnte.
»Habt ihr gehört, wie es inzwischen in Breisach aussieht?«, fragte sie.
»Ja, dieser dicke Kommandant, der uns verfolgt hat«, sagte Leander. »Und dessen Männer mich ziemlich verletzt haben«, warf Konstantin ein.
»Dieser von Reinach«, fuhr Leander fort, »sitzt jetzt arg in der Klemme, hab ich gehört. Die Vorräte sollen ihnen allmählich ausgehen.«
»Elisabeth, erzähl mal, was mit euch beiden geschehen ist, nachdem wir uns aus den Augen verloren hatten«, sagte Leander.
»Agnes und ich wurden eingesperrt, aber am nächsten Tagschon wieder freigelassen, weil der Kardinal Weltlin uns ausgelöst hatte.«
Die anderen klatschten in die Hände.
»Der Gute!«, meinte Leander. »Dem wird das Geld wohl niemals ausgehen.«
»Agnes ist noch in der Festung«, erklärte Elisabeth.
»Warum ist sie nicht mit dir gegangen?«, wollte Leander wissen. Die Männer schauten neugierig auf Elisabeth.
Sie merkte, dass sie ein wenig rot wurde.
»Sie wollte beim Kommandanten bleiben«, sagte sie leise.
Leander pfiff durch die Zähne. »Und was willst du jetzt machen? Sie verhungern lassen?«
»Sie wird nicht verhungern, dafür sorgt schon der Kommandant. Ich mache mir Sorgen wegen eines anderen Menschen, der noch in der Festung ist.«
Leander zwinkerte ihr zu, die anderen lachten.
»Und wie können wir dir dabei helfen, diese Sorgen loszuwerden?«, fragte Leander.
»Ich möchte in die Festung hinein, ich kenne einen Geheimgang. Vielleicht kann ich Agnes und diesen jemand dazu bewegen, mit mir von dort zu fliehen.«
»Nenn ihn ruhig beim Namen«, meinte Leander. »Ich habe mir schon gedacht, dass es dieser Hauptmann gewesen sein muss, der bei dem Überfall geschossen hat.«
»Er heißt Jakob und dient bei den Kaiserlichen«, antwortete Elisabeth.
»Uns ist es gleichgültig, wem einer dient«, gab Leander zurück. »Wir helfen dir natürlich!«
»Da wäre ich sofort dabei!«, rief Hans. Die anderen stimmten zu.
»Und wie willst du den Belagerungsring umgehen?«, wollte Leander wissen.
»Ich habe mir etwas ausgedacht«, sagte Elisabeth und senkte die Stimme.
Melvine kam aus der Wirtschaft und stellte drei Teller mit Salat vor sie hin, ging abermals hinein und
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