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Die Köchin und der Kardinal

Die Köchin und der Kardinal

Titel: Die Köchin und der Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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der Wimper zu zucken.
    »Erzähl noch, wie es euch ergangen ist«, wandte sich die Mutter wieder an Agnes.
    »Es ist alles schon so lange her!« Sie seufzte.
    »Das ist schnell erzählt«, meinte Agnes. »Wir flohen aus der Stadt, gingen mit den Männern von Valentin Andreä weiter und versteckten uns vor den Feinden. Schließlich landeten wir in Baden, wo wir beim Pfalzgrafen unterkamen, später in einem Kloster. Dann Straßburg, Paris und wieder Straßburg. Und jetzt bin ich hier in Breisach.«
    »Wir haben gehört, dass Calw lange Zeit von Seuchen heimgesucht wurde«, sagte der Vater. »Und dass Andreä später die Stadt wiederaufgebaut hat. Ach, der Superintendent Andreä!Ich hatte immer gehofft, auch einmal in ein solches Amt aufzusteigen. Gott hatte es anders mit uns vorgesehen.«
    »Ich war mir aber sicher«, fuhr die Mutter fort, als hätte sie den Einwurf ihres Mannes nicht gehört, »dass ihr beide nicht mehr dort wärt, dass der Soldat«, sie blickte anerkennend zu Jakob hinüber, »euch gewiss aus der Stadt hinausgebracht hätte.«
    »Und wir dachten, ihr wärt in irgendeinem Bauernhof im Schwarzwald untergeschlüpft«, meinte Agnes.
    »Das hätten wir gern getan, aber wir hatten uns schon so sehr an das Leben im Tross gewöhnt, dass wir gar nicht mehr wegwollten«, antwortete ihr Vater. »Jemand hat uns erzählt, dass Elisabeth und du geflohen seid. So wussten wir wenigstens, dass ihr nicht umgebracht worden seid. Und nur, wenn wir unterwegs waren, hatten wir die Hoffnung, euch wiederzufinden.«
    »Das dachten Elisabeth und ich ebenfalls«, meinte Agnes.
    »Geht es ihr gut?«, wollte ihre Mutter wissen. »Wann hast du sie zuletzt gesehen?«
    »Das ist schon eine Weile her«, erklärte Agnes. »Wahrscheinlich umsorgt sie Tag und Nacht ihren lieben Kardinal, kocht für ihn und isst selbst die feinsten Sachen, während wir hier darben.«
    Jakob platzte der Kragen. »Agnes«, sagte er in strengem Ton. »Das kannst du doch gar nicht wissen. Vielleicht leiden sie dort genauso Hunger wie die Bewohner von Breisach. Und außerdem gibt es auf der Burg noch genügend Lebensmittel.«
    »Davon möchte ich meinen Eltern und meinem Bruder auch abgeben«, lenkte Agnes ab. »Es bleibt immer genügend übrig, dass es für alle reicht.«
    »Ach, würdest du das wirklich tun?« Die Augen von Agnes’ Mutter leuchteten.
    »Bring uns bald etwas mit!«, forderte Lukas sie auf.
    Jakob bewunderte Agnes fast für ihre Fähigkeit, ihre Schwächen in den Augen anderer wie Tugenden aussehen zu lassen.
    Elisabeth eilte in die Gerberau, die Gasse, in der die Spielleute ihre zwei Zimmer gemietet hatten. Sie klopfte gar nicht erst an die Tür, sondern trommelte mit ihren Fäusten dagegen. Die Tür wurde aufgerissen, Leander stand im Rahmen.
    »Elisabeth, welche Freude!«, rief er. »Aus welchem Grund beehrst du uns zu dieser frühen Stunde?«
    Elisabeth schaute sich vorsichtig um. »Das kann ich hier draußen nicht sagen. Darf ich reinkommen?«
    Leander machte ihr Platz. Sie stieg vor ihm die alte Holztreppe hinauf. Es waren zwei Zimmer, in denen die Spielleute wohnten, mit niedrigen Decken und spärlich, aber gemütlich eingerichtet. Elisabeth sah die vertrauten Instrumente an der Wand lehnen. Die anderen jungen Männer, die gerade beim Frühstück saßen, begrüßten Elisabeth.
    Als ihr etwas zum Essen angeboten wurde, lehnte sie ab; sie wollte sich auch nicht setzen. »Ich bin gestern Abend von zwei Mönchen in die Krypta des Münsters gesperrt worden«, erzählte sie.
    »Das ist ja wohl die Höhe!«, bemerkte Leander. Die anderen hielten im Essen inne und riefen: »Was?«, »Na so was«, »Das kann doch nicht wahr sein!«
    »Mit welcher Begründung taten sie das?«, fragte Leander.
    »Sie sagten, sie hätten den Kardinal in ihrer Gewalt. Und sie würden ihn ermorden, wenn die Belagerung nicht aufgehoben werde.«
    »In wessen Auftrag arbeiten sie denn?«
    »Es sind Spitzel des Inquisitors Berni, die vom Papst und vom Kaiser beauftragt wurden.«
    »Hast du eine Ahnung, wohin sie ihn gebracht haben könnten?«, wollte Konstantin wissen.
    »Nicht die geringste«, antwortete Elisabeth.
    »Das müssen wir herausbekommen«, sagte Leander mit entschlossener Miene.
    »Und dann werden wir ihn befreien«, setzte Hans hinzu.
    »Aber wo sollen wir mit der Suche beginnen?«, fragte Daniel und blies die Backen auf.
    »Wie sahen die Mönche aus?«, kam es von Leander.
    »Sie trugen schwarze Radmäntel mit Kapuzen über dem Gesicht.«
    »Gehen wir

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